Tegernsee:
Der Miraculix vom Tegernsee

Die Autorin Birgit Mayr stellte kürzlich ihren Debütroman “Der Kräuterheiler vom Tegernsee” vor. Als Hommage an das Tegernseer Tal versteht sie ihren Heimatroman, der gleichzeitig ein spannender Krimi ist.

In der Bücherecke in Holzkirchen stellte Birgit Mayr vor Kurzem ihren Roman vor. / Foto: KulturVision e.V.

Sie liebe es, die Menschen zu unterhalten, sagte die Bad Heilbrunnerin, die in Bad Tölz als Stadtführerin unterwegs ist und eine Heilkräuterausbildung absolviert hat. In der Coronazeit aber ans Haus gefesselt habe sie begonnen, ein Buch zu schreiben und sofort einen Verlag gefunden.

Kein Wunder, denn das Buch greift ein brisantes Thema auf und es hat eine Menge Lokalkolorit. Es geht um Anton, der mit seiner Enkelin Babette auf einem Bauernhof am Tegernsee lebt. Bei ihm suchen kranke Menschen Rat und er weiß für jedes Wehwehchen ein heilsames Kraut. Sein Wissen hat er von seiner Großmutter und will es an seine Enkelin weitergeben.

Holler und Spitzwegerich

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So startete die Lesung unter der Kapitelüberschrift „Holler“ mit Wissenswertem über die Zauberpflanze, vor der man den Hut ziehen müsse. Birgit Mayr schreibt über Hollersirup im Frühjahr und Hollersaft im Herbst, der aber erhitzt werden müsse. Sie schreibt über Spitzwegerich für aufgeschlagene Knie und Birkensaft zur Entgiftung im Frühjahr und erklärt den Taschentuchtrick, mit dem man mittels Ameisensäure Erkältungen lindern kann.

Elixier gegen die Lungenkrankheit

Ihre Schilderungen der Region und der Menschen zeigen, dass sich die Autorin am Tegernsee auskennt. Da kommt der Bootsverleih Reiffenstuehl in Rottach-Egern vor, der daneben liegende Antiquitätenladen und der Tante-Emma-Laden von Josefa in der Seestraße.

In die Idylle aber bricht eine Lungenkrankheit herein, die Anton mit einem von der Großmutter geerbtem Elixier behandelt. Dazu empfiehlt er noch Propolis, das von Bienen produzierte Wachs.

“Der Kräuterheiler vom Tegernsee”, Gmeiner Verlag

Bei einem Pharmakonzern in Hamburg weckt dies Interesse und der Konzernchef Jansen schickt seinen Mitarbeiter Sebastian Grewe mit dem Auftrag nach Bayern, die Rezeptur des Elixiers zu beschaffen. „Wir brauchen das Geheimnis des Miraculix vom Tegernsee“, sagt Jansen. In diesen Kapiteln wählt die Autorin einen anderen Ton. Sprechen in Bayern die Menschen Dialekt, so herrscht hier ein rauer Geschäftston.

Digitalis-Vergiftung

Mit Hauptkommissarin Erna Salvermoser kommt eine dritte Erzählebene ins Spiel. Die Polizeichefin des Tegernseer Tals hat üblicherweise mit nächtlichen Ruhestörungen oder Nachbarschaftsstreitigkeiten zu tun. Sie liebt es, die bunten Klatschblätter nach einheimischen Promis zu durchforsten und sie liebt es, größere Eisportionen zu vernaschen, denn schon lange ist sie nicht mehr um ihre Figur besorgt, ebenso nicht wie ihr Mops Ganghofer.

Sie ist gefragt, als Babette mit einer Digitalis-Vergiftung ins Krankenhaus Agatharied eingeliefert wird. „Ob sie überlebt, verrate ich nicht“, schließt Birgit Mayr ihre Lesung.

Anton ist eine Mixtur

In der lebhaften Diskussion erzählte die Autorin von ihrem Schreibprozess. Sie sei eine chaotische Schreiberin, verrät sie und habe zu Beginn des Schreibens nicht gewusst, wie der Roman ausgeht. Immer wieder baue sie Begebenheiten ihres täglichen Lebens in die Handlung ein. So komme auch ein verstorbener Freund vom Tegernsee im Roman vor und Anton sei eine Mixtur aus drei kräuterkundigen Männern, die sie kenne. Der Kräuterwastl aus Weyarn sei aber nicht dabei, obwohl sie auch ihn kenne, sagt Birgit Mayr.

„Der Kräuterheiler vom Tegernsee“: Keine Stellungnahme zu Corona

Darauf angesprochen, ob der Roman zeigen solle, dass man Corona mit Kräutern heilen könne, antwortet sie: „Das Thema war der Zeit geschuldet, aber ich wollte einen Heimatroman schreiben und bin neutral.“ Das Buch beziehe keine Stellung, „das hätte der Verlag auch nicht erlaubt“.

Derzeit schreibe sie bereits am zweiten Buch, in dem die Protagonisten des ersten wieder auftreten. „Meine liebste Figur ist der Mops Ganghofer“, verrät sie. Dieses Mal geht es um eine Bonsai-Ausstellung.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Online-Magazin KulturVision, am 29.09.2023 | Ein Beitrag von Monika Ziegler.

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