Der Robin Hood vom Tegernsee

Die Bayern lieben sie: ihre Volkshelden. Gerne sind es verwegene Charaktere, die trotz krimineller Machenschaften verehrt werden. Vor 141 Jahren wurde am 6. November 1877 der Wildschütz Jennerwein aus Holzkirchen am Peißenberg erschossen.

Am Friedhof in Schliersee Westenhofen ist der Jennerwein begraben. / Foto links: www.tegernsee-schliersee.de

Sein eigentlicher Name war Georg Jennerwein, in der Region Tegernseer-Schliersee bekannt als  „Girgl von Schliers“. Heute wird er nur noch “Wildschütz Jennerwein” genannt. Er war ein wilder Bursch in jeder Hinsicht.

Es war ein stolzer Schütz in seinen schönsten Jahren

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Geboren wurde Girgl 1848 in Holzkirchen. Nach dem Krieg 1870 / 71 schlug er sich als Holzknecht durchs Leben. Er galt als hervorragender Jäger. Dieses Talent machte er sich zu Nutze und wilderte illegal in königlichen Jagdrevieren. Dadurch wurde er berühmt – zum Helden machte ihn schließlich das Volkslied „Wildschütz Jennerwein“, das Ende des 19. Jahrhunderts entstand.

Georgs Vater wurde beim Wildern vor den Augen des kleinen Girgls von Polizisten erschossen. Der Trotz gegen die Obrigkeit kommt daher nicht von irgendwo. Die Armen hatten es schwer in Zeiten als noch der Adel herrschte – sie hatten nichts, die Großen alles. Deswegen begann Georg das Wildern, um über die Runden zu kommen. Das geschossene Fleisch verkaufte er günstig an Wirte oder verschenkte es an Arme. Damit wuchs er zum verklärten Helden der Unterschicht – ein oberbayrischer Robin Hood sozusagen.

Und auf den Bergen, ja da ruht die Freiheit

Polizisten und Jäger bissen sich am Jennerwein die Zähne aus. Dass er illegal Wild schoss, war allseits bekannt, nur nachweisen konnte man es ihm nicht. Die königlichen Jäger bewunderten sein Talent und das Volk mehr und mehr seinen ungebrochenen Schneid, sich gegen die “Großkopfaden” aufzulehnen.

Auch sonst war Girgl kein Unschuldslamm. Es heißt, er wäre ein Weiberheld und Raufbold gewesen, ein anständiger Hallodri eben. Als stattliches Mannsbild hatte er bei den Frauen leichtes Spiel und auch seine Verwegenheit verhalf ihm zu seinen Erfolgen in der Damenwelt. Die Freiheit war Girgl heilig und so band er sich an nichts und niemanden.

Doch auf so eine schlechte Weise musste Jennerwein zugrunde gehen

Ganz nach dem Motto „live fast, love hard, die young“ nahm das Leben des Wildschütz ein tragisches Ende. Am 6. November 1877 wurde Girgl mit nur 29 Jahren hinterrücks am Peißenberg zu Tegernsee erschossen. Verdächtigt und verurteilt wurde sein ehemals bester Freund. Doch der Mord bleibt bis heute ein ungeklärtes Geheimnis.

Du feiger Jäger, s´ist eine Schande

Was wäre auch ein Held ohne einen mysteriösen Tod? Neun Tage nach den Schüssen fand man den Jennerwein am Peißenberg, heute besser bekannt als der Rinnerspitz in der Nähe der Bodenschneid. Sein großer Zeh steckte im Abzugsbügel, eine Kugel jedoch im Rücken. Folglich kam das Gericht zum Entschluss, dass nachträglich ein Selbstmord inszeniert worden war.

Durch die Verbreitung des Volkslied „Wildschütz Jennerwein“ (Autor unbekannt) wurde aus einem liederlichen Rebell ein Volksheld. Sein Leben wird zur romantischen Legende und Vorlage für Theaterstücke und Filme. Der heimatkundige Autor und Sprecher Beni Eisenburg aus Gmund stellt fest:

Bis heute ist der Jennerwein noch nicht in der Vergessenheit verschwunden.

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