Der Schnitzel-“Fauxpas”

Vor ein paar Wochen wurde es ernst. Die Holzkirchner Frischeküche musste sich bewähren. Doch nicht alles läuft rund. Bis heute kann im neuen Gymnasium nur eingeschränkt Essen ausgegeben werden. Außerdem zeigt sich: Gerade die Kleinsten sind die härtesten Kritiker.

Sie sorgen dafür, dass in der Frischeküche alles rund läuft: Barbara Schömig, Gunter Untersberger & Eva Schmitz (v.l.).
Sie sorgen dafür, dass in der Frischeküche alles rund läuft: Barbara Schömig, Gunter Untersperger & Eva Schmitz.

Erst seit Schulbeginn vor ein paar Wochen startet die Frischeküche so richtig durch. In sämtlichen Krippen, Kindergärten, Horten, Grund- und weiterführenden Schulen in Holzkirchen und Otterfing sorgt sie für das Mittagessen auf den Tischen. Oberstes Ziel ist, die jüngsten Holzkirchner zufriedenzustellen. Dabei steht die Freude am Essen im Mittelpunkt. Eine Bewährprobe für das junge Kommunalprojekt.

In Anbetracht der wachsenden Schulvielfalt und der steigenden Nachfrage für ein mittägliches Essensangebot hat sich die Gemeinde Holzkirchen etwas einfallen lassen. Man war die Probleme mit den vielen Fremdanbietern leid, die nicht alle Einrichtungen einheitlich beliefern konnten. So kam die Idee für eine Zentralküche im Ort auf, die künftig alle Einrichtungen beliefern sollte.

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Küchenchef vergisst “wichtige” Beilage

„Die Frischeküche ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des Landkreises und der Gemeinde Holzkirchen“, erklärt Eva Schmitz. Als Standortförderin und Vorstand ist sie für das Kommunalprojekt mitverantwortlich. Dabei sitzt sie nicht nur am Schreibtisch, sondern besucht das junge Klientel auch vor Ort. So will sie kontrollieren, wie das Essen ankommt. Bisher seien aber alle zufrieden mit der Leistung der Großküche, erzählt sie.

Gleich in der ersten Schulwoche unterlief der Frischeküche dennoch ein Kardinalfehler: Schnitzel stand auf dem Speiseplan. „Ich war besonders stolz auf unsere Zitronenscheibchen“, schmunzelt Küchenchef Gunter Untersperger. Dabei hatte er die Rechnung aber ohne seine Kundschaft gemacht. „Wir hatten den Ketchup vergessen“, muss er rückblickend gestehen. Diesen Fehler will Untersperger nicht noch einmal begehen.

Die Mensa im neuen Gymnasium blieb vorerst leer. Es fehlt eine Ausgabetheke und Personal
Die Mensa im neuen Gymnasium bleibt bis November leer. Es fehlt eine Ausgabetheke und Personal.

Mehr als 400 Mittagessen stemmen Küchenchef Gunter Untersperger und seine vier Küchenfeen jeden Tag. Bis Ende Januar will man die doppelte Menge schaffen. „Wir befinden uns im kontinuierlichen Aufbau“, erklärt Barbara Schömig. Sie ist Diplom-Ökotrophologin und somit Bindeglied zwischen den belieferten Einrichtungen und der Frischeküche. In Zusammenarbeit mit Untersperger erstellt sie nicht nur das Essensangebot sondern kümmert sich auch darum, dass alles rund läuft.

Vier Angestellte fahren mittags mit Elektroautos durch Holzkirchen und beliefern alle Einrichtungen mit den täglich zubereiteten Mahlzeiten. Nach den Herbstferien wird auch das neue Gymnasium mit Mittagsgerichten aus der Frischeküche versorgt. Hier hatte es bisher Probleme gegeben, weil das Landratsamt die Ausgabetheke nicht rechtzeitig zur Verfügung stellen konnte und zunächst Personal fehlte. Derzeit werden die Schüler von einem Kiosk versorgt. Nur die Mittagsbetreuung wird beliefert.

Kinder buchen ihr Essen online

Ab Januar sollen auch der Hort in der Frühlingsstraße und das Grüne Zentrum beliefert werden. Für die Verantwortlichen eine logistische Herausforderung. Den reibungslosen Ablauf soll ein neues digitales Buchungssystem gewährleisten. Online müssen die Schüler in Zukunft ihr Mittagessen bereits einen Monat im Voraus bestellen. Auf einer Chipkarte sind die Bestellungen dann gespeichert. An der Essensausgabe in der Schule erhält so jeder sein bestelltes Gericht.

Ein großer Vorteil für die zentrale Küche. Durch die vorbestellten Essenswünsche kann Küchenchef Untersperger fast auf das Gramm genau kalkulieren und die Lebensmittel bei den Lieferanten bestellen. Ideal für das Konzept, das die Frischeküche verfolgt. Selbsterklärend steht der Name dafür, dass „alle Gerichte tagesgenau frisch produziert und keine Fertigprodukte verwendet werden“, erläutert Untersperger.

Die Vorlaufzeit, die das onlinebasierte Buchungssystem der Frischeküche einräumt „garantiert, dass wir unsere Produkte aus der Region beziehen“, weiß der Chefkoch. Dabei komme das Fleisch aus dem Landkreis und Obst und Gemüse von ortsansäßigen Händlern. „Bayrische Milchprodukte liefert uns der Molkereivertrieb Miesbach und sämtliche Bioprodukte stammen aus Pliening“, versichert Barbara Schömig.

Küchenchef Gunter Untersperger muss in Holzkirchen viele hungrige Mäuler stopfen.
Küchenchef Gunter Untersperger muss in Holzkirchen viele hungrige Mäuler stopfen.

Vom papierlosen Buchungssystem, über die Verwendung von regionalen Bioprodukten bis hin zur Auslieferung der Essen mit Elektroautos reicht das Konzept der Frischeküche. „Wir wollen dem Namen auf allen Ebenen gerecht werden“, beteuert das verantwortliche Team.

Auch wenn die Auswahl derzeit noch etwas kleiner sei und der Speiseplan immer wieder modifiziert werde, stünden die Wünsche der Kinder und Eltern an erster Stelle. Die Herausforderung sei, die Symbiose zwischen gesunden und gleichzeitig bei den Kindern beliebten Gerichten zu finden.

„Wir wollen auf alle Interessen eingehen“, erklärt Untersperger. So sollen die Gerichte nicht nur den Ansprüchen der Kinder und Eltern genügen, sondern auch denen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die Richtlinien für angemessen Schulverpflegung vorgeben. Demnach stehen neben Klassikern wie Pasta, Schnitzel und Bratwürstchen auch viel Salat und Fisch auf dem Menuplan. Die ersten Wochen waren für Küchenchef Gunter Untersperger sehr aufschlussreich. Doch man ist noch lange nicht am Ziel:

Schon bei den Kleinsten besteht höchster Anspruch, was zum Beispiel Salatdressing und die Abwechslung betrifft. Sie sollen nicht nur satt werden, sondern auch Freude am Essen haben.

Mit der Frischeküche wollen Landkreis und Holzkirchen ein Vorzeigeprojekt schaffen. Zu Beginn gab es noch ein paar Schwierigkeiten. Doch langfristig soll sich das Projekt bewähren. Schließlich muss man sich am Ende rechtfertigen, warum man es besser als die privaten, vereinzelten Anbieter stemmen kann.

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