Die letzten drei Male haben wir die Kreuzbergalm, die Königsalm und die Kühzaglalm auf Wegbeschaffenheit, Familienfreundlichkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis getestet. Bei unserer neuesten Tour haben wir uns – nach ausgiebiger Inspiration – eine weitere schöne Alm erwandert. Also, auf zum vierten Test: der Neuhüttenalm.
Während in Bad Wiessee sich die etwas tiefer gelegene Aueralm einem sehr hohen Bekanntheitsgrad erfreut, ist die höher gelegene Neuhüttenalm eher unbekannt. Dabei bietet sie einen traumhaften Ausblick und interessante Möglichkeiten die Tour auf spannende Weise fortzusetzen – für Radler und Wanderer, mit oder ohne Kinder.
Start am Sonnenbichl-Parkplatz
Der Zustieg beginnt am Sonnenbichl-Parkplatz, von dem aus der Schotterweg in das Zeiselbachtal mit nur geringer Steigung immer am Bach entlangführt. Als Alternative kann die Aueralm auch über das Söllbachtal erwandert werden. Wir gehen jedoch weiter auf der eingeschlagenen Route, gelangen nach etwa einer halben Stunde an die sogenannte „Winterstube“ und in etwa 1.000 Metern Höhe auf den weiterführenden Weg, der jetzt schmäler und deutlich steiler wird.
Nach einer Linkskehre sowie etlichen Schutzhütten erreichen wir die freie Almfläche kurz unterhalb der Aueralm am Buchetskogel. Die komplette Gehstrecke erweist sich als abwechslungsreich mit Bergwaldambiente. Nach einer guten Stunde Gehzeit sind wir an der Aueralm angelangt. Diese lassen wir jedoch links liegen und folgen der Forststraße in Richtung nach oben.
Atemberaubender Ausblick
Ein paar wenige Wegkehren und kleine Waldstücke weiter erreichen wir eine freie Almfläche mit atemberaubenden Ausblicken. Nach einer weiteren halben Stunde haben wir unser Ziel – die Neuhüttenalm – auf 1.328 Metern Höhe erreicht. An die 60 Jungkühe stehen vor der Haupthütte. Der Bauer hat ihnen einen Wasserbanzen hingestellt, als das Wasser wegen der langen Trockenheit in der vergangenen Woche knapp wurde.
Ist man am Ziel angelangt, so präsentieren sich vier Almhütten sowie eine Skihütte. Auch über eine eigene Kapelle – ein paar Meter höher – verfügt die Neuhüttenalm: die Gedächtniskapelle, den toten Kameraden des Clubs Alpiner Skiläufer zum Gedenken, errichtet im Jahre 1922.
Laut dem Almbuch von Gerhard Oelkers wurde die Alm erstmalig erwähnt im Jahre 1427. Das Ensemble wurde 1897 bis 1902 durch Tausch erworben, von Hohenburg aufgekauft und später durch Tausch wieder abgegeben. Später scheint auf der Neuhütten eine kräftige Erweiterung vor sich gegangen zu sein, denn 1716 wurden zu den sieben Bauern noch weitere vier als sogenannte Zugfahrer “eingetan”. Bis 1840 blieb dieser Zustand erhalten. Heute ist sie eine der wenigen Almen, auf denen sich noch eine größere Gemeinschaft erhalten hat.
Getränke, aber keine Brotzeit
Ein paar Musiker, die einen lauschigen privaten Hüttenabend miteinander verbracht haben, brechen gerade auf zurück ins Tal. Die Tibetfahnen an der Hütte wehen im leichten Wind. Die Solarzellen tanken bei gut 25 Grad und zeitweisem Sonnenschein neu auf. Auch der Bauer steigt gerade auf seinen Traktor.
„Richtig bewirtschaftet“ ist die Alm nicht. Aber ein handgeschriebenes Schild lädt ein zur Rast auf der sonnigen Terrasse und einem Getränk – Apfelschorle oder Tegernseer Bier – gegen eine Gabe von 2 Euro in die Vertrauenskasse.
Während etliche Bergradler und Wanderer sich dazu entscheiden, ihre Tour in Richtung Fockenstein oder zum Kampen auszudehnen, werden wir den Abstieg über die Skilift am Sonnenbichl anstreben – eine ebenfalls abwechslungsreiche Variante mit spektakulären Ausblicken auf den See.
Fazit
Insgesamt kann dieses Wanderziel ausdrücklich als familienfreundlich bezeichnet werden. Mit größeren Kindern oder Zwergen in der Kraxe ist der Weg ohne Probleme machbar. Geübte Wanderer sollten ebenfalls in der Lage sein, einen Babyjogger hinaufzuschieben. Auch ist die Strecke bei Bergradlern sehr beliebt.
Der Abstieg über den Skilift bietet tolle Ausblicke, könnte aber wetterbedingt anfangs sehr schlammig sein. Einziger Wermutstropfen: Wochentags sind derzeit im oberen Wegteil (kurz vor der Aueralm) umfangreiche Forst- beziehungsweise Bauarbeiten in Gange. Wer Ruhe sucht, sollte diesen Teil weiträumig umgehen.
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