38 Jahre, blond, braungebrannt. Wenn er mit seinem Motorboot, von Tegernsee kommend über den See rauscht, drehen sich alle seine Gäste wie einst die Jünger am See Genezareth zu ihm, als ginge er über das Wasser. Sehet, der Renken-Retter naht. Keine schlechte Performance für einen, der zeitlich überschaubar zur Schule gegangen ist.
Christoph von Preysing ist ein bunter Vogel. Aber alles, was er sich aufgebaut hat, mit Freunden, aber auch allein, ist real, kann sich sehen lassen. Der Vogel, der sich gern in schrille Kleidung schmeißt, um noch mehr aufzufallen, hat sein Geschäft im Griff und dem Rentner-Ort Bad Wiessee eine putzig-bunte Note geschenkt.
Preysing lockt die reiche Klientel
Graf von Preysing – im Bundesland mit der größten Monarchen-Gläubigkeit kommt so ein Name gut an. Aber hinter all dem Fasching und Budenzauber steckt eine sehr harte Arbeitsethik. Seine Arbeitswelt beginnt um vier Uhr auf dem See, Netze raus. Der Fisch, der am Nachmittag von freudigen Gästen in Tegernsee und in Bad Wiessee genossen werden kann, zappelte zuweilen noch kurz zuvor im See, an dem eben jene Gäste das Panorama des Tals genießen.
Ab und an lassen Preysing und sein Team die Sau raus. Champagner fließt in Strömen. Er steht dazu: “Wir wollen ja nicht nur Rentner mit kleinem Budget bedienen”, erklärt er. Seine These: Lieber weniger Touristen, die dafür aber mehr Geld im Tal lassen.
Ihm sind die Kräne, die Staus, die Enge im Sommer, die der Tourismus, den er braucht, auch bewusst. Preysing holt eben auch die reiche Klientel ins Tal. Jene, die dann bleiben wollen, die hochpreisig shoppen und die Preise treiben, ob Grundstücke oder Alltagseinkäufe. Darauf angesprochen, nickt er, kennt keine einfache Lösung. “Die Menschen wollen halt hierher. Ich bereite ihnen eine gute Zeit, mehr nicht. Die Politik muss mehr lenken.”
Mit dem Hubi nach Venedig
Dann wird der Gast auch schon einmal mit dem Hubi von der Kreuzstraße nach Venedig oder auf eine österreichische Alm gebracht, wo er der Liebsten Preysings Fischspezialitäten und Champagner-Auswahl genießen darf. Verbietet sich der Betrachter für einen Moment so etwas wie Neid, dann ist das am Ende auch nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Preysingschen Luxus-Bauchladen.
Der Fischer-Graf kooperiert mit Luxus-Brands wie Bentley, krasse Ausfälle verbieten sich da eh. Einige Gäste verbinden die Fisch-Fiesta mit einem Aufenthalt im Hotel Bussy Baby. Dort, wo einst Rentnerscharen aus Recklinghausen beim Schweinsbraten saßen, gastiert die Jeunesse dorée der Landeshauptstadt, zumindest die, die es gerne wäre. Preysing nimmt sich den Montag meist frei, schläft aus. Schon am Dienstag geht die Taktung weiter. Dazwischen sitzt er regelmäßig als Neu-Gemeinderat am Abend noch in Sitzungen der Kommune.
Preysing ist jedoch kein Einzelspieler. Immer wieder betont er, dass er das mit seinen Kompagnons Simpert Ernst und Thomas Bayer auf die Beine gestellt hat. “Wir sind ein Trio, eingespielt und dabei noch befreundet.” Vierzehn feste Mitarbeiter und fünf Aushilfen sorgen für das Fisch-Erlebnis mit Blubberwein und Party. Man muss das mögen und – auch können. Denn er gehört definitiv zu einer kleinen Schar junger Gastgeber im Tal, die jenseits von trutschiger Alpenidylle mit Selbstironie und Hang zur Albernheit eine andere Farbe in die Gastro-Welt bringt. Im Podcast wird er mehr verraten.
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