Destillateur aus Leidenschaft

3000 Holzfässer gefüllt mit feinstem Whisky lagern in der Halle der Slyrs-Destillerie im Schlierseer Ortsteil Neuhaus. Ein herber und zugleich würziger Geruch liegt in der Luft, ungewohnt und doch angenehm. Verantwortlich für das exklusive Getränk ist Hans Kemenater. Sein Beruf: Destillateur.
Mit Whisky kennt Hans Kemenater sich aus. Foto: K.Fitz

Der 35jährige leitet die moderne Spiritousenproduktion seit 2006. Seine Lehre absolvierte der Warngauer in der Obstbrennerei Lantenhammer, die ihren Sitz in den 90er Jahren in Schliersee hatte. „Wir haben quasi in einer Garage angefangen, aus verschiedenen Obstsorten Schnaps zu brennen“, erinnert er sich.

Vom Obstbrand zum Whisky

Nach seiner Gesellenprüfung blieb er der alteingesessenen Brennerei treu und fing schon damals an, sich mit dem Thema „Whisky“ zu beschäftigen. Bald destillierte er das edle Getränk eigenständig und begleitete die Anfänge des „Slyrs Bavarian Single Malt“ – einem der Aushängeschilder der heutigen Slyrs-Destillerie.

Als sein damaliger Chef einen Verantwortlichen für die neugegründete Firma „Slyrs Destillerie GmbH“ suchte, zögerte Kemenater nicht lange und machte sich mit Begeisterung an die neue Aufgabe.

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Destillateur statt Koch

Whiskey ist seine Leidenschaft, sagt er, aber warum und wieso kann er nicht genau erklären. Es ist einfach so. Seine Eltern betrieben einen Getränkemarkt mit Weinhandel in Warngau und schon früh war klar, dass der junge Hans beruflich „irgendetwas mit Lebensmitteln“ machen wollte.

Zur Auswahl standen eine Lehre als Bierbrauer oder als Koch. „Koch schied aber dann aus, da waren mir die Arbeitszeiten zu lang“, berichtet er. Kemenater erfuhr, dass der Chef der Lantenhammer Brennerei einen Lehrling suchte, stellte sich vor und wurde eingestellt.

„Die Füß im Wasser und der Kopf im Dampf“

Doch was macht ein Destillateur eigentlich genau? „Meistens hat er die Füß im Wasser und den Kopf im Dampf“, versucht der sympathische Brennmeister sein vielseitiges Handwerk mit einem Lachen zu erklären. „Destillieren, Ausmischen, Lagern“ heißen die drei Haupttätigkeiten eines Schnapsbrenners.

Früher wurde meist noch per Hand gebrannt, heutzutage gibt es spezielle Computerprogramme, die den reibungslosen Ablauf der Produktion gewährleisten. Doch die Kreativität und vor allem den Geschmack eines Experten kann selbst der ausgefeilteste Hochleistungsserver niemals ersetzen.

Geschmack ist wie Vokabeln lernen

Ein guter Geschmacksinn ist überhaupt eine der wichtigsten Voraussetzungen, um diesen Beruf ausüben zu können. Doch „Geschmack ist ähnlich wie Vokabeln lernen“, sagt Kemenater. Jeder könne durch stetes Ausprobieren mit der Zeit seinen Geschmacks- und Geruchssinn verfeinern und lernen, verschiedene Geschmacksrichtungen ganz klar zu unterscheiden. Als „Whiskymensch“, bezeichnet Kemenater sich selbst. Obwohl er privat zu Hause eher selten Whisky trinkt: „Dadurch, dass ich täglich damit zu tun habe, ist es für mich nicht mehr so interessant“.

Sein Beruf führt Kemenater mittlerweile oft auf Auslandsreisen in die ganze Welt. Rund fünf bis sechsmal im Jahr besucht er Importeure oder Fasshersteller in den USA und Asien.
Seit zwei Jahren ist er zudem Jurymitglied der renommierten „World Whiskies Awards“ in London. Er ist gerne viel unterwegs, schließlich sind seine Kunden meist luxuriöse Hotels oder schicke Bars.

Trotzdem ist Hans Kemenater angenehm bodenständig und heimatverbunden geblieben: In seiner Freizeit spielt er Fußball und verbringt Zeit mit seiner Familie. Doch die Whisky-Herstellung ist und bleibt seine große Leidenschaft.

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