Deutsche Wettlizenz – Entstehung und Folgen

Die deutsche Wettlizenz ist in den letzten Tagen ein oft diskutiertes Thema bei allen beteiligten Personen. Eigentlich sollte diese bereits dieses Jahr kommen, doch Verzögerungen führten dazu, dass sie nun erst im Jahr 2021 endgültig in Kraft treten soll. Wie aber kam es zu dieser und was sind die Folgen für Anbieter sowie Wettfans?

Lange Zeit herrschte in Deutschland in Bezug auf Glücksspiel ein staatliches Monopol. Private Anbieter wurden dabei ausgegrenzt und hatten praktisch keine Chance, auf dem Markt Fuß zu fassen. Die einfache Begründung dessen war, dass man der staatlichen Verantwortung nachkommen wolle und so entschieden gegen Wett- und Glücksspielsucht vorgehen kann.

Doch mit dem aufkommenden Internet verlor der Staat diese Kontrolle, da sämtliche Konkurrenten von nun an Onlineplattformen für ihre Angebote nutzten. Somit konnten diese zu geringeren Kosten vermeintlich höhere Gewinne anbieten, eine Reaktion seitens des Staates musste her. Deswegen versuchte man nun, auf Länderebene den Zugang zum deutschen Wettmarkt zu erschweren, ohne Erfolg.

Strafverfahren gegen Deutschland

Diese verzweifelten Versuche der Regulierung schlugen fehl, außerdem eröffnete die EU-Kommission obendrein im Jahr 2006 noch ein Strafverfahren, da man mit diesen Aktionen gegen geltendes Europarecht verstieß. Die endgültige Bestätigung dessen folgte dann im September 2010, als der europäische Gerichtshof (EuGH) eben jenes Urteil fällte. Zudem gab es massig Kritik, schließlich unterlaufe man mit einer derartig hohen Menge an Werbung doch seine eigentlichen Ziele der Bekämpfung von Spielsucht.

Im Jahr 2011 einigten sich die Bundesländer dann auf einen Glücksspieländerungsvertrag (GlüÄndStV), da Änderungen zwingend notwendig waren. Dieser trat dann ab 2012 auch in Kraft, unter anderem mit der immer noch existierenden Wettsteuer von fünf Prozent, obwohl es auf dem Markt aktuell auch Wettanbieter ohne Steuer gibt. Zudem beschränkte man erneut den Markt, indem man lediglich 20 private Wettanbieter erlauben wollte, das hessische Innenministerium sollte Lizenzen dafür vergeben.

Rechtliche Grauzone soll beseitigt werden

Besonders lange funktionierte dies allerdings nicht, denn bereits nach kurzer Zeit reichten erste nicht berücksichtigte Wettanbieter ihre Klagen ein. Das Verwaltungsgericht Wiesbaden sah sich dadurch dazu gezwungen, die Lizenzvergabe zu stoppen und das EuGH entschied, dass man weiterhin gegen EU-Recht verstoße. Seitdem vergibt einzig und allein Schleswig-Holstein eigene Lizenzen, ansonsten herrscht mehr oder weniger Chaos.

Sportwetten und Tippspiele befinden sich aktuell dementsprechend immer noch in einer rechtlichen Grauzone. Eine klare Regelung ist zwingend erforderlich, weshalb nun bereits seit geraumer Zeit wegen einem Lizenzierungsmodell diskutiert wird. Eigentlich sollte bereits in diesem Jahr die deutsche Wettlizenz kommen, um eben jene angesprochenen Probleme in den Griff zu bekommen und Glücksspiel zu legalisieren, doch es kam zu Verzögerungen. Stattdessen sollen interessierte Wettanbieter bereits jetzt ihre Lizenz beantragen, um ab Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages am 1. Juli 2021 als legaler Buchmacher mit gültiger Lizenz in Deutschland aktiv sein zu können. Gewisse Auflagen müssen dafür allerdings erfüllt werden.

Änderungen & Folgen des neuen Glücksspielstaatsvertrages

Aktuell werden mögliche Voraussetzungen für Wettanbieter sowie Neuerungen für alle Wettfans noch intensiv diskutiert. Nur wenige mögliche Änderungen kamen bisher ans Tageslicht, doch einige mehr oder weniger gravierende Aspekte sind bereits dabei. Für Wettanbieter soll beispielsweise gelten, dass sie keinerlei Schulden beim deutschen Staat haben dürfen. Zudem kann es dazu kommen, dass Über- und Unterwetten komplett abgeschafft werden müssen und Livewetten eingeschränkt werden. Darüber hinaus wird ein automatisiertes System zur Früherkennung von Glücksspielsuchtgefährdeten gefordert. An der Sinnhaftigkeit so mancher möglicher Änderungen darf durchaus gezweifelt werden.

Aber auch auf die Wettfans selbst könnte einiges zukommen, denn es sind beispielsweise monatliche Einsatzlimits im Gespräch. So kann es durchaus passieren, dass künftig nur noch maximal 1.000 Euro eingezahlt werden dürfen, für manche könnte dies tatsächlich zu einem Problem werden. Auch mögliche Logins bei mehreren Wettanbietern gleichzeitig für einen Quotenvergleich beispielsweise könnten zukünftig beschränkt werden. Änderungen, die mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden dürften.

All diese Veränderungen würden aber noch viel tiefer gehende Folgen mit sich bringen. Für die größeren Buchmachern wäre es vermutlich eine Stärkung ihrer Marktposition, da neue Wettanbieter somit einen schwierigeren Zugang zum Markt haben dürften, doch gleichzeitig kann es auch zu Umsatzeinbrüchen bei so manchen Wettanbietern kommen.

Dies könnte auch dazu führen, dass sich manche Buchmacher aus dem Sponsoring zurückziehen und dies wiederum Auswirkungen auf den Sport selbst sowie kleinere Vereine hat. Zudem würde sich der Staat noch ins eigene Fleisch schneiden, da deutliche Steuerverluste erwartbar wären, doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen und diese Spekulationen sind keinesfalls bestätigt. Bis dahin heißt es dementsprechend noch abwarten und Tee trinken, immerhin ist die Tinte noch lange nicht trocken.

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