Dialyse im Tal: Kein Comeback in Kreuth

Seit der Kreuther Bürgerversammlung ist es ausgesprochen: Dialyse-Patienten aus dem Tal müssen weiterhin zur ambulanten Behandlung nach Miesbach pendeln.

Die Bemühungen, alternative Standorte rund um den See zu finden, sind gescheitert. „Ich bedauere das sehr“, beteuert Bürgermeister Josef Bierschneider. Man hatte die Hoffnung, der Alpenpark an der Grenze zu Bad Wiessee könnte sich als alternativer Standort herausstellen, noch nicht aufgegeben. Doch letztendlich scheiterten diese Bemühungen. Der Ringsee liegt sieben Kilometer zu nah an Bad Tölz.

Der Alpenpark in Ringsee fällt als Ersatzlösung aus

Im Radius von 30 Kilometern greift der sogenannte „Bestandsschutz“, den das Tölzer Dialysezentrum für sich einfordert. Mit dem gesetzlich verankerten Schutz wird die wirtschaftliche Situation des Zentrums grundiert, wie Dr. med. Bettina Schroeder erklärt. Auch Bemühungen des Tölzer Landrats Josef Niedermaier konnten die drei Ärztinnen nicht umstimmen.

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Deshalb pendeln die Patienten vom Tegernsee mit dem Taxi oder dem eigenen Auto nach Miesbach zur Behandlung. „10 bis 15 Patienten aus dem Tal kommen zu uns“, schätzt Dr. Norbert Thaller. Gemeinsam mit Daniela Soreth-Rieke stellt er die Leitung der internistisch-nephrologischen Facharztpraxis.

Wie es sich mit lebensrettenden Maschinen lebt

Der Rottacher Manfred S. war einer der Patienten, die nach Miesbach mussten. Er weiß, wie man damit lebt, wenn man dreimal die Woche für fünf- bis sechs Stunden an eine Maschine angeschlossen ist – die einem das Leben rettet. „Die Lebensqualität ist stark eingeschränkt“, erzählt der 66-jährige. Wenn die Nieren versagen, hilft nur noch eine Nierenersatztherapie, die sogenannte Dialyse, bei der das Blut „gewaschen wird“.

Patient bei der Dialyse / Quelle: Wikipedia – Anna Frodesiak

Bei S. war der sogenannte „Kreatininwert“ (er gibt an, “wie es der Niere geht”) im Jahr 2005 auf einmal so schlecht, dass ihm keine andere Wahl blieb. Die stundenlange Behandlung stelle eine Belastung für den gesamten Kreislauf dar, so der Rottacher. Ein längerer Transport schlauche da so manchen Patienten noch zusätzlich. Dreimal die Woche erfolgt die lebensnotwendige Behandlung.

Das Team im KfH-Nierenzentrum versorgt die chronisch Kranken. Die Kosten für die lebenserhaltende Behandlung – einschließlich des Transports ins Zentrum und wieder nach Hause – tragen die Gesetzlichen Krankenkassen, weiß Dr. Thaller. Die Zuzahlung übernehmen die Patienten selbst. Ist jemand schwerwiegend chronisch krank, so gilt eine Zuzahlungsgrenze von 1 Prozent der Bruttoeinnahmen pro Jahr.

Lebensqualität stark eingeschränkt

Ein „normales Leben“ scheint schwierig für Menschen, die auf eine Dialyse angewiesen sind. Die zeitintensive Behandlung muss in den Alltag integriert, eine Berufstätigkeit darauf abgestimmt werden. Zum anderen sind auch regelmäßige Pausen angesagt, da die Behandlung anstrengend für den Kreislauf ist.

Manfred S. hatte Glück. Eineinhalb Jahre lebte er mit der regelmäßigen Dialyse. Bereits im Oktober 2006 bekam er ein Spenderorgan. Sechseinhalb Jahre schon hat sich die Niere seit der Transplantation bewährt. „Es geht mir gut“, sagt er heute. Mittlerweile fährt er nur noch alle drei Monate zum Gesundheits-Check nach Miesbach.

Steht heute leer – die ehemalige Dr-May-Krankenanstalt

Ende März 2012 hatten die letzten Dialyse-Patienten das Zentrum in Kreuth verlassen. Der Zustand des Anwesens – die baufällige Straße, die maroden Treppen, das sanierungsbedürftige Dach des über 100 Jahre alten Hauses – hatte aus Sicherheitsgründen keine Behandlung mehr zugelassen.

Bleibt am Ende Abriss der May-Klinik?

Was aus der denkwürdigen Dr.-May-Krankenanstalt mit der bewegten Vergangenheit wird, ist derweil ungewiss. Ein trauriges Anwesen ist aus dem imposanten Bau geworden. Immer schon waren viele Patienten nach Kreuth und auch viele Gäste zur Feriendialyse gekommen. Bleibt am Ende nur der Abriss? Zuerst einmal muss ein Käufer gefunden werden. Eine Sanierung hält Kreuths Bürgermeister Bierschneider für unwahrscheinlich, da die Eigentumsverhältnisse des Gebäudes problematisch seien.

Sein persönliches Glück wünscht Manfred S. auch anderen Dialysepatienten. 12.000 Menschen in Deutschland warten derzeit auf ein Spenderorgan. Im Schnitt 6,5 Jahre lang. „Ich hoffe, meine Niere hält bis zu meinem Lebensende“, wünscht sich der Rottacher.

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