“Die Abrisswut im Tal stoppen”

Waldshut, Konstanz, Lindau, Sonthofen, Füssen, Murnau, Bad Tölz, Wolfratshausen, Rosenheim, Traunstein, Miesbach und Tegernsee. Was haben alles diese Alpengemeinden gemeinsam? Sie setzen sich für’s Klima ein. Diese Woche wird es laut am Tegernsee.

Future Bewegung ist im Tegernseer Tal angekommen / Quelle: FFF Ortsgruppe Miesbach

Der Süden Bayerns und Baden-Württembergs macht mobil. Vor wenigen Jahren noch undenkbar, versammeln sich in den Orten, denen der Blick auf die wunderbare Bergwelt der Alpen gemein ist, die Einwohner, um gemeinsam für die Klimawende auf die Straße zu gehen. In weit über 200 Städten und Gemeinden bundesweit folgen die Menschen am kommenden Freitag dem Aufruf von Fridays for Future (FFF). Was einst zu laut, schrill und radikal erschien, ist gesellschaftsfähig geworden. Das Klima machts möglich.

Klimakrise ist im Tegernseer Tal längst angekommen

Am kommenden Freitag sind auch die Talbewohner aufgerufen, sich den Forderungen und Zielen der globalen FFF-Bewegung anzuschließen. Um 13.00 Uhr startet die Demo gegenüber des Gymnasiums in Tegernsee. Von dort aus geht es über Haupt- und Rosenstraße in den Kurpark. Dort findet die zentrale Kundgebung statt. Laura Mandl, Mitinitiatorin des Klimastreiks am Tegernsee, entstammt einer sehr politischen Familie. Für sie selbst, die bereits in sehr jungen Jahren im Stadtrat ihrer Heimatgemeinde aktiv ist, sei das Engagement für „unser Klima“ selbstverständlich. Dabei verweist die 27-Jährige im Gespräch mit der TS auf den hinter uns liegenden Sommer:

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Wir spüren die Klimakrise zunehmend auch in unserer Region. Vor einigen Wochen ist ein Teil der Mangfall einfach trockengefallen und auch im Tal war der Sommer viel zu heiß, die Bäche waren fast leer und auf den Almen ging das Wasser aus.

Noch vor Jahren seien die Auswirkungen der Klimakrise nur im TV oder in den sozialen Netzwerken ein Thema gewesen – weit weg vom Tegernsee – doch das habe sich geändert, wie die Initiatorin des Klimastreiks unterstreicht. Die Folgen der Klimakrise werden auch im Tal mehr und mehr sichtbar und leider deuten alle wissenschaftlichen Prognosen darauf hin, dass das, was wir jetzt schon erleben, nur der Anfang ist, macht Mandl deutlich.

FFF hat die Kinderstube verlassen

Und noch etwas habe sich eindeutig geändert: Die weltweite Klimabewegung FFF sei erwachsen geworden. Die Zeiten, so die Tegernseerin, seien vorbei, als sich zum Klimastreik nur die Kids auf der Straße befunden haben. Geschichte sei ebenfalls, die Klimakrise isoliert als rein ökologisches Problem zu betrachten. Inzwischen sei die drohende Katastrophe in der Mitte der Gesellschaft und damit bei allen Menschen als reale Bedrohung angekommen. Und das natürlich auch hier im Tal, wie die junge Frau verdeutlicht:

Wir alle leben hier von und mit der wunderbaren und vielfältigen Natur, die uns am Tegernsee umgibt. Artensterben, Starkregen, Unwetter und auch Dürre gefährden unsere Lebensgrundlage.

Als weiteres Indiz im Entwicklungsprozess der FFF-Bewegung hin zur “Bürgerbewegung” identifiziert die 25-jährige Psychologin, die Einbeziehung der sozial-gesellschaftlichen Komponente in den Prostest:

Die Klimawende ist nur dann realisierbar, wenn auch soziale und ökonomische Faktoren einbezogen werden.

Das haben die Kids in den letzten Jahren längst erkannt, meint Mandl und verweist auf den FFF-Aufruf für den Klimastreik: „Jetzt gilt es, konsequent aus Fossilen auszusteigen, eine grundlegende Verkehrswende einzuleiten, gezielt Menschen mit niedrigem Einkommen zu entlasten und den Globalen Süden bei der Bewältigung der Folgen der Klimakrise zu unterstützen.“ Konkreten Handlungsbedarf sieht Mandl bei vielen Themen auch hier im Tal: “Die Klimakrise ist ein globales Problem, das wir auch lokal angehen müssen.”

Lokale Forderungen für die weltweite Klimawende

Themen wie die Verkehrswende hin zu einem zeitgemäßen Nahverkehr, der ein ordentliches Radwegenetz fördert, statt ständig mehr Parkraum zu schaffen, stehen auf der Agenda der lokalen und nachhaltigen Klimapolitik. Wie auch der Ausbau der regenerativen Energien für die Energieunabhängigkeit im Tal. Weitere zentrale Forderungen im Klimastreikaufruf sind auch:

Die Abrisswut im Tal stoppen, um eine nachhaltige Ortsentwicklung zu fördern! Den nachhaltigen Tourismus ohne Landschaftszerstörung und Luxusverdrängung! Klimaschutz ist Artenschutz.

Das sind Forderung, hinter denen sich viele engagierte Menschen im Tal versammeln können. Anders als noch zu Beginn der FFF-Bewegung, als die jungen Menschen oft als radikale Spinner belächelt wurden, unterstützen inzwischen die bundesdeutschen Naturschutzorganisationen und etablierte Parteien den Aufruf zum Klimastreik. Am Tegernsee sind das: die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, GRÜNE und SPD Tegernseer Tal, die ÖDP, der adfc, der LBV, der BUND-Naturschutz, der Verein zum Schutz der Bergwelt und die Haut der Berge.

… und (fast) alle im Tal machen mit

Mandl stimmt es mehr als optimistisch ein so breites gesellschaftliches Spektrum an Unterstützern am Tegernsee zusammengefunden hat, um mit der FFF-Gruppe Miesbach und den Freunden der Goldenen Parkbank zum Klimastreik am Freitag um 13:00 Uhr auf die Straße zu gehen. Jedoch überrascht ist die 27-Jährige nicht:

Uns alle eint – über alle ideologischen Grenzen hinweg – der Wunsch, den nachfolgenden Generationen ein lebenswertes Tal zu hinterlassen.

Wer am Freitag um 13:00 Uhr noch keine Zeit hat, kann sich dem Klimastreik in Miesbach anschließen. Dort startet die Demo um 17:00 Uhr. Wem nicht nach lauter Musik und vielen Menschen ist, aber sich trotzdem aktiv an den Protesten beteiligen möchte, dem sei das Taizé Gebet in der Portiunkulakirche in empfohlen. Es gibt viele Möglichkeiten, seine Sorgen zu teilen und Veränderungen anzumahnen.

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