Die Bahn gibt Fehler zu

Die Zugausfälle während des Schneechaos im Februar waren für das gesamte Oberland eine Katastrophe. Die Bayerische Oberlandbahn musste deshalb schon zu zahlreichen Krisengesprächen anrücken. Jetzt zeigte sich erstmals auch die Bahn kooperativ.

Das Treffen in Holzkirchen (von links): Fabian Amini, Leonhard Wöhr, Olaf von Löwis, Michael-Ernst Schmidt, Peter Schiffmann, Matthias Schmid, Hans Hagn und Herbert Scheller.

Nach den Zugausfällen während des K-Falls im Januar dieses Jahres sind sich Kommunalpolitiker und Verkehrsunternehmen einig: Es muss einiges verbessert werden, um auf solche Ereignisse in Zukunft vorbereitet zu sein. Dazu fand am Mittwoch erneut ein gemeinsames Treffen mit Vertretern der Kommunen und der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) statt. Erstmalig dabei waren auch Vertreter der Deutschen Bahn (DB). Holzkirchens Rathauschef Olaf von Löwis zeigte sich mit dem ersten Bahngespräch zufrieden:

Die Deutsche Bahn hat jetzt eingeräumt, dass einiges in ihrem Zuständigkeitsbereich nicht gut gelaufen ist und dass etwas passieren muss.

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Auf Einladung von Bürgermeistersprecher von Löwis kamen im Holzkirchner Rathaus die Bürgermeister Hans Hagn (Tegernsee), Josef Lechner (Fischbachau), Leonhard Wöhr (Weyarn) und Jens Zangenfeind (Hausham) zusammen. Vor Ort waren außerdem Verantwortliche der Landratsämter Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen, der BOB und DB-Netz, sowie Gabriele Dorby (Leiterin des Stimmkreisbüros von Ilse Aigner).

Ziel sei es gewesen, konkrete Schritte einzuleiten, wie der Bahnverkehr im Oberland künftig stabiler fließen kann. „Bereits jetzt, nach der Thematisierung auf der Bürgermeister-Dienstbesprechung und nach dem Gespräch mit der BOB-Geschäftsführung Ende Februar sind konkrete Fortschritte erkennbar“, meint von Löwis.

Einig sind sich die Beteiligten in ihrem klaren Bekenntnis zur Bahn. In einer angespannten Lage oder dem Katastrophenfall hat die Schiene absolute Priorität. Bürgermeister Hagn brachte es auf den Punkt: „Zuerst müssen wir die Schiene fit machen. Sie ist das Verkehrsmittel der Zukunft und das Verkehrsmittel, das bei gefährlichen Wetterlagen am sichersten ist.“ Deswegen gelte beispielsweise bei der Schneeräumung: erst die Schiene, dann die Bundesstraße, dann die Nebenstraßen.

Diese Maßnahmen sollen helfen

Damit das in Zukunft besser gelingen kann, haben DB, BOB und Bürgermeister ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt, um in deutlich kürzerer Zeit deutlich schlagkräftiger auf herausfordernde Wetterlagen reagieren zu können.
Der erste Teilbereich umfasst die Räumtechnik: Es werden technisch weniger anfällige Pflüge und Fräsen angeschafft. Ebenso soll die Qualifizierung der Mitarbeiter vorangetrieben werden, damit diese routinierter mit den Maschinen arbeiten können.

Ein weiterer Punkt betrifft die Ausrüstung der Strecken. „Das Problem“, so erklärte Dr. Herbert Scheller von der DB, „ist hier die hohe technische Komplexität – mehrere Technologien in unterschiedlichen Altersstufen. Wir haben hier sehr alte Technik, kilometerlange, freiliegende Leitungen, die von Hand freigeschaufelt und enteist werden müssen. Hier kann man nicht einfach Streusalz draufwerfen.“ Konkrete Maßnahmen, die die DB hier ankündigt: Freileitungen im Boden versenken, Bahnübergänge wie in Schaftlach stabilisieren und Weichenheizungen optimieren.

Die dritte Maßnahmensäule betrifft die Vorbereitung auf strenge Winter, die jetzt im Sommer festgezurrt werden soll. Die vierte Säule betrifft laut Scheller die Fahrwegdienste: „Wir wollen die Qualifizierung unserer Räum- und Einsatzkräfte vorantreiben. Es wird eine Rufbereitschaft für Vegetationsprobleme installiert und ein verbessertes Ortungssystem für Räumpersonal.“

Kommunikation soll verbessert werden

Gemeinden und Bahn wollen beim Schneeräumen außerdem enger zusammenarbeiten. Bauhöfe oder auch das Technische Hilfswerk (THW) könnten zum Beispiel den Bahnhofsbereich vorbereiten. Dazu gehören Schneeräumen oder das Schaffen von Lademöglichkeiten für Lkw, die den Schnee abtransportieren. Dies sei einfach umzusetzen, stellte Bürgermeister Lechner fest: „Wir gehen die Bereiche einmal ab, und die Sache hat sich.“

Auch die Kommunikation unter den Unternehmen ließ während des K-Falls zu wünschen übrigen. Bereits beschlossen war hier die Einbindung der Schiene in das K-Team. Verbessert werden soll auch die Kommunikation des Einsatzpersonals untereinander, mit Gemeinden und Anrainern und vor allem mit den Fahrgästen. Stellvertretend nutzte Lechner die Gelegenheit, um noch mal die missglückte Kundenkommunikation anzusprechen:

Früher habe ich am Bahnsteig eine Durchsage bekommen und wusste Bescheid. Mittlerweile haben wir die Vergangenheit an allen Bahnhöfen abgebaut, sind aber noch nicht in der Zukunft angekommen.

Die Komplexität in der Reiseinformation zu reduzieren, die die derzeit zuverlässige Informationsweitergabe an die Kunden einschränkt, „ist ein sehr dickes Brett“, betonte auch DB-Sprecher Matthias Schmidt. Die Bürgermeister gaben das aber dennoch als Hausaufgabe mit. Das nächste Bahngespräch der Arbeitsgruppe ist für Mitte Juli vorgesehen. Dann sollen gemeinsam weitere Maßnahmen und Fortschritte besprochen werden.

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