„Die Dunkelziffer ist hoch“

Zuletzt häuften sich am Tegernsee die Unfälle von jungen Fahrern. Viele Leser und auch die Polizei vermuteten hier einen Zusammenhang mit dem Trend zum Smartphone. Diesen nachzuweisen, ist allerdings schwierig. „Die Dunkelziffer ist hoch.“

Die B318 gilt schon lange als Unfallschwerpunkt / Quelle: Thomas Gaulke
Auch bei dem Unfall in der Reithamer Kurve könnte ein Handy im Spiel gewesen sein. / Quelle: Thomas Gaulke

Das Handy – ständiger Begleiter und Ablenkung Nummer eins im Straßenverkehr. Rund um die Uhr erreichbar sein, das wird heute von fast jedem erwartet. Durch moderne und multifunktionale Mobilgeräte wird Autofahren schnell zur Multi-Tasking-Herausforderung.

Viele tippen nebenher SMS, checken die neuesten E-Mails und telefonieren. Oft leidet darunter die Aufmerksamkeit und die Augen sind nicht mehr auf die Straße gerichtet. Eine Angewohnheit, die nicht nur teuer ist, sondern auch schnell zur Gefahr wird und Menschenleben kosten kann.

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Handy für Unfälle am Tegernsee verantwortlich?

Das zeigte sich erst kürzlich bei dem tödlichen Verkehrsunfall an der Reithamer Kurve, bei dem eine 22-Jährige ums Leben kam. Hier vermutete die Polizei, dass das Handy möglicherweise die Ursache für den Unfall gewesen sein könnte. Und auch nach unserem Artikel über den Unfall an der Ringseekurve, bei dem ebenfalls ein 22-Jähriger mit einem Sattelzug zusammenstieß, spekulierten einige Leser darüber, ob nicht auch hier ein Handy im Spiel gewesen sein könnte.

ADAC-Experten wissen, dass schon ein Blick von fünf Sekunden aufs Handy ausreicht, um bei Tempo fünfzig 70 Meter lang blind unterwegs zu sein. Dennoch könne laut einer Umfrage der DEKRA mehr als jeder vierte Autofahrer im Wagen nicht mehr auf sein Mobilgerät verzichten. Von den Männern muss fast ein Drittel im Auto unbedingt telefonisch erreichbar sein.

Dabei ist dies schon seit dem Jahr 2001 verboten. Eine Fahrt mit Handy am Steuer kostet laut Bußgeldkatalog 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Auf dem Fahrrad kommt man mit 25 Euro etwas billiger davon. Erst wenn das Auto steht und der Motor ausgeschaltet worden ist, kann man so viel SMS schreiben und telefonieren, wie man will. Wenn man das Handy als Navigationssystem nutzt, dann darf es nicht in der Hand sein.

„Die Dunkelziffer ist hoch“

Trotz des Verbots hatte die Polizei im vergangenen Jahr im Landkreis Miesbach rund 248 Fälle zu verzeichnen, bei denen Fahrer mit Handy am Steuer erwischt wurden. Paul Knott, Hauptkommissar der Polizeiinspektion Bad Wiessee, schätzt die Dunkelziffer der nicht erfassten Handyverstöße jedoch ziemlich hoch ein.

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„Auf einen erwischten Autofahrer mit Handy am Steuer kommen bestimmt fünf bis zehn Fahrer, die uns durch die Lappen gehen“, meint Knott. Dies kann auch Verkehrsexperte Wolfgang Strobl von der Polizei bestätigen. Wenn er um den See unterwegs sei, sehe er immer wieder Personen mit Handy am Ohr, monierte er bei verschiedenen Veranstaltungen.

Wie viele Unfälle letztlich durch das Smartphone verursacht werden, lasse sich, so Knott, allerdings nur schwer nachvollziehen. Denn im Nachhinein gibt kaum jemand zu, telefoniert zu haben. Wie die Polizei Oberbayern Süd mitteilt, werden jedoch nach Unfällen immer wieder Handys im Fußraum der Fahrzeuge gefunden.

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