Die Entdeckung der Jodquelle

Erdöl und Jodschwefelwasser sind in Deutschland rar und selten. Lange Zeit gab es beides hier am Tegernsee. Das Jodschwefelwasser gibt es sogar bis heute. Bad Wiessee wurde darum zum Kurort, Anwendungnen und Bäder zum Markenzeichen der Talgemeinde.

Bei der Entdeckung der Quelle ahnte jedoch niemans etwas von der Bedeutung, die sie einmal für das Tegernseer Tal haben werden.

So sah das Jodbad noch vor vielen Jahren aus
So sah das Jodbad noch vor vielen Jahren aus

Das Herzstück von Bad Wiessee ist seit langer Zeit und bis heute das Jod-Schwefelbad. Das besondere Wasser hat dem Ort vor rund hundert Jahren einen ungeahnten Aufschwung beschert. Wiessee wuchs schnell zu einem großen Heilbad, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist.

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Ölquelle kam zuerst

Der Anfang war aber ein anderer: Am Rohbognerhof in Bad Wiessee wurde Öl gefunden. Um 1838 versuchte die Bergwerksverwaltung dem eigentlichen Herd des Öls näher zu kommen und die Fördermenge, von damals rund 800 Litern pro Jahr, zu erhöhen. Durch auftretende Grubengase kam es jedoch immer häufiger zu Explosionen, so dass die Ölförderung schon zwei Jahre später wieder eingestellt werden musste.

Nach einigen weiteren missglückten Versuchen kaufte schließlich das Augsburger Bankhaus Ulrich und Flesch den Grund und ließ die Arbeiten unter Ingenieur Johannes Siegmund erneut aufleben. 1882 wurden die Arbeiter schließlich fündig und stießen auf große Vorkommen.

Positive Entwicklungen im Zeichen der neuen Industrie

Innerhalb der nächsten vier Jahre steigerte sich der Ertrag auf 200 000 Kilogramm im Jahr 1886. 1903 kam dann erstmals Adrian Stoop, ein promivierter Mineningenieur, nach Bad Wiessee. Er war ebenfalls der Überzeugung, dass es hier lohnenswerte Ölvorkommnisse gäbe. Stoop sollte die Entwicklung in den kommenden Jahren stark beeinflussen.

Als 1904 A. Driessen als Bevollmächtigter und Betriebsdirektor der Dortschen Petroleum Maatschappy nach Wiessee kam, wuchs aber erstmals auch Kritik am Abbau: Einheimischen hegten die Sorge, die landschaftliche Schönheit des Tals könnte Schaden nehmen, als im Wiesseer Bohrfeld immer mehr Fördertürme entstanden. Insgesamt wurden 12 Bohrtürme aufgebaut, die in vier Monaten kapp 247 000 Litern Rohöl förderten.

Stinkende Jodschwefelquelle sorgte für Unmut

Trotz anfänglicher Erfolge entwickelten sich die Bohrungen um 1911 in eine weniger erfolgreiche Richtung, weshalb die Holländische Petroleum Gesellschaft nicht mehr weiter in das Projekt investierte. 1909 entdeckte man dann auf 600 Metern Tiefe das erste Mal eine Quelle, die kein Öl enthielt. Nach zahlreichen chemischen Untersuchungen war man sich sicher, dass die Substanz einen starken Anteil von Jod und Schwefel beinhaltet.

Die neue Entdeckung wurde anfangs jedoch in keinem Fall positiv beurteilt. Übelriechende Gase entströmten dem Bohrloch und ein Bächlein stinkenden Wassers lief in den See. Wegen der unangenehmen Gase befürchteten Viele, dass der Tourismus unmöglich gemacht würde und auch die Fischer hatten Angst um das Leben ihrer Fische.

Erst als das Borloch geschlossen wurde beruhigten sich die Gemüter wieder. Spätere Untersuchungen ergaben schließlich, dass man hier auf die stärkste und reichste Jod-und Schwefelquelle Deutschlands gestoßen war. Die Tragweite der Entdeckung konnte damals aber keiner der Beteiligten auch nur erahnen. Erst der Arzt Dr. Erwin von Dessauer erkannten die große Bedeutung der Quelle. Er war auch der erste, der begann Heilbäder in Wiessee zu verabreichen.

Blütezeit des Jod- und Schwefelbads

Schon 1911 stieg die Zahl der verabreichten Bäder auf 2000 im Jahr. Im gleichen Jahr baute man die Badeanstalt, die sich in den kommenden Jahren drastisch vergrößerte. Das Jahr 1914 brachte bedeutende Ereignisse für das Bad. Die Heilquelle wurde als „König-Ludwig-Quelle“ benannt und die Petroleumgesellschaft änderte ihren Namen in „Jod-Schwefelbad Wiessee GmbH“.

So sieht das Jod-Schwefelbad heute aus
Das heutige Jod-Schwefelbadareal

Nach dem ersten Weltkrieg, der die Arbeiten im Bad deutlich erschwerte, konnte das Jodbad seine Erfolgsgeschichte fortsetzen. Die Kabinen wurden von Jahr zu Jahr vermehrt und ein Warte- und Lesesaal wurde eingerichtet. Am 07.September 1935, das Bad befand sich in seiner Blütezeit, starb Adrian Stoop.

Thermenparadies statt Jodbad?

Während des zweiten Weltkriegs blieb das Bad geschlossen und wurde erst 1948 wiedereröffnet. Ab 1960 entwickelten sich die Behandlungsarten. Es war die Blütezeit der Kuren. Verbesserungen wie Besprühungsbäder und Hauffesche Teilbäder wurden entdeckt. Behandelt wurden Menschen mit Herz-, Gefäß-, und Kreislaufbeschwerden, Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt und vielem mehr.

Bis heute hat sich das Bad stetig weiter entwickelt. Aktuell stehen den Patienten 20 Kabinen für Wannen- und Sprühbäder zur Verfügung. Behandelt werden Atemwege, Haut, Augen, Herz-Kreislaufsystem und Bewegungsapparat. Auch Arztpraxen befinden sich inzwischen in dem Gebäudekomplex.

Und auch den wirtschaftlichen Nutzen des Jod-Schwefel-Wassers stellt kaum jemand in Frage. Wie es in den kommenden Jahren mit dem Jod-Schwefelbad weiter geht, steht allerdings trotzdem noch in den Sternen. Geplant ist ein großes Thermenareal an die Stelle des Jod-Schwefelbades und des Badeparks zu bauen.

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