Die Bücherei in Bad Wiessee ist jetzt aus dem Haus des Gastes ins Hotel zur Post umgezogen. Ob der Charme und die Atmosphäre auch in den neuen Räumen zu finden sind, wollten wir herausfinden.
Wenn man ein Buch aufschlägt, weiß man nie so genau, was einen erwartet. Ja, man weiß sehr wohl, welches Genre man vor sich hat, um was es in etwa geht oder wie groß der Umfang ist. Aber ob die Geschichte, die auf den nächsten Seiten erzählt wird, Spannung verspricht, neue Welten eröffnet oder den Horizont erweitert, das kann man vorher nicht sagen.
„Das Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse
„Ich mag es gerne, Bücher um mich zu haben“, erzählt Andrea Gruber, Leiterin der Bücherei in Bad Wiessee. Vor allem alte Werke findet sie spannend. Die Holzkirchnerin arbeitet an zwei Tagen in der Woche in der Bibliothek und das schon seit sechs Jahren. Eigentlich hat sie BWL studiert und lange Zeit in einer Personalabteilung gearbeitet. Aber zu Büchern hat sie sich schon immer hingezogen gefühlt.
„Mein absolutes Lieblingsbuch ist ‚Das Glasperlenspiel’ von Hermann Hesse“, meint sie strahlend. Seit sie aber in einer Bücherei arbeitet, hat sie wenig Zeit, ihre Lieblingswerke zu lesen. „Jetzt lese ich die neuen Bücher, um herauszufinden, wie der Autor schreibt und meinen Kunden etwas empfehlen zu können.“
6.000 Bücher kann man in den Regalen in dem kleinen Raum im ersten Stock des Hotels zur Post zählen. Eine beträchtliche Menge bei einer kleinen Gemeinde wie Bad Wiessee. Die meisten Bücher kauft Gruber von einem Budget, das ihr die Gemeinde zur Verfügung stellt. „Ich habe aber auch viele Leser, die mir ihre alten Bücher bringen.“ Manche davon landen dann für einige Zeit in den Regalen, andere werden auf dem kleinen Flohmarkt neben der Kasse für kleines Geld verkauft.
Gruber orientiert sich bei ihren Buchbestellungen an der Spiegel-Bestsellerliste, aber auch an den Wünschen ihrer Leser. Rund 500 Stammleser hatte die Bücherei im vergangenen Jahr. Aber auch Gäste nutzen das Angebot gerne. „Gerade bei schlechtem Wetter ist der Lesesaal voll“, so Gruber.
Umzug mit Vor- und Nachteilen
Die neuen Räumlichkeiten sind größer als die alten, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so wirkt. Den großen, hellen Lesesaal im Haus des Gastes mit Blick auf den See vermisst man hier schon ein wenig. Trotzdem ist Gruber optimistisch: „Hier sind Bücherei und Lesesaal getrennt, das ist ein Vorteil. Außerdem haben wir jetzt ein extra Büro“, freut sie sich.
Wenn man Gruber nach ihren Wünschen für die Zukunft fragt, muss sie schmunzeln: „Wünsche hat man immer viele.“ Ein Anliegen ist ihr aber vor allem die Kinderecke. Zwar sind der Großteil der Leser Erwachsene, trotzdem findet sie, dass auch die Kinder wieder mehr mit einbezogen werden müssten. „Es gibt so schöne Kinderbücher, da würde ich mir wünschen, dass wir mehr in die Vollen gehen“, erklärt sie. Auch die Zusammenarbeit mit Kindergarten und Schule ist schon angeregt worden.
Eine Mitgliedschaft in der Bücherei gibt es schon für fünf Euro im Jahr. Dann kann man sich so oft und so viele Bücher leihen, wie man möchte. Vier Wochen können die dann behalten werden. „Meistens ist aber auch eine Verlängerung kein Problem“, so Gruber. Sie freut sich auf jedes neue Mitglied, das sie in der Wiesseer Bücherei im Hotel zur Post begrüßen darf.
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