Die Geschichte vom Palmkatzerl

Palmkinder sind zur Zeit fleißig dran, ihre „Ware“ für den Palmsonntag herzurichten. Buchs, Blutrute und Stechpalme kommen mit hinein. Vor allem aber eine Pflanze macht den Buschen aus – die Weide. Aber die Palmkinder sind nicht die einzigen, die sich freuen, wenn sie viele „Palmkatzerl“ finden.

Bevor die Bienen ihre Pollen in den Stock tragen, könnten sie auf einem Weidenbaum gesammelt haben. Foto: Imkerverein Gmund
Bevor die Bienen nach Hause in ihren Stock fliegen, könnten sie Pollen eines Weidenbaums eingesammelt haben / Foto: Imkerverein Gmund

Georg Biechl ist ausgemachter Weidenexperte. „Sie ist eine der ersten Trachtpflanzen“, weiß der Vorstand des Gmunder Imkervereins. Weil die Weide – neben der Hasel – einer der ersten frühblühenden Bäume ist, freuen sich die etwa gleichzeitig „erwachenden“ Bienen auf ihre erste Nahrung und können sozusagen gar nicht genug davon kriegen.

Pollen und Nektar liefert die Weide – oder auch Palmkatzerl genannt – den fleißigen Bienen, sobald sie ab etwa März zu blühen anfängt. Noch bevor sie blüht, kommen aber die Palmbuben, um sich Zweige der Weide für ihre Palmbuschen abzuschneiden. „Wenn sie blüht, ist sie nichts mehr wert fürs Binden“, weiß auch Biechl.

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„Das macht das Kraut nicht fett“

Das Palmbuschenbinden findet der Gmunder einen schönen Brauch. Wichtig ist ihm dabei, dass die Buben achtsam mit der „Ware aus der Natur“ umgehen und nur so viel schneiden, wie sie wirklich für ihr Handwerk brauchen. Auf die Frage, ob man den Bienen damit ihre Nahrungsgrundlage entzieht, hat er eine klare Meinung:

Mein Gefühl sagt mir, dass das unwesentlich ist, was der Natur da verloren geht.

Die Menge, die die Kinder – beziehungsweise Väter und Großväter – von den Weidenbäumen abschneiden, „macht das Kraut nicht fett“, so Biechl. Nicht nur, dass der Bienenfreund auf achtsamen Abschnitt verweist. Es ist gesetzlich geregelt, wann man die Weide schneiden darf.

Mehr Weiden rund um den Tegernsee

Im Bundesnaturschutzgesetz ist das Schnittverbot für die Dauer vom 1. März bis zum 30. September geregelt. Dieser Zeitraum gilt als Schutzzeitraum für wild lebende Tiere – unter anderem auch Bienen – denen man nicht die Lebensgrundlage entziehen darf.

Gemeint ist damit auch ein „Schnittverbot für alle Bäume, die außerhalb des Waldes“ stehen. Will man trotzdem Weiden schneiden, braucht man also eine Ausnahmegenehmigung der Unteren Naturschutzbehörde.

Palmsonntag in Rottach-Egern: Die geweihten Palmbuschen werden in die Kirche getragen / Quelle: Rolf Kaul
Palmsonntag in Rottach-Egern: Die geweihten Palmbuschen werden in die Kirche getragen / Quelle: Rolf Kaul

Georg Biechl wünscht sich, dass es in Zukunft mehr Weiden gibt. Und damit mehr erste Nahrung für die Bienen. Darauf macht er nicht nur seine 38 neuen Jungimker aufmerksam, sondern auch alle Bürger. Wer also ein Grundstück zur Verfügung hat, sollte eine Weide pflanzen.

Dabei sei das ganz einfach, meint Biechl. Man schneidet einfach einen dickeren Ast einer bestehenden Weide schräg ab – zur Not einen Weidenbesitzer fragen – und steckt ihn in die Erde. Immer kräftig gießen und in ein paar Jahren hat man einen wunderbaren Weidenbaum.

Wer also vorhat, Palmbuschen zu binden, der hat sicher schon vorgesorgt fürs Material. Denn langsam fangen die Katzerl überall an zu blühen. Eine kleine Anleitung zum Binden und jede Menge Hintergrundinformation zum Palmsonntag gibt’s hier.

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