Wenn sie Wolle und Nadeln in den Händen hält, wirkt Beatrix Ehrhardt ganz in ihrem Element. Wie von selbst bewegen sich die Nadeln in geschmeidigen Bewegungen. Für eine Mütze braucht sie nur zwei Stunden.
Das Stricken ist ihre Leidenschaft, das merke ich Beatrix Ehrhardt direkt an, als ich sie in der kleinen Bäckerei in Bad Wiessee treffe. Sie sei ganz aufgeregt meint sie. Es sei das erste Mal, dass nun jemand über sie berichte. Dabei gibt es ihre Strickgruppe “Hilfe für schwache Menschen in Not” jetzt schon über drei Jahre.
Mittlerweile hat sie 190 Mitglieder unter sich. Alles Frauen aus ganz Deutschland – jedenfalls wenn es ums Stricken geht. Ansonsten finanziert sich die Gruppe aus Woll- und Stoffspenden. „Da sind dann auch Männer dabei“, lacht Ehrhardt. Allesamt setzen sie sich für ärmere Menschen in unserer Umgebung ein.
Der Bedarf ist groß
Bedarf gibt es hier reichlich, das wird mir sofort bewusst, als ich Ehrhardts Berichten lausche. „Wir beliefern zum Beispiel die Ludwig-Maximilians-Universität in München“, erzählt sie. Gerade die Kinderklinik habe hier immer Bedarf. Dabei seien die Geschichten auch manchmal traurig. Zum Beispiel fertigen die Strickerinnen Begleitkörbchen aus Wolle für Sternenkinder an. Aber auch Frühchenkleidung, die die Eltern dann direkt mit nach Hause nehmen dürfen, sind sehr gefragt.
Vom Engagement der Gruppe profitiert aber auch eine Einrichtung im Tal. Die Diakonie in Gmund bezieht regelmäßig Strickware von Ehrhardt. Wie viel das sei immer ganz davon anhängig, wie schnell die Strickerinnen sind. In Gmund werden die Sachen dann für einen Euro in der Ringelsocke angeboten. Vor allem im Winter sei die Nachfrage natürlich größer. Dann werden auch Obdachlose in München und Berlin mit zahlreichen warmen Kleidungsstücken beliefert.
Die Kosten für das Verschicken von Mützen, Schals und Decken bezahlt Ehrhardt aus der eigenen Tasche. Ihre Mutter sei an Krebs gestorben und jetzt pflege sie ihren Freund, der nach einem Schlaganfall einseitig gelähmt ist. „Ich wollte einfach etwas Soziales machen“, betont sie. Eine Herzenssache also.
Ein Rekordversuch
Die Organisation der Strick-Gruppe stemmt Ehrhardt ganz allein. Sie vereinbart mit den verschiedenen Einrichtungen, was gebraucht wird und überbringt die Stricksachen dann teils auch persönlich. In ihrer Wohnung hat sie ein kleines Lager, in dem sie die fertigen Teile aufbewahrt, bis sie dann weitergereicht werden.
Ehrhardt hofft, dass sie es schafft wenigstens die Mitglieder aus der näheren Umgebung mal an einen Tisch zu bringen und sich auszutauschen. Einen geeigneten Ort und Räumlichkeiten habe sie bereits zugesagt bekommen. Auch denkt sie darüber nach, demnächst Teile auf einen Flohmarkt zu verkaufen. „Als Gruppe darf man bis zu 600 Euro einnehmen. Und so könnten wir dann wenigstens die Versandkosten finanzieren“, hofft sie.
Aktuell haben sich die Strickerinnen eine Aufgabe gestellt. Das Deutsche Rote Kreutz macht einen Rekordversuch und will aus kleinen roten viereckigen Strickteilen das weltgrößte Kreuz bauen. „Wir wollen uns beteiligen und auch 200 Teile stricken“, freut sich Ehrhardt. Der Vorschlag sei von einem Mitglied aus der Gruppe gekommen. Noch bis zum 1. September haben die engagierten Damen Zeit. Die TS drückt jedenfalls die Daumen.
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