Länger als ein halbes Jahr beliefert die Holzkirchner Frischeküche schon umliegende Kindergärten, Krippen und Schulen mit Mittagessen. Optimal läuft es im jungen Kommunalunternehmen noch nicht. Auch für 2015 sind rote Zahlen prognostiziert.
Für rund drei Millionen Euro wurde vergangenes Jahr der Traum vom Kommunalprojekt wahr. Der Landkreis und die Gemeinde Holzkirchen finanzierten den Bau der Frischeküche am Ladehof durch einen Kredit und gaben Starthilfe in Form von rund 300 000 Euro. Den Kredit sollte das hundertprozentige Tochterunternehmen durch Gewinne refinanzieren. Doch schwarze Zahlen schreibt man bisher nicht.
Die Prognosen sind auch für die kommenden zwei Jahre nicht rosig. Der derzeitige Wirtschaftsplan geht 2015 von 386 000 Euro Defizit aus. Auch kommendes Jahr wird sich das Unternehmen noch nicht selbst tragen, so die bittere Wahrheit der Berechnungen.
Wie die Holzkirchner Stimme einer Pressemitteilung entnimmt, zeigt sich Landrat Wolfgang Rzehak trotzdem zufrieden mit der Frischeküche. Ein „wichtiges Etappenziel“ hätte man bisher erreicht. Eine hochwertige Essensversorgung der Kinder würde erfolgen. Auch habe man diese Versorgung „selbst in der Hand“, so Rzehak.
Höhere Preise könnten Defizite ausgleichen
Seit 1. August 2014 läuft die Frischeküche in Holzkirchen. Dem Ziel, Kindern gesunde und qualitativ hochwertige Mittagsverpflegung zu bieten, hat man sich verschrieben. Trotz bisheriger roter Zahlen. Deshalb müsse man im Laufe des Jahres sämtliche „Stellschrauben“ prüfen, erklärt Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU) auf Nachfrage. Als Vorsitzender des Verwaltungsrates will er die wackelige Finanzlage des jungen Unternehmens in den Griff bekommen.
Im Vergleich zu anderen Caterern, erfüllen wir die Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die Frischeküche setzt auf regionale, saisonale, konservierungs- und gentechnisch freie Produkte aus biologischem Anbau.
Qualität hat ihren Preis. „Und an der Qualität wollen wir nicht sparen“, so Löwis. Dass bisher der Haushalt der Frischeküche noch nicht rund läuft, wäre nachvollziehbar. Das junge Kommunalunternehmen habe sich anfangs erst die Kalkulationseckdaten, beispielsweise für den Einkauf der Produkte, erarbeiten müssen, berichtet Löwis. An einer Strategie will man jetzt feilen.
Im Laufe des Jahres soll die Frische Küche rund 950 Mittagessen ausliefern. Zum einen soll das die Defizite im Haushalt ausgleichen, zum anderen könnte so auch eine Preissteigerung für die Kunden erfolgen. „Wir wollen aber behutsam vorgehen“, stellt Löwis klar. Im Dialog mit den Verbrauchern, beziehungsweise den Eltern und Lehrern, will man sich beraten, inwieweit Preisänderungen kommendes Schuljahr umsetzbar wären.
Derzeit kostet ein Schüler-Mittagessen 3,90 Euro. Eine vorstellbare Preissteigerung dürfte auf keinen Fall nach hinten losgehen. „Der Mehrwert für die Frischeküche muss erhalten bleiben“, meint Löwis. Denn wenn viele Schüler wegen teureren Preisen doch wieder lieber zur Leberkäsesemmel vom Metzger greifen, wird die Frischeküche auch in Zukunft kaum schwarze Zahlen schreiben.
Ursprünglicher Artikel vom 22. Januar 2015 mit der Überschrift: Die Kunst, es allen Recht zu machen
Seit rund einem halben Jahr rollen die Elektroautos der Frischeküche durch Holzkirchen. An die 700 Essen liefert das junge Unternehmen täglich an die umliegenden Schulen und Kindergärten aus. Doch wie kommen das Kommunalprojekt und sein Service beim Kunden an? Einige Eltern mäkeln besonders am Buchungssystem.
Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs im September, startete auch ein Holzkirchner Kommunalprojekt in die heiße Phase. Als hundertprozentiges Tochterunternehmen des Landkreises und der Gemeinde Holzkirchen muss sich die Frischeküche etablieren. In sämtlichen Krippen, Kindergärten, Horten und Schulen im Holzkirchner Umkreis. Für die Schüler sind bald Zwischenzeugnisse fällig – Zeit, auch für die Frischeküche eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Die Holzkirchner Stimme hat sich an Kindergärten und Schulen umgehört. Im Gespräch mit den leitenden Pädagogen stellt sich heraus: an der Zuverlässigkeit des Unternehmens und der Qualität des Essens zweifelt niemand. Allein das Buchungssystem spaltet die Gemüter. Während die einen die Vorbestellungsfrist von vier Wochen akzeptieren, stören sich die anderen daran. Einige der “Großen” finden das Angebot außerdem zu gesund und fleischarm, berichten Eltern.
Eugen Preiß, Rektor an der Holzkirchner Mittelschule, weiß, dass Massenverköstigung kein einfaches Unterfangen ist. Von der Qualität der Produkte der Frischeküche ist er aber überzeugt. Besonders am Salat und Gemüse könne er nicht meckern. „Das kommt nicht wie bei anderen Caterern aus der Dose“, freut sich Preiß.
Nur eine Bestellung für vier Wochen Mittagessen
Rund 40 Essen liefert die Frischeküche täglich an die Mittelschule aus. Auch auf „Sonderwünsche“, wie beispielsweise laktose- oder glutenfreie Mahlzeiten, gehe man bestens ein, so Preiß weiter. Vier Wochen im Voraus bestellt man bei der Frischeküche sein Mittagessen. Als Status Quo „absolut in Ordnung“ für den Rektor.
Auch im Gymnasium ist der Essenssaal rege besucht und den Schülern schmeckt das Essen, berichtet Schulleiter Axel Kisters. Die Buchungsregel wurde laut Kisters „klar kommuniziert“. Doch vielen Schülern und auch Eltern stößt die für sie etwas umständliche Regelung negativ auf. Sie wünschen sich eine kürzere Frist, so Kisters auf Nachfrage. Dafür will er in Dialog mit dem Team der Frischeküche treten.
Als junges Unternehmen, das sich noch in der Aufbauphase befindet, ist die Frischeküche interessiert an konstruktiver Kritik. „Wir sind dran“, versichert Barbara Schömig, Diplom-Ökotrophologin der Frischeküche. Die Buchungsfrist auf absehbare Zeit zu verkürzen wäre für sie durchaus vorstellbar. Andererseits hätten die meisten Einrichtungen die vier Wochen schon „verinnerlicht“:
Wie der Ladenschluss eines Supermarktes um 20 Uhr, muss grundsätzlich auch unsere Buchungsfrist eingehalten werden.
Während es im Oktober noch rund 400 Gerichte waren, die die Frischeküche täglich auslieferte, sind es inzwischen rund 700, bestätigt Schömig. Im Laufe des Jahres könnten der Hort in der Frühlingsstraße, das Grüne Zentrum und die evangelische Kita dazukommen. Mit allen Einrichtungen stehe man in Kontakt. Wünsche der Kinder würden berücksichtigt und in den Turnus eingearbeitet, so Schömig. So gab es kürzlich Dampfnudeln.
Den „Kompromiss“ zwischen den Wünschen der Kinder und den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung will Schömig schaffen. Selbstverständlich wären Pommes, Schnitzel, Pizza und Hähnchennuggets heiß begehrt und die Akzeptanz für Gemüsegerichte weniger hoch, doch Ungesundes will die Ökotrophologin nicht wöchentlich auf den Tisch bringen.
Wie die Kinder das Essen annehmen, stehe und falle mit der jeweiligen Einrichtung, so Schömig. Zum einen wären die Erzieher Vorbilder. Doch auch Gruppendynamik spiele eine Rolle. Lehne ein beliebter Schüler, die Mahlzeit von vorne herein ab, würden sie eventuell fünf weitere auch kaum anrühren, so die Erfahrung der Ökotrophologin.
Wenn es um ein Mittagessen geht, das gleichzeitig gesund und lecker sein soll, prallen Meinungen von Eltern, Kindern, Pädagogen und Gesundheitsexperten stets aufeinander. Wie beim Kochen am heimischen Herd, wären auch beim gelieferten Essen der Frischeküche die jeweiligen Gerichte unterschiedlich beliebt, so eine Erzieherin eines kleineren Holzkirchner Alternativ-Kindergartens. Insgesamt komme das warme und qualitativ hochwertige Essen aber „super“ an.
Sie sieht das Buchungssystem „als Gegebenheit“ und gibt sich diplomatisch. Nicht jeden Tag könne es Pizza geben. Eine findige Idee hat man hier ausgeklügelt. Die Kinder bewerten die Wochenpläne des Lieferanten im Nachhinein mit Smiley-Aufklebern. Lachende, weinende oder neutrale Gesichter bewerten die Woche. So wissen die Verantwortlichen der Frischeküche genau, was ankommt und was nicht. Mit Zeit, kommt Rat. Aber selbst dann, wird Gemüseauflauf nicht allen Recht sein.
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