Reiher so weit das Auge reicht

Aufmerksamen Beobachtern ist es wahrscheinlich schon aufgefallen: Seit rund zwei Wochen werden vermehrt Reiher auf den Wiesen am Tegernsee gesichtet. Vogelexperte Gerhard Kinshofer verrät, woran das liegt.

In den letzten Wochen sind vermehr Reiher auf den Wiesen rund um Tegernsee und Holzkirchen zu sehen.
In den letzten Wochen sind vermehrt Reiher auf den Wiesen rund um den Tegernsee zu sehen.

Die eleganten Vögel wirken fast so exotisch, als seien sie aus einem Zoo ausgebüxt. Als leuchtende Tupfer schreiten die Reiher langsam durchs flache Wasser oder verharren mit fast waagerecht gehaltenem Körper und steif vorgestrecktem Hals, ehe sie blitzschnell nach ihrer Beute schnappen – die Reiher. Auch im Flug ist der Vogel durch seine langsamen Flügelschläge und den zusammengelegten Hals unverkennbar.

Dabei sind Reiher im Oberland nicht selten. Vor allem der Tegernsee ist für Vögel ein wichtiges Brutgebiet im Sommer und das bedeutendste Rast- und Nahrungsgebiet in kalten Wintern mit bis zu 3.000 Vögeln und 23 verschiedenen Arten. In den letzten Wochen wird jedoch beobachtet, dass sich die Vögel vermehrt auf den Wiesen und nicht nur am See versammeln. Immer häufiger kommt es zu Rastgemeinschaften von hunderten Tieren.

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Erweiterte Speisekarte

Doch woran liegt das? Gerhard Kinshofer, Vogelexperte und Vorsitzender der Kreisgruppe Miesbach des Landesbund für Vogelschutz in Bayern erklärt die Gründe. Ursache für die Versammlung auf den Wiesen sei laut Kinshofer der Speiseplan der Schnabeltiere: „die Reiher essen nicht nur gerne Fisch, sondern auch Mäuse, Käfer und Würmer. Deswegen sind die Wiesen jetzt sehr beliebt bei den Vögeln.“

Heißt: Der Fische und Amphibien fressende Reiher hat seine Speisekarte um Mäuse und wirbellose Kleintiere erweitert, die er auf trockenen Flächen wie beispielsweise Klee- und Luzernefeldern findet. So kann er neue Nahrungsquellen und damit Lebensräume erschließen und muss nicht mehr zwangsweise in wärmere Gefilde ziehen, wenn die Gewässer zugefroren sind. In den 70er und 80er Jahren habe dies, so Kinshofer, zu einer generellen Bestandszunahme des Reihers geführt.

Ein weiterer Grund für das erhöhte Aufkommen auf den Grasflächen ist, dass gerade viele Jungtiere unterwegs sind: „Die jungen Schreitvögel werden bald flügge und machen sich auf den Weg Richtung Süden. Vorher werden aber bei uns nochmal die Reserven aufgetankt“, so Kinshofer. Und das führe zu den derzeit oft beobachteten Reiher-Scharen auf den Wiesen.

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