Die Schulen im Tal: Verunsicherung statt Zukunftsmusik – CSU macht Druck

Zweite Anmerkung vom 18. Juli 2010 / 17:30 Uhr:
Das Thema Schulen im Tal geht in die nächste Runde. Die CSU im Landkreis hat einen Arbeitskreis Schule, Bildung und Sport gebildet. Wie die Tegernseer Zeitung morgen in der gedruckten und heute in der Online-Ausgabe berichtet, hat sich der Arbeitskreis rings um das Führungsteam Tobias Schreiner, Sibylle von Löwis of Menar, Verena Assum, Ubbo Minks, Friederike Enders, Christine Stahnke und Maximilian Olberding gebildet.

Ziel des Arbeitskreises ist es, das Thema Mittelschule und Bau einer Hauptschule in Gmund weiter voran zu treiben. Die bisherige Entscheidung der Talgemeinden Kreuth, Rottach und Wiessee, die Hauptschule in Rottach zu belassen und auf einen Neubau in Gmund zu verzichten, will man beim Arbeitskreis nicht akzeptieren. Als Nahziel will man aber erstmal den Status Mittelschule fürs Tal vorantreiben. Dafür unterstützt der Arbeitskreis auch die Gmunder Pläne einen neuen Schulverband mit Waakirchen zu schließen und so doch noch eine Mittelschule fürs Tal zu schaffen – auch ohne den favorisierten Neubau der Hauptschule in Gmund.

Das Thema wird auch auf der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag in Gmund nochmal groß thematisiert werden. Wer Interesse hat, kann sich die Sitzung am kommenden Dienstag ab 19:00 Uhr im Gmunder Sitzungssaal persönlich anschauen.

Erste Anmerkung vom 05. Juni 2010 / 08:20 Uhr:
Der angesprochene Plan, die Rottacher Hauptschule zur Mittelschule zu machen, wurde jetzt von der Regierung Oberbayern abgelehnt. Wie zu befürchten war, reicht die Schülerzahl in Rottach nicht aus, um den Bestand mittelfristig zu wahren. Daran geglaubt hatte allerdings sowieso niemand richtig. Eigentlich war schon bei der Abgabe der Anträge klar, dass eine Mittelschule im Tal nur im Zusammenschluss mit Waakirchen realistisch ist. Der Zusammenschluss hätte aber auch den Umzug nach Gmund bedeutet – und das wurde erst von den Eltern und später von einem wenig standhaften Rottacher Gemeinderat abgelehnt. Der Gemeinderat hatte seine ursprüngliche Entscheidung für den Standort Gmund und den Zusammenschluss zur Mittelschule nach großem Druck einiger Eltern ende April zurückgenommen.

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Die Zukunft der Schulen im Tal hat sich dadurch nicht wirklich verbessert. Die Verweigerung der Zulassung zur Mittelschule wird vielleicht nur der Anfang sein. Leider nimmt das eine evtl. nachfolgende Entscheidung der nächsten Jahre vorweg. Irgendwann heißt es vielleicht: “Aufgrund der geringen Schülerzahlen, wurde die Zulassung zur Hauptschule in Rottach nicht mehr erteilt.” Davor hatte auch der Rottacher Bürgermeister Hafner Angst. Er war klar für den Umzug nach Gmund – seine Gemeinderäte nicht. In einem Gespräch sagte er uns vor einigen Wochen. “Ich wünsche mir nichts mehr, als dass meine Gemeinderäte recht und ich unrecht hatte.” So recht glauben, kann er es aber nicht.

Nächste Woche will sich der Schulverband erneut zusammen setzen und beratschlagen, wie man nach der Entscheidung weitere zukunftsfähige alternativen finden kann.

Ursprünglicher Artikel vom 29. Mai 2010:
Eigentlich sollte man meinen es tut sich was im Tal: die noch relativ neue Realschule muss kurzfristig erweitert werden – zu viel und unerwarteten positiven Zuspruch hat die Schule. In vier Jahren sollen in Gmund die neuen Gebäude dafür stehen – die dann modernste Schule im kompletten Landkreis. Und selbst der Plan Mittelschule für’s Tal geht in die nächste Runde – die Anträge dafür sind bereits abgegeben. Eine positive Entwicklung sollte man meinen.

Keiner glaubt irgendwas.

Nur eins passt da nicht dazu: Die Stimmung. Wer zur Zeit zum Thema “Schulen im Tal” Fragen stellt erhält meist unsichere Antworten. Man glaubt nicht recht an gar nichts. In Wiessee glaubt man nicht daran, dass die Nachfrage nach der Realschule auch in Zukunft so bleibt und entscheidet sich erst für eine Erweiterung auf kleinem Niveau um dann eine Woche später wieder zurückzurudern – vielleicht. In Gmund glaubt man nicht daran, dass der eingereichte Antrag, aus der Rottacher Hauptschule eine Mittelschule zu machen, erfolgreich sein wird. Und in Rottach glaubt man nicht recht daran, dass mit der Entscheidung die Hauptschule in Rottach zu belassen, ein langfristige Lösung gefunden wurde.

Kommt der Schulbau in Gmund vielleicht überhaupt nicht?

Im Wiesseer Gemeinderat wurde letzten Dienstag sogar von einigen Beteiligten die Befürchtung geäußert, dass der Neubau in Gmund vielleicht nie zustande kommen wird. Klaudia Martini (SPD) äußerte in der Diskussion um die Container die Befürchtung, dass bei der momentanen Haushaltslage in Deutschland die “Schulsituation nicht einschätzbar ist”. Martinis Befürchtung: “Alles, was noch nicht gebaut ist, kommt auf den Prüfstand”. Wenig später unterbricht Kurt Sareiter (CSU) sogar den zweiten Bürgermeister Robert Huber (SPD) bei der Verlesung des Beschlussvorschlages: “es kann viel passieren mit Gmund und Waakirchen” bringt er nochmal seine Ängste ein. Sareiter hatte sich sogar während der Sitzung von der einen auf die andere Seite geschlagen. Erst meinte er: “Wenn hinter der Schule kein Platz ist, sollten wir nicht viel diskutieren.” Am Ende stimmte er doch für den Vorschlag die Container hinter die Schule zu bauen.

Die Meinungen und Entscheidungen ändern sich Monatlich. Teilweise sogar wöchentlich. Der Beschluss die Hauptschule für’s Tal nach Gmund zu verlegen war schon gefasst, bis er im letzten Moment dann doch nochmal geändert wurde.

Offene und unbewusste Gräben in den Gremien und den Köpfen

Die Gründe für diese Stimmung sind nicht einfach auszumachen. Sicherlich sind die wechselnden Ansagen aus der Landesregierung zu den Kriterien der Mittelschule nicht sehr förderlich gewesen. Laut Josef Bierschneider “hatten wir Bürgermeister teilweise komplett unterschiedliche Ansagen aus dem Land, die wir dann an die Gemeinderäte weitergeben mussten”. So lässt sich keine konstante Politik betreiben und schon gar nicht kommunizieren. Aber darüberhinaus brechen bei dem Thema einfach auch einige neue oder alte Gräben auf.
Zum Beispiel die offenen Gräben im Gemeinderat von Bad Wiessee. Dort sind ja einige Kreise per se mal gegen alles was der Bürgermeister so sagt.
Oder die unbwussten Gräben in den Köpfen einiger Eltern. Unter dem Motto “Mein Ort. Meine Hauptschule. Mein Anfahrtsweg” wird da mit allen Mitteln Lagerbildung betrieben. Manche nennen so etwas auch Kirchturmdenken. Eine kurzfristige und wenig förderliche Sichtweise ist es allemal. Vor allem wenn der Gemeinderat sich davon so beeinflussen lässt, wie es im Laufe des Jahres mehrmals passiert ist. Denn eigentlich ist es die Aufgabe der Gemeinderäte, trotz Drucks aus der Bevölkerung, eine langfristige Perspektive für die Gemeinde aufzubauen und zu verteidigen. In diesem Punkt haben einige aber versagt. Und vielleicht damit auch den Grundstein gelegt für die derzeitige Stimmung.

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