Erstmal kein Speicherteich auf dem Wallberg

Aktualisierung vom 30. August / 18:01 Uhr
Erst vor zwei Tagen berichteten wir über den zunehmenden Widerstand gegen den Speicherteich auf dem Wallberg. Nun zeigt die Kritik Wirkung.

Wie Pressesprecherin Antonia Asenstorfer auf Nachfrage betätigt, nehmen die Verantwortlichen der Wallbergbahnen Abstand von dem Beschneiungsprojekt. Der Speicherteich sei zunächst einmal vom Tisch.

So wie auf diesem Schaubild soll der geplante Speicherteich auf dem Wallberg einmal aussehen Bild: Gemeinde Rotach-Egern
Der Speicherteich auf dem Wallberg kommt nun doch nicht

„Aufgrund der Reaktionen in der Öffentlichkeit und dem Gemeinderat haben wir entschieden, das Projekt Speicherteich erst einmal ruhen zu lassen“, erklärt die Pressesprecherin der Wallbergbahnen Antonia Asenstorfer die Beweggründe für den Abbruch der Bemühungen.

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Das geplante Becken auf dem Wallbergkamm und die Ausweitung der Beschneiungsanlagen, die man für den Rodelbetrieb nutzen wollte, sind damit erst einmal vom Tisch.

Verwunderung über den Sinneswandel der Gemeinde

In den letzten Wochen hatten die Kritiker des Projekts mehr und mehr Zulauf erhalten. So beratschlagten die Grünen auf einer Wallberg-Besichtigungstour darüber, ob man eine Demonstration auf dem Bergkamm veranstalten sollte.

Und auch im Rottacher Gemeinderat wurde die Zahl der Skeptiker größer. Neben Josef Lang von der CSU, der schon von Anfang an gegen diese Idee war und vor genau drei Wochen ein Bürgerbegehren ins Spiel brachte, äußerte zuletzt auch Rottachs Zweiter Bürgermeister Hermann Ulbricht (FWG) im TS-Interview große Bedenken. Und das, obwohl das Rottacher Gremium sich zunächst mit 12:6 Stimmen für den Speicherteich ausgesprochen hatte.

Die Verantwortlichen der Wallbergbahnen können diesen Sinneswandel indes nicht so ganz nachvollziehen, wie die Sprecherin erklärt:

Wir wollten hier etwas für den Tourismus im Tegernseer Tal tun. Wenn das nicht gewünscht wird, dann eben nicht.

Zudem sei man verwundert, dass den ihnen zugetraut werde, eine Kloake auf dem Wallberg zu errichten, so Antonia Asenstorfer weiter.

Doch keine 80 Tage Rodelbetrieb

Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Ende des geplanten Speicherteichs für die Wallbergbahnen keine unerhebliche Entscheidung. Durch die Ausweitung der Beschneiung hatten sich die Betreiber eine größere Schneesicherheit und einen damit verbundenen längeren Rodelbetrieb erhofft.

Nach den Berechnungen der Wallbergbahnen könnte man den Betrieb durch den Speicherteich und die neuen Beschneiungsanagen von derzeit 60 auf dann 80 Tage im Jahr ausweiten. „Auch für unsere Gäste wäre ein größere Schneesicherheit schön gewesen. Da die Leute aber nicht nur zum Rodeln, sondern auch wegen der Aussicht auf den Wallberg kommen, ist diese Entscheidung aus wirtschaftlicher Sicht für uns nicht entscheidend“, betont Asenstorfer.

Hintertüre offengelassen

Bürgermeister Franz Hafner ist unterdessen „nicht traurig“, dass der „umstrittene Speicherteich“ nicht kommt. „Das Ganze war ein Wunsch der Wallbergbahnen und nicht der Gemeinde“, so Hafner. Zudem habe man am Anfang eine andere Position gehabt, erklärt der Bürgermeister.

Ob die jetzige Entscheidung das endgültige Aus für den Speicherteich bedeutet, wollte Asenstorfer unterdessen nicht sagen. „Wir haben das Ganze jetzt erst mal auf Eis gelegt und werden erst mit einigem Abstand noch mal darüber sprechen.“

Ursprünglicher Artikel vom 28. August 2013, mit der Überschrift: Speicherteich auf dem Wallberg: Gemeinderäte ändern ihre Meinung
Die Zustimmung zum Speicherteich auf dem Wallberg bröckelt. Zwar haben sich die Mitglieder des Rottacher Gemeinderats in ihrer letzten Sitzung mehrheitlich für dieses Konzept ausgesprochen, doch bei einigen Gemeinderäten scheint ein Umdenken stattgefunden zu haben.

Jetzt wartet alles auf die Entscheidung des Landratsamts. Doch das lässt sich Zeit.

So wie auf diesem Schaubild soll der geplante Speicherteich auf dem Wallberg einmal aussehen/Bild: Gemeinde Rotach-Egern
Die Zustimmung für den geplanten Speicherteich sinkt

Einen Speicherteich auf dem Wallberg zu errichten – das ist für viele ein Unding. Von der Angst vor einem stinkenden Loch bis hin zur Zerstörung des Bergkamms reicht die Kritik. Doch bei der letzten Gemeinderatssitzung entschied man sich in Rottach trotzdem dafür, dem Teich seine Zustimmung zu erteilen.

Ein Grund dafür könnte der Vortrag von Alpenbahnen-Geschäftsführer Peter Lorenz gewesen sein, der zusammen mit seinen Planern auf der Sitzung das Konzept vorgestellt hat. Geht es nach ihm, soll der neue Teich künftig die Rodelstrecke künstlich mit Wasser versorgen und so eine längere Benutzung garantieren.

Demonstration oder Bürgerbegehren

Doch bereits früh waren die Gegner auf den Barrikaden. So beratschlagten die Grünen auf einer Besichtigungstour oben auf dem Wallberg darüber, ob man eine Demonstration auf dem Bergkamm veranstalten sollte. Und auch Gemeinderat Josef Lang (CSU) war vehement dagegen. So erklärte er einige Zeit nach der verlorenen Abstimmung im Gemeinderat, dass er gegebenenfalls ein Bürgerbegehren initiieren oder unterstützen würde.

„Ich bin ja nicht generell gegen das Projekt. Nur auf dem Bergkamm hat ein Weiher einfach nichts zu suchen“, so Lang heute. Überhaupt sei es bei der Abstimmung ganz seltsam verlaufen. Erst sei die FWG-Fraktion dagegen gewesen, und dann stimmte sie geschlossen dafür.

Doch offenbar haben sich bei vielen schnell Zweifel geregt, ob das die richtige Entscheidung war. „Schon am nächsten Tag haben mich einige angerufen und gesagt: Oh, ich glaub, ich habe da einen Fehler gemacht“, weiß Lang.

“Thema noch mal behandeln”

Diesen Sinneswandel bestätigt auch Rottachs Zweiter Bürgermeister Hermann Ulbricht in seinem Interview mit der Tegernseer Stimme. Er habe sich von der 3D-Animation täuschen lassen, gibt er zu. Denn in der Zwischenzeit sei er einmal auf den Wallberg hochgeradelt und hätte sich selbst ein Bild von der Lage gemacht.

„Dort bin ich dann zu der Überzeugung gelangt, dass die Darstellung nie und nimmer objektiv ist“, so Ulbricht. Daher glaube er, dass eine große Mehrheit der Befürworter unter diesen Umständen ihre positive Meinung ändern werde.

Sein Vorschlag ist, ein Schaugerüst mit den Höhenentwicklungen aufzubauen und die Sache mit realen Vorgaben nochmals im Gemeinderat zu behandeln. Bürgermeister Hafner weiß davon jedoch noch nichts: „Im Moment ist nichts angesetzt.“

Warten auf Entscheidung

Generell sei er bei der Sache aber nicht emotional. Es müsse eben eine Abwägung stattfinden. Und bisher sei er der Meinung, dass die Pro-Argumente ein Stück weit überwiegen. Nur eines ist ihm wichtig: „Die Wasserversorgung der Almen darf nicht gefährdet werden“, meint Hafner.

Er rechne im Übrigen fest damit, dass das Thema noch einmal auf die Tagesordnung kommen werde. Schließlich sei es ja ein laufendes Verfahren, das im Moment noch beim Landratsamt liege. Ähnlich sieht es auch Josef Lang. Er warte noch die Entscheidung des Landratsamtes ab, ehe er sich weiter mit einem Bürgerbegehren beschäftigen will. „Derzeit besteht noch kein Handlungsbedarf“, so Lang.

Mit einer schnellen Entscheidung ist seitens der Behörde allerdings nicht zu rechnen. Denn dort wartet man immer noch auf einige Stellungnahmen. „Wir haben die Anfragen relativ weit gestreut. Bevor nicht alle Antworten da sind, können wir auch nicht entscheiden“, meint Pressesprecher Gerhard Brandl heute auf Nachfrage.

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