“Die Tabus müssen weg!”

Demenz ist ein Schreckgespenst, dass immer mehr Menschen in seine Fänge zieht. Doch wenn wir mehr wissen, ist ein Umgang mit der Krankheit leichter. Mit dem Symposium „Die unbekannte Welt der Demenz“ will die Stiftung Domicilium unsere Gesellschaft, betroffene Familien und besonders Jugendliche besser informieren.

Gut angenommen werden die Symposien des Domiciliums - wie hier zum Thema "Das Leben hören" im vergangenen Jahr.
Gut angenommen werden die Symposien des Domiciliums – wie hier zum Thema “Das Leben hören”.

Immer mehr Menschen haben mit Alzheimer und Demenz zu tun, wissen aber nicht genau, was gemeint ist, wie die Krankheit verläuft und sie damit umgehen können. Helena Snela, die Leiterin des Seminarhauses und des Hospiz‘ Domicilium, hat zahlreiche erkrankte Menschen begleitet.

„Obwohl diese Menschen in ihrer Wahrnehmung reduziert scheinen, kann man sie sehr gut auf emotionaler Ebene ansprechen“, ist ihre Erfahrung. Sie und ihr Team haben beobachtet, dass Singen, Malen, Stricken und ganz besonders die Biografiearbeit helfen. Die Patienten werden ruhiger, ja es zeige sich sogar eine heitere, gelassene Seite.

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Jugend als Hauptzielgruppe

Um die Angehörigen auf ihrem Weg zu unterstützen, aber auch das Fachpersonal und die Gesellschaft hat die Familie Snela mit ihrer Stiftung den Demenztag am 24. April ins Leben gerufen. Eingeladen ist jeder Interessent. Doch die wichtigste Zielgruppe ist für Snela die Jugend: „Sie sollen eine Chance bekommen, zu verstehen warum die Oma oder der Papa sich so komisch verhalten“.

Die Veranstalter freuen sich, dass bereits zahlreiche Anmeldungen – darunter je eine Schulklasse von der Holzkirchner FOS und einer Miesbacher Altenpflegeklasse vorliegen. Das Programm ist bewusst vielfältig angelegt, um das ganze Spektrum anzusprechen. Nach einer Einführung in die Krankheit und ihre Therapieformen geht es in den Kurzvorträgen und einer Podiumsdiskussion um die verschiedenen Sichtweisen.

Es sprechen ein Hausarzt, ein Jurist sowie Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, der deutschen Alzheimer Gesellschaft und des Orient Express in Miesbach. Die Frage, in wie weit diese Krankheit als Anstoß für Veränderungen in der Politik wirken kann, knüpft sich der Weyarner Ex-Bürgermeister Michael Pelzer vor.

Tabus brechen und Berührungsängste abbauen

Als betroffene Angehörige berichtet Betty Mehrer von der Pflege ihrer Schwiegermutter. In den sieben Jahren hat die Weyarner Seniorenbeauftragte nach eigenen Worten „einiges gelernt, was ich gerne weitergeben möchte“. Dazu gehört der Weg von der traurigen Erkenntnis der Krankheit zu einem entspannten Zustand der Akzeptanz, wenn man diese Menschen in ihrer Welt leben lassen kann.

Auch sie möchte Bewusstsein für das Anderssein von Betroffenen zu fördern, Sympathie und Neugier für die verschlossene Welt der Demenz zu wecken, Tabus zu brechen und einen neuen Umgang entwickeln helfen.

Eine Ausstellung mit Bildern von Hospizgästen mit Demenz und ein Musiktherapeut, der den Tag musikalisch untermalt und zur Wirkung von Musik auf Demenzerkrankte spricht, umrahmen diese Fachtagung, die unter dem Motto “Hätten wir das früher gewusst …“ steht. Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt, jetzt und hier in Weyarn.

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