“Die typischen Raserstellen sind uns bekannt”

Milde Temperaturen und Sonnenschein werden in den nächsten Tagen viele Motorradfahrer auf die Straßen locken. Gerade zum Start der Motorradsaison sind die Gefahren jedoch enorm.

Jedes Jahr ereignen sich in Bayern schwere Unfälle. So gab es am Tegernsee im Jahr 2012 19 Verkehrsunfälle mit Motorradbeteiligung. Ein Wert, der Wolfgang Strobl, Verkehrsexperte der Wiesseer Polizei, nach den Erfahrungen früherer Jahre positiv stimmt: “Das ist wirklich sehr wenig.”

Denn die Gefahren sind für die Motorradfahrer gerade zu Beginn der Saison vielfältig. Die Straßen seien oft verschmutzt und der Winter hat Straßenschäden hinterlassen. “Dadurch und durch den kalten und weniger griffigen Asphalt herrscht erhöhte Sturzgefahr”, weiß Wolfgang Baumüller, Rettungsassistent und ehrenamtlicher Leiter der Johanniter Motorradstaffel.

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Auch an die Autofahrer hat Baumüller eine Bitte: “Über die Hälfte aller Motorradunfälle werden von Autofahrern verursacht. Ein Schulterblick beim Spurwechsel kann vielen Motorradfahrern große Schmerzen ersparen.”

Überhöhte Geschwindigkeit und tückische Verhältnisse

Aber auch die Fahrer selber sind es, die durch ihre Fahrweise Unfälle auslösen. In Kreuth beispielsweise würden die Gründe für die schweren Motorradunfälle vor allem an überhöhter Geschwindigkeit liegen.

Vor allem der Streckenabschnitt auf der Bundesstraße ab Kreuth bis zum Achenpass ist den Polizisten schon seit langem als größter Raserbrennpunkt im Tegernseer Tal bekannt. Aus dem Grund sind dort auch heuer wieder verstärkte Radar und Laserkontrollen geplant.

Zur kompletten Aufstellung über die Verkehrsunfälle mit Motorrädern im Tal auf das Bild klicken

Hier geht es zur kompletten Aufstellung aller Tal-Unfälle mit Motorrädern im vergangenen Jahr.

Doch nicht nur überhöhte Geschwindigkeit, auch schwierige Straßensituationen führen zu Unfällen, wissen die Experten. “Gefährlich wird es beispielsweise, wenn die Straße nass ist, wie zwischen Stuben und der Grenze.”

Im Falle eines Sturzes sind vor allem Motorradfahrer nur unzureichend geschützt. Ihre Knautschzone ist der eigene Körper. Typische Verletzungen sind demzufolge auch Knochenbrüche, schwere Hautschürfungen oder Verletzungen an den Nerven, die zu Lähmungen führen können.

Die Bemühungen und Apelle der Polizei scheinen indes erste Früchte zu tragen: waren es im Jahr 2011 im gesamten Tegernseer Tal noch insgesamt 26 Unfälle, von denen einer sogar tödlich endete, sind die Zahlen nun rückläufig. Im vergangenen Jahr ereigneten sich insgesamt 19 Unfälle mit Beteiligung von Krafträdern. “Ich war darüber selbst überrascht, wie gering das Unfallgeschehen war. Positiv wäre auch hervorzuheben, dass im vergangenen Jahr kein wirklich schwerer Motorradunfall mit Ursache “überhöhte Geschwindigkeit” zu verzeichnen war”, zeigt sich Strobl erleichtert.

Nichts desto trotz sind auch 19 Zwischenfälle noch zu viele. Hier gilt es, die Fahrer noch stärker auf die Gefahren hinzuweisen und zu an ihre Vernunft zu appelieren, langsamer und mit passender Schutzbekleidung zu fahren.

Ersthelfer sind gefragt

Ob Polizisten oder Helfer: Beide betonen, wie wichtig das Tragen geeigneter Schutzkleidung ist. Eine normale Jeans biete bei einem Unfall nicht mehr Schutz als die nackte Haut. Die Protektoren müssten richtig und fest sitzen. Das Schuhwerk sollte auch die Knöchel schützen.

Ist ein Fahrer bewusstlos, muss der Helm zwingend abgenommen werden. (Foto: Johanniter / Juergen Schwarz)

Wenn es trotz allem zu einem Motorradunfall kommen sollte, muss ein Ersthelfer zunächst die Unfallstelle absichern. Dann ist es zwingend nötig, dass er dem Motorradfahrer bei Bewusstlosigkeit den Helm abnimmt.

Nur so kann gewährleistet werden, dass der Verletzte nicht an Erbrochenem oder seinem eigenen Blut erstickt. Der Helfer greift in den geöffneten Helm, spreizt ihn seitlich und zieht ihn vorsichtig über Nase und Ohren vom Kopf ab. Anschließend sollte der Verunglückte in die stabile Seitenlage gebracht werden, auch wenn er an der Wirbelsäule verletzt sein könnte. Dann wird die Notrufnummer 112 gewählt.

Hier noch ein paar Tipps für Auto-und Motorradfahrer:

Für Autofahrer

  • Schulterblick vor dem Spurwechsel./li>
  • Vor dem Abbiegen und beim Spurwechsel frühzeitig Blinken
  • Lieber zweimal schauen: Motorräder sind schmal und werden oft übersehen
  • Besonders vor dem Wenden, Ausscheren und Abbiegen auf überholende Motorräder achten
  • Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
  • Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben

Für Motorradfahrer

  • Gewissenhafte Funktionsprüfung des Motorrads zum Saisonstart/li>
  • Nie ohne komplette Schutzkleidung (auch für Sozius) auf die Straße
  • Kühlen Asphalt und dadurch verminderte Griffigkeit bei Kurvenfahrten bedenken.
  • Besonders auf Fahrbahnverschmutzung und Straßenschäden achten.
  • Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
  • Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben

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