“Die Wohnung steht zwar leer, dafür ist der Stress weniger”

Das Tegernseer Tal zieht wieder mehr Touristen an. Insgesamt ist in den letzten zwei Jahren talweit ein mehr oder weniger steigender Trend für die Entwicklung der Gästezahlen und der Übernachtungen zu beobachten. Ein Trend, der an Gmund spurlos vorbeigeht.

Für Bürgermeister Georg von Preysing liegt das vor allem am stetigen Wegfall der privaten Vermieter. Wir haben uns mit einigen unterhalten und lassen zwei Vermieterinnen zu Wort kommen. Eine hat aufgehört, die andere ist weiterhin dabei.

Die Kinder sind aus dem Haus. Die Fläche wird nicht benötigt. Schnell ist ein Teil des Hauses zur Ferienwohnung umfunktioniert.

“The trend is your friend”, so sagt es ein englisches Sprichwort. Doch Gmund liegt mit dem talweiten touristischen Trend auf Kriegsfuß – das ist der Eindruck der letzten Jahre. Konstant geht es abwärts mit Gästen und Übernachtungen, während in den anderen Gemeinden am Tegernsee ein Quartalshoch das andere jagt.

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Denn auch heuer sind die Zahlen aller Voraussicht nach wieder rückläufig. Von Januar bis August 2012 ist die Anzahl der Gäste, die in Gmund übernachtet haben, um 418 auf 7.472 gesunken. Das ergibt einen Rückgang von 5,27 Prozent. Gleichzeitig haben sich auch die Übernachtungszahlen von 34.562 auf 32.614 in 2012 reduziert.

Die Gründe, so Georg von Preysing, seien schnell ausgemacht. Einerseits hatte im ersten Halbjahr 2012 der Kistlerwirt und vor allem der Feichtner Hof zu. Ein Rückgang an Auslastung, der nur schwer aufgeholt werden kann. Gleichzeitig hätten in 2012 bereits zehn private Vermieter aufgegeben. Dadurch sind 33 Betten verloren gegangen.

“Buchungssystem macht die Zimmervermietung kompliziert”

Auf die Frage warum die Vermieter aufhören, sagte von Preysing bei der November-Sitzung des Gemeinderates: “Die Alten wollen nicht mehr und die Jungen wollen aus persönlichen Gründen nicht übernehmen.”

Doch ist das tatsächlich so? Oder gibt es noch andere Gründe für Vermieter ihre Zimmer nicht länger zur Verfügung zu stellen? Wir haben eine Vermieterin aus Gmund gefragt, die sich vor zwei Jahren entschieden hat ihre Ferienwohnungen nicht mehr weiter zu vermieten und die hier namentlich nicht genannt werden möchte.

Ich habe die Ferienwohnung zehn Jahre lang betrieben. Die Auslastung war ganz in Ordnung. Doch vor vor zwei Jahren haben wir uns dazu entschieden, sie nicht mehr zu vermieten.

Der Hauptgrund dafür war, wie sie sagt, dass das Online-Buchungssystem, das die Vermieter pflegen müssen und über das freie Zimmer auf einer Internetseite veröffentlicht werden, zwar fleißig ihr Angebot mit aufgenommen habe, aber nie ein Auftrag darüber kam.

Wir haben unsere Gäste nur durch Weiterempfehlung oder Anzeigen im Heft der Gemeinde erhalten, nie durch das Angebot im Internet.

Das Buchungssystem im-web wird von einigen Vermietern immer wieder als kompliziert bezeichnet.

Abgesehen davon ist die Gmunderin der Meinung, dass ältere Menschen, die vielleicht keinen Computer haben, so auch nicht an die Angebote kommen. Dazu kommt der riesen Aufwand, der mit dem neuen System auf die Vermieter zugekommen sei.

Früher hat die Gemeinde das noch alles übernommen, jetzt gibt es es nur noch die Internetseite und das ist alles unglaublich kompliziert. Ständig bekommt man Briefe und Informationen über Veränderungen.

Da die Ferienwohnung in den letzten Jahren letztendlich sechs Monate nicht vermietet war, habe Sie eben aufgehört. Jetzt stünde die Wohnung zwar leer, aber der Stress ist dafür weniger.

Keine Nachfolge

Im Gegensatz dazu erzählt Marlene Huber, dass sie noch nie darüber nachgedacht hätte aufzuhören. Ebenfalls vor etwa zehn Jahren habe sie angefangen ihre im Erdgeschoss des Hauses gelegene Einliegerwohnung an Gäste zu vermieten. Und Huber ist immer noch engagiert dabei.

Ich hatte damals eine Wohnung leer stehen und habe die einfach zur Ferienwohnung umgebaut.

Das sei vor allem deshalb sehr praktisch, da Huber Verwandte in Amerika hat und wenn die kommen sei eben genug Platz für alle da. Sie vermietet das ganze Jahr über, unter anderem an einige Stammgäste. Auch Huber hat von den rückläufigen Gästezahlen gehört, kann sich aber nicht beklagen. „Bei mir lief das letzte Jahr sehr gut“

Solange sie noch kann, sagt sie, will sie weiter machen. “Ans Aufhören denke ich jetzt noch nicht.” Eine echte Nachfolge hat sie aber auch nicht.

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