Am 19. Oktober findet im Waitzinger Keller in Miesbach die Premiere statt. Das Freie Landestheater Bayern (FLTB) führt unter der musikalischen Leitung von Rudolf Maier-Kleeblatt und der Regie von Jörg Fallheier Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Don Giovanni“ auf. Zuvor gibt es am 17. Oktober bereits eine Inklusionsvorstellung, die dem Intendanten besonders am Herzen liegt. Im Vorfeld war KulturVision zu einem Probenbesuch eingeladen.
Rudolf Maier-Kleeblatt bei der Probe. / Foto: MH
Proben mitzuerleben, ist immer etwas ganz Besonderes. Da geht es um intensive Arbeit mit punktgenauem Austarieren, um den besten Zusammenklang von Orchester, Solisten und Chor, um gemeinsames Miteinander in höchster Konzentration und großer Spiel- und Schaffensfreude.
Der Dirigent hat alle und alles im Blick
Rudolf Maier-Kleeblatt hat schon lange vor Probenbeginn Orchestermitglieder und Solisten für das Projekt „Don Giovanni“ ausgewählt. Er hat alle jederzeit im Blick, gibt genaue Anweisungen an Streicher und Bläser. Ziffer für Ziffer geht er die Ouvertüre durch. Da müssen Tempi und Dynamik von ganz leise bis so laut wie möglich präzise passen. Decrescendo wird angemahnt, langsam soll die Lautstärke verringert werden. Die „Bläser sollen bitte nicht nachhinken“, alles soll schnell sein und bleiben.
„Aufpassen!“ ruft der Dirigent seinen Musikerinnen und Musikern zu. Auch Maria Helgath als Donna Elvira und Elisabeth Rauch (Donna Anna) sowie Stephan Lin (Don Ottavio) sollen mit der Stimme runtergehen, nicht zu laut und gleichmäßig ihre Stimmen halten. Wieder und wieder geht Rudolf Maier-Kleeblatt auf einzelne Passagen ein, gibt Anweisungen und Anregungen. Stets singt er selber mit oder vor. Dabei tritt er mit seinen Sängerinnen und Sängern freundlich und doch bestimmt in einen Dialog, der hörbar erfolgreich ist. Er freut sich und lobt: „Wenn Konturen da sind, kommen auch vom Orchester die richtigen Antworten.“
Tragfähige Stimmen und „hingetupfter Sound“
So vergeht die Probenzeit wie im Flug. Wenn Donna Anna ihren toten Vater beweint und ihren Liebsten, Don Ottavio, auf Rache einschwört, stellt sich sogleich Gänsehautfeeling ein. Stephan Lin antwortet mit warmem, kraftvollem Tenor in der Arie „Folge deinem Herzen“. Dabei dürfen die Solisten „kein Tempo verlieren“ und sollen, wie Regisseur Jörg Fallheier einwirft, auch nicht zu zügig und laut sein. Dirigent Rudolf Maier-Kleeblatt fordert Textverständlichkeit ein. Alles wird genauestens besprochen. Jede auch noch so winzige Kleinigkeit muss perfekt sitzen, damit ein Gesamtkunstwerk entstehen kann.
Maria Helgath (Donna Elvira), Stephan Lin (Don Ottavio), Elisabeth Rauch (Donna Anna) und Andreas Agler (Don Giovanni) v.l.n.r. / Foto: MH
„Himmlisch schwebend wie ein hingetupfter Sound“ sollen Musik und Gesang klingen. Leporello (Raphael Sigling) klärt unterdessen Donna Elvira auf, wie viele Geliebte sein Herr Don Giovanni hatte. „Ich war dabei!“ singt Leporello betörend und erzählt: „In Hausham und in Miesbach hab ich sie gesehen.“ Andreas Agler als Titelheld Don Giovanni lässt schon jetzt seine Verführungskünste markant und meisterhaft aufblitzen. Wie wird das erst bei der szenischen Darstellung aussehen? Darauf kann man sich wirklich freuen. Schließlich lässt auch das Paar Zerlina (Nicole Tschaikin) und Masetto (Philipp Gaiser) stimmlich aufhorchen.
Nicole Tschaikin (Zerlina) und Philipp Gaiser (Masetto). / Foto: MH
Volkstheater mit Anspruch
Regisseur Jörg Fallheier beschreibt den Stand der Inszenierung als gut und ist gespannt, wie sich das Ensemble im Waitzinger Keller darstellen wird. Licht, Maske und Kostüme seien für Sänger und Sängerinnen immer eine Herausforderung. Dies gebe der Aufführung neuen Schub und nach der Hauptprobe könne er dann sein Team und die Spielform „laufen lassen“.
Blick in die Partitur. / Foto: MH
Rudolf Maier-Kleeblatt zeichnet verantwortlich für Produktionsleitung, Spielfassung, musikalische Einstudierung und sämtliche Dialoge, die er wie immer dem Spielort anpasst. So findet sich Don Giovanni mit seinen Gespielinnen und Mitspielern im Oberland wieder. Bei Aufführungen in anderen Gegenden gibt es entsprechende Änderungen. „Echtes Volkstheater für die Leute“ will er machen. Das ist sein künstlerischer Anspruch.
Titelheld Andreas Agler. / Foto: MH
Und was sagt Titelheld Andreas Agler über seine Rolle als Don Giovanni? Man lerne von der Rolle, die man spiele und singe. „Die Rolle kommt in mich“, sagt der Sänger. „Man lernt Facetten in einer Rolle kennen, die man selber nicht lebt.“
Am 19. Oktober 2024 um 19 Uhr feiert die FLTB-Neuproduktion „Don Giovanni“ Premiere im Festsaal des Miesbacher Kulturzentrums Waitzinger Keller. Karten gibt es hier. Zur Inklusionsveranstaltung am Donnerstag 17. Oktober 2024 um 19:00 Uhr im Waitzinger Keller Miesbach gibt es Karten hier.
Plakat „Don Giovanni“. / Foto: FLTB
Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni (1787)
Handlung:
1. Akt: Don Giovanni will Donna Anna verführen. Sein Diener Leporello hält Wache vor dem Haus. Don Giovanni stürzt aus dem Haus. Dabei wird er von Donna Anna verfolgt. Sie schreit um Hilfe. Ihr Vater, der Komtur, erscheint und wird von Don Giovanni getötet. Donna Anna ist entsetzt; ihr Verlobter Don Ottavio schwört Rache. Später erscheint Donna Elvira auf der Straße. Sie war einst eine von Don Giovannis Geliebten. Dieser erkennt sie zunächst nicht wieder. Als ihm klar wird, wer sie ist, schiebt er seinen Diener vor, der Elvira jedoch die zahlreichen Liebschaften seines Herrn enthüllt. Auch Elvira schwört Rache. Das Brautpaar Masetto und Zerlina tritt auf. Don Giovanni findet Gefallen an Zerlina. Nun treffen auch Elvira, Ottavio und Anna auf Don Giovanni. Anna glaubt in ihm den Mörder ihres Vaters zu erkennen. Es kommt zu diversen Verwicklungen unter den Beteiligten, in deren Folge Don Giovanni die Flucht ergreift.
2. Akt: Leporello will seinen Herrn verlassen. Dieser überredet ihn aber zu bleiben und schlägt einen Kleidertausch vor. Inzwischen hat sich Masetto auf die Suche nach Don Giovanni gemacht. Wieder kommt es zu Täuschungen, Verwerfungen und Verwirrungen, bis sich Leporello zu erkennen gibt. Schließlich bleibt Elvira allein zurück. Trotz aller Verletzungen will sie Don Giovanni helfen. In der Nacht treffen sein Diener und er auf dem Friedhof zusammen. Da beginnt die Statue des Komturs zu sprechen. Er versucht, Don Giovanni zur Reue und Umkehr zu bewegen. Doch dieser bereut nicht und muss dafür in die Hölle fahren. Fazit: So ergeht es dem, der Böses tut.
Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Online-Magazin KulturVision am 05.10.2024 | Ein Beitrag von Monika Heppt.
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