Nachdem es monatelang ruhig gewesen war rund um das Tegernseer Almdorf, steht jetzt fest, wie es aussehen soll. Reiner Leidecker als Vertreter der Investorengruppe rund um Ernst Tengelmann sowie Architekt Johannes Wegmann präsentierten heute das Modell sowie erste Zeichnungen der Anlage.
„Gastro-Hof“. Café-Alm. Appartements. Sieben Ferienhäuser
Wie wir berichteten, sollen zwei zentrale Gebäude entstehen, die stufenversetzt an der Nordseite des Grundstücks Platz finden. „Gastro-Hof“ – so nennt Leidecker das Gebäude, in dem sowohl Hotelgäste als auch Auswärtige in zwei Restaurants und einer Bar verköstigt werden. In dem zweiten Hof sollen Gäste in sogenannten „Hofzimmern“ – also Appartements – Urlaub machen. Ein kleineres Gebäude – die „Café-Alm“ – soll ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich sein.
An der Südseite kommen sieben kleine Almhütten, in denen jeweils ein bis drei Appartements Platz finden. 76 Betten wird das Dorf bieten und auch höheren Ansprüchen genügen, laut Leidecker soll das Almdorf ein „Vier-Sterne-Superior“-Haus werden. Ein Konkurrenzpotenzial zu weiteren Hotels im Tal will man laut Projektentwickler nicht darstellen.
Geplant wurde auf „fremdem Grund und Boden“, wie Leidecker berichtete. Die Fläche gehört der Familie Berghammer, die in sechster Generation den traditionsreichen Kohlhauf-Hof direkt daneben bewirtschaftet. Mit ihr schließt die Ernst Tengelmann GmbH als Umsetzer einen Erbbaurechtsvertrag über 50 Jahre, der dann vom Erbbaurechtsnehmer optional auf zwei mal zwanzig Jahre verlängert werden kann. Danach könnte das Grundstück wieder an die Familie zurückfallen.
Die Suche nach einem Investor
Momentan ist man auf der Suche nach einem Betreiber und Investoren. „Wir sind keine Hoteliers und wir waren von Anfang an nicht die endgültigen Investoren“, berichtete Leidecker am Runden Tisch. Vorstellen kann er sich, dass der Betrieb ähnlich wie bei dem in Rottach-Egern geplanten Hotel-Komplex „Seeperle“ organisiert wird.
„Wir sind in guten Gesprächen“, bestätigte Leidecker, doch spruchreif ist noch nichts. Könnte die Suche nach einem Betreiber das Almdorf noch aufhalten? „Wir würden nicht ohne Betreiber anfangen“, so die Aussage Leideckers.
Eine definitive Zusage steht aus. Es habe zwar Gespräche gegeben, doch man suche noch Investoren, so Leidecker. Fest steht – dem Investor bleibt gar nichts anderes übrig, als die Planungen so zu übernehmen, wie sie von den Projektentwicklern fixiert sind. „Wir haben einen vorhabenbezogenen Bauplan“, erklärt Leidecker.
Um einer eventuellen Nutzung in Form von Eigentumswohnungen vorzubauen, hat die Stadt für die Fläche eine ausschließlich touristische Nutzung festgelegt. Zudem ist ein Durchführungsvertrag geschlossen worden. Darin sichert sich die Stadt dreifach ab.
Erstens wird eine „dingliche Eintragung“ im Grundbuch vorgenommen. Diese sieht vor, dass die Zimmer ausschließlich als Hotelzimmer beziehungsweise Ferienwohnungen für Gäste und nur zeitlich begrenzt genutzt werden dürfen. Zweitens ist eine Konventionalstrafe gegen den Betreiber festgesetzt, wenn er Gäste länger als sechs Wochen beherbergt. Drittens muss eine Sicherheitsleistung von einer halben Million Euro bis zur Bezugsfertigkeit bei der Stadt hinterlegt werden.
Auch auf weitere Forderungen der Kritiker hat man reagiert. So soll die für zu eng befundene Olaf-Gulbransson-Straße auf sechs Meter zweispurig ausgebaut werden. Außerdem soll der Neureuthparkplatz für Wanderer weiterhin in vollem Umfang nutzbar sein. Lediglich den Schwerlastverkehr während der Bauarbeiten hätten die Anwohner zu ertragen, meinte Leidecker. Ansonsten sieht er in der Anlage keinen Störfaktor. Es werde lediglich zweistöckig gebaut und das Almdorf sei vom See aus nicht zu sehen.
Gib dem Almdorf einen Namen
Leidecker sieht im Almdorf ein authentisches Projekt – ja sogar „gelebte Landwirtschaft“. Gäste könnten im benachbarten Bauernhof zur Stalltür hineinsehen und dort „echte Rinder“ beobachten. Dennoch sei mit dem Arbeitstitel „Almdorf“ ein falsches Licht auf das Projekt gefallen. Zeitweise wurden Namen wie „Heidi-Land“ oder „Disneyland“ gestreut. Das soll sich nun ändern.
Unter dem Motto „Gib dem Almdorf einen Namen!“ startet die Ernst Tengelmann GmbH einen Wettbewerb und lobt ein Preisgeld von 500 Euro aus. Vorschläge kann man per E-Mail an r.leidecker@tegernseer-grund.de senden.
Während sich der Name für das Almdorf bald ändern könnte, bleiben Schutzgemeinschaft und Bund Naturschutz bei ihrer Meinung zu der Hüttenanlage. Für sie bleibt es unsinniger Landschaftsverbrauch und ein Hotelbau, der nichts gemein hat mit der Aura des Tegernseer Tals.
Wie wir berichteten, sahen Kritiker das größte Manko um das geplante Projekt darin, dass das Grundstück im Landschaftsschutzgebiet lag. Zwar war die 4.500 Quadratmeter große Fläche bis zum Jahr 2005 im Flächennutzungsplan als „beschränkt bebaubar“ ausgewiesen, von da an wurde es jedoch als schützenswert angesehen und als Landschaftsschutzgebiet geführt.
Stadtrat Thomas Mandl (SPD) hatte sich zwar vehement für den Erhalt des Schutzgebiets eingesetzt. 780 Unterschriften gaben ihm recht.
Letztendlich waren die Contra-Unterschriften jedoch umsonst gewesen, denn die eingereichte Petition im Bayerischen Landtag scheiterte. Der Stadtrat entschied sich mehrheitlich für die Umsetzung. Am 23. Mai wurde die Fläche schließlich aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen.
Vier Jahre bewegte Geschichte hat das Almdorf bereits auf dem Buckel. Im kommenden Januar soll der Bauantrag bei der Stadt eingereicht werden. Für Juli 2015 rechnet man sich eine Genehmigung aus. Nun hängt es noch an einem geeigneten Betreiber und einem solventen Investor. 15 Millionen Investitionssumme stehen im Raum. Leidecker und Wegmann sind zuversichtlich, dass sie bald mit positiven Nachrichten rund um Betreiber und Investor an die Öffentlichkeit gehen können.
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