Schwarzfischer: “Herzlich Willkommen zur Beerdigung des Gmunder Dorfladens”

Das Ende kam schnell, und doch hatte man es die letzten zweieinhalb Jahre immer irgendwie erwartet. Bei der gestrigen Gesellschafterversammlung wollten sich nochmal 50 Anteilseigner des Gmunder Dorfladens die Begründung für die bereits beschlossene Stille Liquidation anhören.

Nachdem bei der ersten Versammlung im März 2011 noch über 80 der insgesamt 178 Gesellschafter anwesend waren, hatte eigentlich keiner der Verantwortlichen mit so einer großen Resonanz gerechnet. Ein Umstand, den Beiratsmitglied Peter Schwarzfischer mit einem süffisanten “Herzlich Willkommen zur Beerdigung. Auch wenn ich nicht dachte, dass es eine so große Leiche wird” kommentierte.

Der Dorfladen am Gmunder Ludwig-Erhard-Platz hat endgültig Zugemacht

Doch im Anschluss präsentierten Schwarzfischer und seine Gesellschafterkollegen eine so umfassende wie objektive Analyse der Gründe für das Scheitern des einstmals mit hohen Erwartungen gestarteten Gmunder Vorzeigeprojektes. „Es ist nicht gelungen, ein Wir-Gefühl zu erzeugen und das Geschäft zu unserem Dorfladen zu machen“, so Schwarzfischer, der klarstellte, dass sich das Projekt “finanziell eigentlich immer auf Messers Schneide” befand.

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Eine Einschätzung, die auch Johann Schmid so teilte. Man habe viel Zeit und Energie in den Dorfladen gesteckt. Leider ohne gutes Ende. “Jetzt bin ich auch froh, dass das verunglückte Experiment zu Ende ist,” so Schmid, der unter anderem auch für die SPD im Gmunder Gemeinderat sitzt.

Von Preysing: “Wie konnte das so schnell kippen?”

Der Gemeinderat, der auch die Summen für den Aufbau sowie den Erhalt des Dorfladens bewilligte machte. So hatten die Räte noch im Oktober 2011 dem Dorfladen einen Zuschuss in Höhe von 8.000 Euro bewilligt. Allerdings nicht ohne kritische Stimmen. Marinus Diesl von der CSU wies damals bereits auf das selbstgewählte Motto des Dorfladens “Wir machen das selbst” hin:

Jeder Selbständige, jedes Geschäft, jede Firma muss es selbst machen. Wenn jeder zur Gemeinde rennen würde, hätten wir ein Problem. Der Dorfladen hat keine Sonderstellung und auch keine soziale Funktion.

Und auch Otmar Straßmüller (FWG) stellt die seiner Meinung nach ausweglose Situation klar: “Das ist ein Fass ohne Boden. Es ist vorbei.” Da sich in der anschließenden Abstimmung zwölf Gemeinderäte für das Darlehen aussprachen, muss die Gemeinde mit der nun eingeleiteten Liquidation, so wie auch die übrigen Gesellschafter, einen Großteil ihres eingezahlten Geldes abschreiben. Insgesamt 16.000 Euro hat sich Gmund das Experiment kosten lassen.

Im Neureuthersaal fand die letzte Gesellschafterversammlung des Dorfladens statt

Zwar hat der Dorfladen nach dem Ausverkauf der letzten zwei Wochen etwa 9.100 Euro auf dem Konto. Doch dem stehen noch 14.800 Euro offene Verbindlichkeiten bei Lieferanten gegenüber. Und auch die Erträge der vergangenen zwei Jahre konnten nie mit den Kosten stand halten. Nach einem Umsatz von 274.800 Euro im Jahr 2011 und einem daraus resultierenden Fehlbetrag in Höhe von 34.000 Euro, ging es in diesem Jahr erstmal besser los.

Doch nachdem sich bereits bis April weitere 14.000 Euro an Verlust angesammelt hatten, wollten die Verantwortlichen nach dem Umsatzeinbruch im Oktober nicht die Gefahr einer verschleppten Insolvenz eingehen.

Dabei überraschte der starke Kunden-Rückgang vom 10. Oktober an nicht nur die Gesellschafter. Auch Geschäftsführer Remo Schramm zeigte sich erschüttert, wie wenig Produkte nach dem Ende der Saison abgesetzt wurden. “Plötzlich kamen einfach keine Kunden mehr in den Laden.”

Ein Einbruch, der auch die Optimisten unter den Verantwortlichen schlussendlich dazu bewog den Dorfladen dichtzumachen, wie Johann Schmid abschließend erklärte:

Da war kein Licht mehr am Ende des Tunnel erkennbar. Und so mussten wir leider den Stecker ziehen.

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