Nun war es endlich soweit. Die Gemeinde Holzkirchen stellte die Weichen für ein Treffen zwischen der Presse und den Asylbewerbern. “Zu Beginn sollten Holzkirchens Neuankömmlinge nicht gleich überfallen werden, sondern erst einmal ankommen können”, erklärte Elisabeth Dasch (SPD), zweite Bürgermeisterin der Marktgemeinde.
Inzwischen ist das geschehen. Was, laut Dasch, vor allem dem gutstrukturierten Helfernetzwerk im Ort zu verdanken ist. Im großen Sitzungssaal standen zwei Asylbewerber und Vertreter des Helferkreises gestern Abend Rede und Antwort. So ging es unter anderem um die Flucht des 22-Jährigen Tesfaldel, um den Wunsch der Asylbewerber nach “echter” Arbeit sowie die Knappheit an Unterbringungsmöglichkeiten für zukünftige Ankömmlinge.
50 Helfer kümmern sich um die Flüchtlinge
Fast 50 Freiwillige kümmern sich, aufgeteilt in drei Gruppen, um die Asylbewerber in Holzkirchen. Dabei gibt es eine Sprachgruppe, eine Gruppe für Sport, Freizeit, Kultur und Religion sowie eine zur Alltagsbegleitung. Was für den Einheimischen Routine ist, ist für den einzelnen Asylbewerber Neuland. Er braucht Begleitung bei Arztbesuchen, Einkäufen oder bei der Bedienung elektronischer Geräte, wissen Maria Korell und Franz Lutje vom Helferkreis.
Unabhängig von den Betreuern zu werden, so lautet das Ziel der Asylbewerber. “Dafür lernen alle fleißig Deutsch – auch außerhalb des angesetzten Unterrichts”, berichtet Lutje. So auch der 22-Jährige Tesfaldel und der 23-Jährige Hermon aus Eritrea. Tesfaldel war in Eritrea Grundschullehrer, erzählt er. Aus Angst vor dem Militär wäre er geflohen: über Äthiopien, den Sudan und Libyen nach Italien. Er berichtet vom langen Marsch durch Regenwald und Wüste – meist bei Nacht, in Angst vor wilden Tieren und ohne Wasser und Essen.
Beim ersten Kontakt begegnete er der westlichen Welt vorerst mit Furcht. Von einem kleinen Boot wurde Tesfaldel auf ein, laut ihm, „unglaublich“ großes Schiff gerettet. Von Italien aus kam er mit dem Zug nach München. Insgesamt drei Monate ist er jetzt in Deutschland und würde gerne mehr tun, als nur „eating and sleeping“, meint er. Doch arbeiten darf er nach staatlichen Bestimmungen noch nicht.
Es droht akute Raumnot
Was momentan an den Asylbewerbern zehrt, ist nicht das vorübergehende Leben im Container, sondern das Warten, dass sich endlich etwas tut, weiß Franz Lutje. Gleichzeitig ist das auch die Herausforderung für die Helfer: Beschäftigung bieten. Mit Spielen, Sport und Fernsehen werden die Asylbewerber bei Laune gehalten, doch am liebsten würden sie einfach nur arbeiten und von niemandem abhängig sein.
So gibt es im Container an der Erich-Kästner-Straße viel zu tun. Derzeit leben hier 28 junge Männer aus Somalia und Eritrea, zwei somalische Ehepaare, eine Somalierin mit Kind, zwei eritreische Frauen, ein Kongolese und ein nigerianisches Ehepaar mit Kind, zählt Korell auf. Die Frau erwarte im Dezember ein Baby. Kommende Woche treffen noch vier Syrier, zwei Eritreer und zwei Nigerianer aus der Tegernseer Turnhalle ein. „Dann sind wir vorerst bis auf fünf Betten voll“, stellt Korell klar.
Ein Problem, das auch den Holzkirchner Gemeinderäten nicht unbekannt ist. Derzeit sucht man in der Gemeinde händeringend nach weiteren Unterkunftsmöglichkeiten für neue Asylbewerber. Denn Dasch weiß vom Landratsamt, dass nächstes Jahr noch weitere Asylbewerber aufgenommen werden müssen. „Die Menschen dürfen nicht alleine gelassen werden“, erklärt sie und hofft auch in Zukunft auf die tatkräftige Unterstützung durch den Helferkreis. Auch Tesfaldel forderte die Presse auf, Ausschau nach weiteren Unterkünften zu halten.
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