„Du moist mid Kuahscheiß? Ja du spinnt ja.”

Es mag sich zuerst schräg anhören, doch Werner Härtl hat mit Kuhmist wahre Kunstwerke erschaffen. Er macht im wahrsten Sinne des Wortes aus Scheiße Kunst. Seit Freitag werden seine Bilder bei uns im Tegernseer Tal ausgestellt. Neugierig? Wir von der Redaktion waren es jedenfalls.

Werner Härtl beim Malen mit Kuhmist / Quelle: BR

„Auf die Idee, Kuhexkremente als Malmittel zu verwenden, kam ich 2012 bei der Stallarbeit während meiner Tätigkeit als landwirtschaftlicher Betriebshelfer“, schreibt Werner Härtl aus Reichersbeuern auf seiner Webseite.

Dann habe er einen Kanister in den Odel getaucht, mitsamt allem darin enthaltenem Material: Sand und Erdkörnern, Streu und Insektenüberbleibseln – „interessante und nur schwer zu beeinflussende Strukturen waren das Resultat, die eine eingehende Betrachtung der Bilder lohnend macht!“ Mittlerweile fange er seine Farbe aber lieber direkt hinter den Erzeugerinnen auf, so erhalte er reineres Material. Für seine Kuhmistgemälde entwickelte Härtl nach und nach verschiedene Techniken: Ob auf Leinwand oder Papier, ob mit Pigmenten und Farben versetzt, er lässt sich in seinem Schaffensprozess immer von den strukturgebenden Feststoffen und Fremdkörpern des Dungs leiten.

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Thematisch widmet er sich der naturnahen, ökologischen Landwirtschaft und ihren traditionellen bäuerlichen Kleinbetrieben, fern der Agrarindustrie. Landschaften, Bergmassive, Dorfansichten, alte Gehöfte und Arbeitsweisen, Tierportraits und Agrarfahrzeuge machen das Schaffen mit Mist erst stimmig. Um den Bogen zu (über)spannen, sind die Werke hier und da mit Blattgold veredelt, quasi ein Spiel mit den Vorbehalten, die der Betrachter gegenüber dem Material mitbringen mag.

Ausstellung in Rottach startet heute

Auch wenn er der erste konkret gegenständlich mit Mist malende Künstler sei, neu ist die Idee auch in Europa nicht: hartnäckig haftend, erfreute sich frischer Kuhdung in Mischung mit Kalkmilch früher tatsächlich großer Verbreitung als deckender Anstrich auch für Innenräume – sogar für Küchen. „Und keine Angst – die Bilder riechen nach der Trocknung nicht“, schreibt Härtl.

Auch den Zotzn hat Werner Härtl schon gemalt

Nun kann man seine Gemälde seit Freitag im Tegernseer Tal bewundern. „Wir haben im Café Gäuwagerl eine Gastausstellung von einem vogelwilden Künstler, der aus Kuhmist Bilder kreiert“, kündigt Josef Bogner an. Die Ausstellung läuft bis Ende des Jahres. Auch der BR berichtete bereits über Härtl. Hier geht’s zum Beitrag (ab Minute 40).

Werner Härtl (*1978), der mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Reichersbeuern lebt, ist als freischaffender Illustrator und Designer tätig, als freier Sprecher für Rundfunk und Fernsehen und darüber hinaus als Betriebshelfer in der hiesigen Landwirtschaft.

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