Durchschnittsalter steigt

Landärzte, Urlauber, Arbeitsplätze – der Tegernsee hat von allem genug, nur von der Jugend nicht. Die Menschen im Tal sind älter als anderswo. Lehrstellen bleiben unbesetzt. Wie sich die Potenziale der Urlaubsregion nutzen lassen, um auch Fachkräfte anzuziehen, untersuchen derzeit Studentinnen der Hochschule München. Sie entwickeln ein Fachkräftekonzept für Gesundheitstourismus am Tegernsee.

© Dieter_G (CC0 1.0) – pixabay.com
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Unternehmen in der Region macht der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs zu schaffen. Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt – ein sich seit Jahren fortsetzender Trend. So fehlen mittlerweile auch Fachkräfte, zuletzt wurden mehr als 600 unbesetzte Arbeitsstellen gemeldet. Förderprogramme und regionale Online-Jobportale sollen helfen.

Problematisch ist die schwindende Jugend. Zwar steigt die Einwohnerzahl laut Demographie-Spiegel des Landesamtes für Statistik (LfStat) bis 2028 um rund 7,6 Prozent. Aber auch das Durchschnittsalter steigt, in der Stadt Tegernsee zum Beispiel von 50 auf 52 Jahre. Der Anteil der über 65-Jährigen wächst hier mit 15 Prozent am stärksten, mit 11 Prozent folgen die 40- bis 65-Jährigen. Der Anteil der 18- bis 40-Jährigen sinkt dagegen um knapp 7 Prozent. Im gesamten Landkreis Miesbach steigt das Durchschnittsalter von 45 auf künftig 46 Jahre. Neue Fachkräfte könnten den Schnitt nach unten ziehen.

Ein Fachkräftekonzept für Tegernsee

Eine Analyse der Fachkräftesituation in der ländlichen Region Tegernseer Tal wagen aktuell 18 Studentinnen der Fakultät für Tourismus im Rahmen einer Fallstudie. Damit wollen sie helfen, ein regionales Fachkräftekonzept zu entwickeln und herauszufinden, wie sich das Tegernseer Tal als attraktiver Lebens- und Arbeitsraum vermarkten lässt. Auch die Aspekte Qualitätsbewusstsein und Nachhaltigkeit sollen dabei eine zentrale Rolle spielen.

Die Studie findet im Rahmen des EU-Projekts „Trail for Health Nord“ statt, bei dem es darum geht, in den Regionen Österreich und Bayern insbesondere gesundheitstouristische Kompetenzen aufzubauen. Während einer Exkursion Ende April befragten die Studierenden dazu Leistungsträger vor Ort, darunter Arbeitgeber und Arbeitnehmer in zahlreichen Betrieben, wie Hotels oder Rehabilitationskliniken. Zudem interviewten sie Vertreter der Politik. Sie besuchten außerdem das Jod-Schwefelbad in Bad Wiessee und tauschten sich auf dem „Tag des Tourismus“ mit Gastgebern und Tourismusexperten der Region aus.

Bis Ende Juni werten sie das gesundheitstouristische Angebot und die Bedeutung des Gesundheitstourismus aus. Auch die Fachkräftesituation und die aktuellen Herausforderungen der Akteure bei ihrem Personalmanagement werden untersucht. Die Ergebnisse der Fallstudie samt Handlungsempfehlungen für ein Fachkräftekonzept stellt die Studiengruppe anschließend der Tegernseer Tal Tourismus GmbH als Auftraggeber vor.

Die Landlust wächst

Eine mögliche Chance, die Region zu verjüngen, liegt in den Wanderungsbewegungen aus dem Bundesgebiet und den europäischen Ländern. Laut Vorausberechnung wächst Bayern bis 2025 um 5 Prozent auf 13,3 Millionen Bewohner an, besonders im Zentrum und im Süden des Landes. Auch die Münchner selbst wandern und ziehen bevorzugt ins Umland: Fast 980.000 Münchner werden sich laut Demographie-Spiegel vor allem in umliegenden Kreisen niederlassen.

Zwar haben München und andere Großstädte einen unschlagbaren Reiz: Universitäten locken Schulabgänger, ein chancenreicher Arbeitsmarkt mit vielfältigen Stellen bindet diese für Jahre. In den darauf folgenden Jahren allerdings zieht der Wind immer häufiger in Richtung Heimat: Nach dem Studium und den ersten Arbeitserfahrungen, insbesondere in Zeiten der Familiengründung, wenden sich immer mehr junge Menschen von der Großstadt ab – zu viel Verkehr, zu viel Lärm, zu viel Anonymität sind nur einige Gründe. Zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr packt sie die Landlust: Manche, weil ihnen die Heimat fehlt, für Andere verheißt das Land eine ruhige, idyllische und gesunde Umgebung für Lebens- und Familienplanung.

Im Tegernseer Tal bieten sich für sie besonders im Tourismus vielversprechende Berufschancen, etwa für Wirtschafts-, Beratungs- oder Marketingexperten. Damit auch Akademiker wieder zurück in die Tegernseer Heimat kommen, oder hier eine neue Heimat finden, braucht es Anreize. Lebenswert ist die Region für junge Leute und Familien allemal, an Freizeitaktivitäten mangelt es nicht. An Wohnraum für Durchschnittsverdiener dagegen schon – das hat die Region inzwischen begriffen und versucht gegenzusteuern. Auch eine gute Infrastruktur ist zentral, denn auf Mobilität verzichtet niemand gern. Welche Ergebnisse und Vorschläge die Münchner Studentinnen zu Tage fördern, bleibt abzuwarten.

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