Ein Heim für Kinderflüchtlinge gesucht

Auch wenn im Tegernseer Tal derzeit nur wenige Asylbewerber ein Zuhause finden, können Familien unabhängig von den Bemühungen der Behörden helfen. Denn die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge, die der Landkreis in Obhut nimmt, ist seit Anfang dieses Jahres auf 21 gestiegen. So viele wie noch nie. Die Jugendhilfe des Landratsamts Miesbach sucht händeringend nach Pflegefamilien.

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Nicht alle Flüchtlingskinder kommen mit ihrer Familie nach Deutschland / Archivbild

„Familien, die Interesse haben, brauchen ein separates Zimmer. Das ist Voraussetzung“, erklärt Robert Wein, Fachbereichsleiter des Jugendamts. „Und ein Thema, mit dem man sich dringend auseinandersetzen muss, ist, dass es unmöglich ist, mit Kindern, die einen Migrationshintergrund haben, zu kommunizieren“, weiß Wein aus seiner Berufserfahrung. Der Aufruf gelte für ein kurzfristiges Engagement, für ein Wochenende oder drei bis vier Tage. Anschließend suchen die Behörden für die jungen Menschen feste Jugendhilfeeinrichtungen, geregelt nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz.

Das Prozedere, wie es überhaupt dazu kommt, ist immer dasselbe: Die Bundespolizei nimmt die Migranten und den Schleuser, sofern dieser dingbar gemacht werden konnte, mit auf die Wache. Ein Dolmetscher versucht, das Alter aller beteiligten Personen herauszufinden. Wer volljährig ist, der kommt in ein Erstaufnahmelager für Asylbewerber. Minderjährige werden der Obhut des Jugendamts unterstellt.

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Viel Hilfe aus der Bevölkerung

Dass sich die Lage nun zugespitzt hat, hat mehrere Gründe: „Zwei Faktoren haben dieses Jahr die Situation komplett verändert“, so Robert Wein. „16- bis 17-Jährige wurden letztes Jahr noch nach München gebracht. Das Auffanglager in der Landeshauptstadt wurde geschlossen. Bis jetzt sind es schon 21 Flüchtlinge. Das kann ein einziges Jugendamt nicht mehr bewerkstelligen.“ Deshalb sein dringender Appell an Familien im Landkreis, kurzfristig einzuspringen, denn das Ganze sei zeitlich befristet und laufe wie bei einem Gastschüler ab.

Er, seine Frau und seine drei Kinder haben Praxiserfahrung, denn Familie Wein hat erst kürzlich einen 17-jährigen Syrer übers Wochenende bei sich wohnen lassen. Das Programm: Essen, gemeinsame Spiele und einkaufen. „Natürlich Unterhosen, Kleidung.“ Wichtig sei: Quittung aufbewahren, damit man die Kosten anschließend erstattet bekommt. Oft wollen die Kinder und Jugendlichen nur schlafen.

Laut dem Jugendamtsleiter will Miesbach mit dieser Art der Hilfe unbedingt weitermachen. Die bisherigen Erfahrungen von Seiten des Amts mit der Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung seien sehr gut. Viel Not und Leid liege hinter den Jugendlichen. „Manche sind zwei bis drei Jahre unterwegs bis sie in Deutschland bei einer Gastfamilie ein paar Tage verbringen dürfen.“ Für Familienvater Wein eine ganz selbstverständliche Hilfe.

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