Seit vier Jahren gehört der 1999 in Holzkirchen gegründete Sportartikelhändler Bergzeit zu der Firma “Sportler AG” in Bozen. Deren Chef, Jakob Oberrauch, war jedoch am Mittwoch derart erkältet, dass er an dem bedeutenden Tag zum ersten Spatenstich nicht persönlich vor Ort sein konnte. Auf Nachfrage erklärt er gegenüber unserer Zeitung:
Als Familienunternehmen ist das neue Logistikzentrum von Bergzeit einer der wichtigsten Meilensteine in unserer Geschichte. Wir starten damit ein sehr großes Projekt. Wir sehen in der Firma Bergzeit großes Potenzial und sind in den letzten Jahren massiv gewachsen. Mit dem neuen Basislager möchten wir uns für die Zukunft wappnen, um weiterhin ganz vorne mitzuspielen.
Insgesamt investiere Sportler 13 Millionen Euro in das Projekt in Otterfing. Die alten angemieteten Räume würden bereits aus allen Nähten platzen. Durch einen modernen Konzern mit eigener Kantine wolle man den Mitarbeitern ein gutes Arbeitsfeld bieten, aber auch die Leadership im Onlinehandel für Bergsportartikel halten, so Oberrauch.
Als Vertretung zum Spatenstich kam sein Verwaltungs- und Finanzchef Johannes Peer. Dieser betonte, das neue Bergzeit-Lager sei nach dem Bau der Zentrale in Bozen das “zweitgrößte Projekt”, das Sportler je anpacke. Demnach wolle die Firma hier auch nicht so schnell wieder weg. Auch Bergzeit-Geschäftsführer Maximilian Hofbauer freute sich über diese Entwicklung.
Bergzeit hat einiges vor
Denn bisher werden laut Hofbauer aus der alten Zentrale täglich fast 2000 Pakete versandt. Doch die räumliche Enge behindere weiteres Wachstum. Die Möglichkeit, sich gleich nebenan zu vergrößern und etwas Eigenes aufzuziehen, sei “ein Glücksfall”. Laut Hofbauer werden über eine halbe Million Kunden in 23 Ländern beliefert. Das Filialgeschäft in Gmund und Großhartpenning mache nur 15 Prozent des Geschäfts aus, verdient werde im Internet.
Nördlich des bisherigen Geländes soll nun ein repräsentativer und mächtiger Neubau entstehen. Das Grundstück hierfür lieferte die Gemeinde Otterfing. Die Kosten: rund zwei Millionen Euro. Mehr als 10.000 Quadratmeter nutzbare Geschossfläche, knapp 5.000 Quadratmeter Grundfläche, gut zwölf Meter Gebäudehöhe und die Option auf Erweiterung.
Durch die neue Raumaufteilung soll Platz für insgesamt 200 Mitarbeiter geschaffen werden. Funktionsräume, moderne Besprechungsräume und eine Kantine sorgen dafür, dass die bisher in unterschiedlichen Büros und Lagerräumlichkeiten arbeitenden Angestellten nun an einem einheitlichen Arbeitsplatz unterkommen. Hofbauer ist begeistert:
Deutlich mehr Platz, Verwaltung und Logistik endlich unter einem Dach – jeder bei Bergzeit freut sich auf das neue Gebäude!
Die neu konzipierte Logistik wird darüber hinaus fünf Tore mit Überladebrücken, dreigeschossige Bühnen und eine Anlage mit 56.000 Lagerplätzen umfassen. Ein Hochregallager mit 750 Palettenplätzen soll dafür sorgen, dass das Platzangebot den gestiegenen Anforderungen an die Bergzeit-Lagerhaltung gerecht wird.
Im Vorfeld der Planungen um das neue Bergzeitzentrum, gab es Ärger mit Grundstücksnachbar Stefan Weitl. Er war strikt gegen den massiven Neubau und fürchtete Lärm und ein starkes Verkehrsaufkommen in den schmalen Straßen. Doch schließlich konnten sich der „Bergzeit Gegner“ und Hofbauer auf einen Kompromiss einigen.
Hoffnung auf viel Schnee – aber nicht überall
In Gegenwart von Gemeinde und Landratsamt wurde beschlossen, dass Weitl seine Petition zurück zieht und somit auf eine mögliche Klage verzichtet, die vor allem Bergzeit viele Stunden und Geld gekostet hätte. Im Gegenzug wurde ausgemacht, entlang der Grenze zu Weitls Grundstück eine rund 80 Meter lange und bis zu 3,75 Meter hohe Lärmschutzwand zu errichten – Die Kosten von circa 60.000 Euro trägt Bergzeit. Und an besagter Grenze will Weitl sogar selber bauen: Etwa 20 Garagen sollen dort entstehen.
Wenn es nach Hofbauer geht, soll es nun nach dem Spatenstich schnell vorangehen. Ziel ist es, dass die neuen Gebäude bereits am 15. Mai fertig sind. Vier Monate später soll der Betrieb dann starten. „Fürs Geschäft wünschen wir uns viel Schnee im Winter“, so Hofbauer, „wäre aber schön, wenn es auf unserer Baustelle nicht so wahnsinnig schneit.“
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