„Ein Schiff verträgt nur einen Kapitän“

Dass Alfons Besel geht, steht schon länger fest. Ein Nachfolger für den scheidenden Geschäftsleiter der Gemeinde Gmund ist gefunden und eingelernt. Zum Jahresende verlässt er nun seinen Arbeitsplatz im Rathaus. In der gestrigen Gemeinderatssitzung ließ es sich Besel nicht nehmen, „aus dem Nähkästchen“ seiner 31 Dienstjahre zu plaudern.

Besel bekam einen Gutschein für Anglerzubehör von der Gemeinde
Geschäftsleiter Alfons Besel wurde gestern offiziell verabschiedet.

Es war eine überraschende Kündigung, die der Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing Ende Juli auf den Schreibtisch bekam. Alfons Besel kündigte an, die Gemeinde nach fast 31 Dienstjahren zu verlassen. Seit 2001 hat er den Posten des Geschäftsleiters inne und wolle diesen aus privaten Gründen aufgeben, hieß es.

Ab Januar wechselt der Gmunder ins Landratsamt Miesbach und übernimmt dort die Leitung der Abteilung 1 Zentrale Angelegenheiten. Die Gemeinde Gmund stand vor der Aufgabe, eine Schlüsselposition neu zu besetzen. Besels Entschluss war für die Gmunder Verwaltung und den Gemeinderat offenbar eine echte Überraschung.

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Preysings große Stütze

„Alfons verlässt uns in Richtung Miesbach“, kommentierte Bürgermeister Georg von Preysing in der gestrigen Sitzung den Weggang des Geschäftsleiters zum Jahresende. Er sei sich sicher, dass sich Besels Tätigkeit bei seinem neuen Arbeitgeber – dem Landratsamt Miesbach – positiv auswirken werde. „Dort hat er persönlich mehr Aufstiegschancen. Und er kann in Miesbach viel bewirken. Das kann ja nicht schaden“, so Preysing weiter.

„Du warst für mich persönlich eine große Stütze“, kam er auf Besels Stärken zu sprechen. Miteinander habe man viel bewegt, erinnerte sich der Rathauschef an die gemeinsamen 14 Jahre, die seit seinem Antritt als Bürgermeister ins Land gegangen sind. Er sehe den Weggang des „langjährigen Weggefährten“ realistisch, aber nicht emotionslos, so Preysing.

Von 1983 bis heute

Alfons Besel verlässt die Gemeinde mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie er in der gestrigen Sitzung verriet. Seit 1983 ist er für die Gemeinde Gmund tätig. „Die 31 Jahre sind vergangen wie ein Wimpernschlag“, so setzte er seine Abschiedsrede an. Und ließ es sich nicht nehmen, teils scherzhaft, teils kritisch auf seine Dienstzeit zurückzublicken und „aus dem Nähkästchen zu plaudern“.

Zuerst karikierte er die Veränderungen der vergangenen 30 Jahre. Als er in den Achtzigern hier angefangen habe, hätten Bauern mit ihrem Viehtrieb den Verkehr am Gmunder Berg aufgehalten. Heute sei es die große Anzahl an Autos, die die Staus verursachten. Auch die Bürotechnik habe sich stark verändert: „Wenn ich an die Brunner Gabi denk’ – die hatte als Einzige im Büro eine Schreibmaschine mit Korrekturband, erinnerte sich Besel an seine Anfangsjahre.

Maximilian als unendliche Geschichte

Das Bemerkenswerteste sei jedoch eines – der Bebauungsplan für den Gasthof Maximilian, der ihn nahezu seine komplette Dienstzeit begleitet habe. Als er 1987/88 für den Wehrdienst bei der Bundeswehr pausiert hatte, habe es geheißen: „Im Frühjahr 1988 ist das Thema erledigt“, erinnerte sich Besel. Als er 1992 die Beamtenlaufbahn einschlug, stand das Areal immer noch auf dem Plan.

Und als Georg von Preysing sich im Jahr 2000 als Bürgermeister wählen ließ, war das Problem noch immer nicht gelöst. „Wir saßen hinten im Bus beim Fraktionssprecherausflug und haben gehofft, dass es bald vorbei ist“, schaute Besel zurück. Nicht ahnend, dass es noch mindestens fünfzehn Jahre dauern würde, bis der „Schandfleck von Gmund“ sich in etwas Ansehnliches verwandeln würde.

Die Zukunft des Gasthof Maximilian begleitete Alfons Besel seine gesamte Amtszeit.
Die Zukunft des Gasthofs Maximilian begleitete Alfons Besel seine gesamte Amtszeit.

Neben dem Maximilians-Areal war es Besels Aufgabe, etliche weitere Projekte während seiner Amtszeit zu jonglieren. Die gescheiterten Hotelpläne um das Gut Kaltenbrunn, das nun saniert wird und bald in eine neue Gastronomie verwandelt werden soll. Die umstrittenen Pläne um die Fläche am Dürnbacher Feld, die sicher auch in Zukunft noch für Spannung sorgen werden.

Die Aufstellung des Flächennutzungsplans, der 2014 für viel Aufruhr gesorgt hatte und die Entwicklung der Gemeinde in den nächsten 15 bis 20 Jahren prägen wird. Die Veräußerung der Grundstücke am Landbaderfeld. Und nicht zuletzt die Fertigstellung der Realschule Tegernseer Tal und die Sanierung der örtlichen Grundschule.

Dass es bei all den Projekten intern auch zu Spannungen gekommen war, konnte man gestern nur zwischen den Zeilen lesen. Denn zu den Aufgaben eines Geschäftsleiters gehören auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Nicht nur mit der Kommunikation so mancher Themen an die Bürger sah sich Besel in den vergangenen Jahrzehnten konfrontiert. Auch der Presse musste er häufig Rede und Antwort stehen. „Es hat Differenzen gegeben“, gestand er ein. Es sei jedoch gelungen, Projekte kritisch, aber fair zu begleiten. „Jeder auf seiner Seite – jeder für seine Seite.“ So brachte er die Zusammenarbeit mit der Presse auf den Punkt.

Einigkeit – zumindest nach außen

Dann kam Besel auf interne Abläufe zu sprechen. „Nach außen hin haben wir immer mit einer Stimme gesprochen“, richtete sich Besel an seinen Chef Georg von Preysing. „Doch wir waren durchaus anderer Meinung, was den Weg betrifft.“ Preysing habe ihm jedoch keinen Maulkorb angelegt, ließ er verlauten.

„Du hast mich immer umfassend informiert, oft auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit“, plauderte er weiter. Er habe gewusst, wie sein Chef denke. Bei all dem Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde, sei er doch zu einer Erkenntnis gekommen: „Ein Schiff verträgt nur einen Kapitän.“ Letztendlich müsse man an die zu treffenden Entscheidungen denken und das habe diesen gutgetan.

„Politische Landschaft trifft auf die Ratio des Verwaltungshandelns.“ So umriss der Geschäftsleiter die Beziehung zwischen seinem Chef und ihm selbst. Letztendlich stehe die Gemeinde immer im Spannungsfeld zwischen Bürger, Bürgermeister und Verwaltung. Es gelte das eine gesetzte Ziel – das Allgemeinwohl. Besel schloss seine Rede mit einem Resümee in Form eines Wetterberichts: „Überwiegend sonnig und heiter, manchmal mit Schauern.“ Nun freut er sich auf seine neue Aufgabe im Landratsamt.

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