Eine Entscheidung mit Zukunftsaspekt

Seit vier Jahren steht das Thema Nahwärmeversorgung im Warngauer Gemeinderat auf der Agenda. Verschiedene Alternativen wurden diskutiert. Aufgrund der allgemeinen Gesetzeslage ist nun Eile geboten, sich für eine Variante zu entscheiden. Ein Druck, dem sich einige der Räte in der Sitzung am Dienstagabend nicht beugen wollten.

Der Ortskern von Warngau soll mit regenerativer Energie versorgt werden.
Der Ortskern von Warngau soll mit regenerativer Energie versorgt werden.

Die Idee, in Warngau auf alternative Energieträger umzusteigen, wurde bereits vor vier Jahren beschlossen: „Wir haben damals ein Energieteam gegründet und uns inzwischen viel angeschaut“, fasst Bürgermeister Klaus Thurnhuber (FWG) die Energie-Aktivitäten seiner Räte in der Sitzung am vergangenen Dienstag zusammen. Das Resultat daraus: Ein Nahwärmenetz für den Ortskern in Oberwarngau, das unter anderem Rathaus, Schule, Turnhalle, Feuerwehrhaus und die geplante Kindertagesstätte samt Hort am Kapellenfeld versorgen soll. Auch Privathäuser sollen die Möglichkeit erhalten, sich anzuschließen.

Aufgrund der geplanten Änderungen des Energieeinspeise-Gesetzes sei nun Eile geboten, sich für eine der diversen Lösungsvarianten zu entscheiden, erklärt der Rathauschef, denn ab dem 1. August 2014 würde die derzeitige Vergütung von 19 Cent pro Kilowattstunde (kWh) auf Bundesebene auf 13 Cent gekürzt. Wenn Warngau einen Beschluss fasst, sind die 19 Cent für die kommenden 20 Jahre sicher. Außerdem müssten die Planer des neuen Kindergartens mit angegliedertem Hort wissen, mit welcher Heizanlage zu rechnen sei. „Wir müssen nun wissen, wie wir weiter machen“, mahnt Thurnhuber.

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Drei Konzepte seien in die engere Wahl gekommen, zwei stellte Wolfgang Geratsdorfer, Projektberater für Heizungsbau aus Schliersee, unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit den Räten vor: Variante eins ist eine Holzvergaser-Anlage, gespeist durch Hackschnitzel. Mit diesem System wird laut dem Fachmann Wärme und Strom erzeugt. Variante zwei, eine reine Hackschnitzelheizung, generiere lediglich Wärme.

Kein lohnendes Geschäft

Der Knackpunkt für die Räte bei beiden Systemen: Die Umstellung auf alternative Energien würde sich für den Gemeindesäckel als Minusgeschäft erweisen. Kostenfaktoren bei Variante eins seien unter anderem eine Vorrichtung für die Hackschnitzeltrocknung, ein Netzwerkmonitor, um die Anlage zu überwachen und sie gegebenenfalls zu optimieren, ein zusätzlicher Spitzenlastkessel für extreme Minustemperaturen im Winter, Ersatzteile und der Arbeitsaufwand für die Betreuung. Summa summarum eine Investitionssumme von rund 826.000 Euro. Das ernüchternde Resultat für die Räte: 653 Euro Minus pro Monat für die Gemeinde.

Nicht viel besser präsentiert sich das Rechenergebnis für Variante zwei – die reine Hackschnitzelheizung: Hier wäre zwar die Investitionssumme mit 533.000 Euro weitaus geringer, doch die Minuskosten beliefen sich auf 1.177 Euro pro Monat.

Setzen wir nicht auf das falsche Pferd?

kommentiert Adolf Schwarzer das Ergebnis. Der CSU-Rat gibt zudem zu Bedenken: „Wir können nicht sagen ‚Hoppala, wir haben uns verrannt’.” Unterstützung kommt auch von seinem Ratskollegen Max Bauer (FWG): „Mir geht es zu weit“, sagt er. „Ich würde das Geld eher in die Energievermeidung stecken.“

“Wir sind keine Versuchskaninchen”

Für die Minuszahlen im Rechenexempel des Fachmanns bietet der Rathauschef auf Nachfrage eine Lösung: Geschicktes Management könne die Lücke schließen. So versucht auch Reinhard Bücher von den Grünen zu beschwichtigen:

Wir sind hier keine Versuchskaninchen. Das Risiko ist überschaubar.

Das Mitglied des Arbeitskreises Energie erinnert an die zugrunde gelegte Intention: „Unser Empfinden war, dass wir auf nachwachsende Rohstoffe setzen.“ Im Vordergrund stehe die Nachhaltigkeit und nicht die Wirtschaftlichkeit. „Unser Ziel ist vielleicht nicht Geld zu verdienen“, so Marlene Hupfauer (FWG), „aber in meinen Augen ist die Gemeinde auch ein Vorbild, wenn sie mit dem Geld nachhaltig umgeht.“

Für sie als Gemeinderätin habe es Priorität, die Gelder für die Bürger nachhaltig zu verwalten. Ihr Vorschlag, die Entscheidung für eine Energielösung auf später zu verschieben, wird nicht von allen gut geheißen. „Wir müssen heute eine Entscheidung treffen“, drängt Christian Triendl (Grüne). „Egal, ob die gut oder schlecht ist.“

Und so einigt sich der Warngauer Gemeinderat schließlich mit neun zu acht Stimmen auf die Holzvergaseranlage. Eine Entscheidung mit Zukunftsaspekt. Laut Bürgermeister Thurnhuber ist der erste Schritt die Sicherstellung der 19 Cent Einspeisevergütung. Ist die genehmigt, gelte die Zertifizierung für 20 Jahre. “Sonst hat sich alles erledigt”, sein abschließendes Resümee.

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