Der erste Schnee ist bereits gefallen, die Skisaison steht in den Startlöchern. Die letzten beiden Pandemie-Jahre waren für die Skigebiete und deren Betreiber schon eine große Herausforderung und diesen Winter scheint es nicht anders zu sein. Eine Meldung jagt die andere in Bezug auf Preissteigerungen und explodierenden Energiekosten.
Um eine sichere Skisaison mit genügend Schnee zu gewährleisten, ist der Einsatz von Schneekanonen zwingend erforderlich. Antonia Asenstorfer, Pressesprecherin der Alpenbahnen Spitzingsee sagt:
Wir werden nicht auf Beschneiung verzichten, um eine gesicherte Skisaison gewährleisten und ein qualitativ gutes Angebot für unsere Gäste bereitstellen zu können.
Doch die Schneekanonen benötigen Wasser und Strom, um Kunstschnee erzeugen zu können. Klingt einfach, aber dahinter steckt einiges an Technik. Die Geräte müssen über Stunden Höchstleistungen erbringen.
Beschneiung mit Feuchtkugeltemperatur
Bei der technischen Beschneiung wird Wasser mittels Druckluft fein zerstäubt und in Form von Tröpfchen aus der Schneekanone herausgeschleudert. Auf dem Weg zum Boden gefriert der Wassernebel noch vor dem Auftreffen zu Schneekristallen.
Georg Reisberger von der Oedberg GmbH, die in Ostin die Oedberglifte und die Oedbergalm betreibt, erklärt zum Thema Beschneiung in der Saison 2022: „Wir haben uns entschlossen nur noch ab einer Feuchtkegel-Temperatur von Minus 4 Grad den Hang zu beschneien.“ In den Vorjahren sei man in Ostin schon bei weniger optimalen Temperaturen mit der Bereitung des Kunstschnees gestartet. Ebenfalls will das Team am Oedberg die Schneekanonen anwerfen, wenn der Strom vergleichsweise günstig sei. Was bedeute, so der Geschäftsführer weiter, möglichst in den Nachtstunden und bei starkem Wind. Insgesamt hat sich das Team am Oedberg in der Saison 2022/ 23 das Ziel gesetzt nur 80 Prozent der Energie zu verbrauchen wie in den Vorjahren.
Schneekanonen und Schneilanzen
Laut Egig Stadler vom Skigebiet Sudelfeld gebe es insgesamt 142 Schneekanonen und Schneilanzen. Die Schneilanze sei ein bis zu zwölf Meter langes Aluminiumrohr, an dessen Spitze sich feine Düsen befinden. Durch diese werde ein Luft-Wasser-Gemisch geblasen. Das Wasser zerstäube in feine Tröpfchen, die dann ebenfalls an der kalten Luft als feine Eiskristalle zu Boden rieseln. “Lanzen machen weniger Schnee und sind sehr windempfindlich. Sie zersprühen nur Wasser und haben keinen Propeller”, sagt Stadler. Lanzen seien energiesparender, benötigen aber etwas tiefere Temperaturen. Zudem seien die Verluste durch Verwehung größer.
Der überwiegende Teil bestehe aus Schneekanonen. Diese sehen aus wie ein Flugzeugtriebwerk. In der Mitte des Geräts sitze ein Propeller, der einen starken Luftstrom erzeugt. Darum herum befinden sich mehrere Kränze mit Düsen. Dort trete das Gemisch aus Wasser und Druckluft aus. “Dementsprechend brauchen diese auch mehr Strom”, äußert Stadler. Auf den Skiwegen nutze man die Lanzen, auf den größeren Flächen die Kanonen.
Stromverbrauch im Vergleich zu deutschen Haushalten gering
Ein Faktenblatt zum Thema Seilbahnen und Energie vom Verband deutscher Seilbahnen zeigt auf, dass der Energieverbrauch der Skigebiete im Vergleich zu deutschen Haushalten gering ist. Der Gesamtenergiebedarf für den Betrieb der Anlagen und der technischen Beschneiung für die deutschen Wintersportgebiete betrug in der Saison 21/22 42,5 Gigawattstunden (GWh).
Zum Vergleich: Der Bruttostromverbrauch lag 2021 in Deutschland bei 565.000 GWh. Allein 10.000 GWh werden jährlich durch Geräte im Standby-Modus verloren. Die jährliche Aufwendung für Liftbetrieb und Beschneiung in deutschen Skigebieten entspricht gerade einmal 0,0075 Prozent des Bruttostromverbrauchs 2021 in Deutschland.
In Bayern gibt es insgesamt 4.400 km2 Gesamtalpenfläche. Davon werden 0,8 Prozent zeitweilig als Pistenfläche genutzt. Lediglich 25 Prozent werden hiervon in Bayern beschneit. Zudem liegt der durchschnittliche Energiebedarf für einen Skitag bei 16 Kilowattstunden. Das ist derselbe Wert, wie ein Mittelklasse-PKW für eine Strecke von 22 Kilometer bei durchschnittlich 7 Liter / 100 km verbraucht.
Trotzdem effiziente Beschneiung
Wie man weiter oben gesehen hat, ist der verbrauchte Energieanteil der Skigebiete sehr gering. Trotzdem wird laut Stadler schon seit Jahren so wenig beschneit, wie möglich. “Wir haben alles mit Schneehöhenmessgeräten und Satelliten ausgestattet. Das macht uns möglich, genau zu sagen, wie viel Schnee aktuell liegt”. Innerhalb von hundert Stunden könne man die Hauptabfahrten zuschneien, “deshalb können wir warten, bis die Beschneiung effektiv ist”. Das Wasser komme von gut angelegten Speicherseen, dennoch sei der Wasserverbrauch solcher Schneekanonen enorm, wie der BR berichtet.
Auch die großen Gebiete von den Alpenbahnen Spitzingsee arbeiten seit einiger Zeit effizient. Asenstorfer:
Wir steuern unsere Anlagen jedoch so energieeffizient wie möglich ausschließlich bei tiefen Temperaturen und wenn möglich in den Nachtstunden, in denen Strom keine Mangelware ist. Wir sind hinsichtlich effizienter Energienutzung und -einsparung bereits gut aufgestellt und arbeiten seit Jahren effizient und ressourcenschonend.
Das Landratsamt erlaube laut Asenstorfer eine Beschneiung ab dem 15. November. Drei oder vier kalte Nächte werden benötigt für den Start.
Zusätzliche Einsparungen
Zusätzliches Einsparungspotenzial gebe es bei den Alpenbahnen vor allem in den Bereichen Komfort, konkret im Abschalten der Sitzheizungen bei den neuen Sesselliften, in der Reduzierung bzw. Optimierung der Beleuchtung in den Stationen und in einer situativen Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit. “Wir sind überzeugt, dass unsere Kunden für diese Art von Einsparungsmaßnahmen auch Verständnis haben werden”.
Am Oedberg wurden, um die 20 Prozent Einsparung zu erreichen, schon alle Beleuchtungskörper auf LED-Lampen umgestellt. Eine Ersparnis allein beim Licht von 75 Prozent im Vergleich zu den herkömmlichen Leuchtmitteln. Außerdem wird der Flutlichtbetrieb in Ostin reduziert: “Statt wie bisher bis 21 Uhr, gibt es den Nachtskilauf in diesem Winter nur noch bis 19 Uhr”, so der Betreiber.
SOCIAL MEDIA SEITEN