In Weyarn leben zwar nur 3.500 Einwohner, doch die Fläche der Gemeinde ist riesig. Dabei haben die Weyarner das Glück, auf verschiedenste Energiequellen zurückgreifen zu können. Dazu gehören Sonne, Wasser und Windkraft. Doch wie lassen sich diese nachhaltigen Ressourcen nutzen?
Der Arbeitskreis Energie und Umwelt hat sich bereits über Monate in die diffizile Materie eingearbeitet. Jetzt liegt die Nachhaltigkeitsstudie zwar vor, ist aber mit 180 Seiten so umfangreich, dass sie jede Gemeinderatsitzung sprengen würde. Deshalb hat das 25-köpfige Team von Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) den Auftrag erhalten, eine für Laien verständliche Zusammenfassung zu erstellen. Diese Essenz des Energienutzungsplans läuft noch unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Das Fazit soll in der kommenden Gemeinderatssitzung am 7. August präsentiert werden.
Status Quo feststellen
„Sieben Projekte werden vorgestellt“, verrät Joachim Schwanck, Sprecher des AK Energie und Umwelt vorab. Welche davon realisiert werden, das wird der Gemeinderat entscheiden. Trotzdem gibt er erste Einblicke in Gedanken zur lokalen Energiewende. Zunächst sei der Energienutzungsplan von der Frage ausgegangen: Wie viel Strom benötigen die rund 3500 Einwohner und diversen Betriebe in der Gemeinde? Im nächsten Schritt sei analysiert worden, welche regenerativen Energiequellen vorliegen. Das wären beispielsweise Wasser, Wald, Sonne, Bodenwärme und Wind.
Vor dem Hintergrund, dass Selbstversorgung das Ziel der Gemeinde ist, wurde folgende These aufgestellt: Der Strombedarf in Weyarn könne komplett gedeckt werden, wenn jeder eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hätte. Zurzeit werde dieses Potential nur zu 20 Prozent genutzt. Allerdings sei diese These rein „bilanziell“, was bedeutet, dass das Sommer-/Wintergefälle nicht berücksichtigt worden sei.
Verbesserung durch Gebäudesanierung
Insgesamt ist der Wärmebedarf der Einwohner höher als die verfügbare Energie, so der AK-Sprecher Schwanck. Ein Lösungsansatz sei es, die bestehenden Gebäude zu sanieren. „Allein bei einer Verbesserung der Quote um 50 Prozent würde die vorhandene Energie ausreichen“, bekräftigt Schwanck. Durch Information und gezielte Beratung könne man Privatleute motivieren, ihre Gebäude zum Beispiel über KfW-Kredite zu sanieren.
Da die Region hauptsächlich aus Streusiedlungen bestehe, gelten hier völlig andere Kriterien als in geschlossenen Ortschaften. Außerdem müssten die unterschiedlichen geografische Bedingungen berücksichtigt werden, fährt Schwanck fort. „Der Energienutzungsplan muss in unserer Gemeinde auf einzelne Ortsteile herunter gebrochen werden, teilweise sogar für Einzelhäuser, weil die Struktur so heterogen ist“, bestätigt Bürgermeister Leonhard Wöhr auf Nachfrage.
Solaranlage am Autobahnwall
Eine Höhenlage in Sonderdilching beispielsweise verfüge über ein ganz anderes Potential als eine Tallage direkt an einem Fluss, laut Schwanck. So könne man in einer Höhenlage über Windkraft nachdenken, während in Tälern eher Wärmepumpen oder Hangquellen nutzbar seien. Sogar für Wasserkraft sei der Druck manchmal zu gering.
Dabei ist das Engagement der Bürger oftmals nicht das Problem. So wie im Weyarner Ortsteil Naring haben die Bewohner in Eigeninitiative versucht eine Holzvergaser-Anlage auf den Weg zu bringen. Große Probleme bereitet den Verantwortlichen allerdings ein geschütztes Gehölz. Der Bürgermeister will nun vermitteln.
Wöhr, dem unter anderem die Energieautarkie sehr am Herzen legt, sieht aber auch andere Projekte mit Wohlwollen. Eine geplante Solaranlage an der Autobahn sei ein zukunftsträchtiges Projekt. Sie soll an dem neuen Autobahnwall entstehen. Da die eine Seite ohnehin nach Süden ausgerichtet sei, wäre diese Position ideal für Solarkollektoren.
Allerdings seien die Kosten mit rund zwei Millionen Euro für die Gemeinde ein Riesenbetrag, zumal Solarenergie nur tagsüber verfügbar sei. Wasserkraft – beispielsweise an der Mangfall – habe den Vorteil, dass es auch nachts Energie erzeuge. Er verspricht sich von der Studie, dass diese Energiepotentiale in der Gemeinde detailliert aufgezeigt werden.
Grüne Hausnummern für Sanierer
Immer wieder stelle sich die Frage nach der Finanzierbarkeit, so Wöhr. Deshalb sei das Konzept einer Bürgergenossenschaft nach dem Vorbild Feldkirchen-Westerham in Vorbereitung. Denn „die Gemeinde könne nicht ins unternehmerische Risiko gehen“. Es gehe darum eine tragfähige Rechtsform zu entwickeln. Probleme sähe er keine, denn so ein Modell könne ähnlich wie Heizanlagen in Eigentumswohnungen funktionieren.
Hilfreich für mehr Bürgerbeteiligung seien auch kleine Anreize zum Energiesparen. „In Fischbachau werden Hausbesitzer ausgezeichnet, wenn sie Mindeststandards bei der energetischen Sanierung erreichen, indem sie eine grüne statt der üblichen blauen Hausnummer erhalten“, berichtet der AK-Sprecher. Da das Amt für ländliche Entwicklung künftig die Energiewende unterstützen will, ist auch hier mit zusätzlichen Mitteln zu rechnen.
Einen großen Schritt in die Richtung geht die Gemeinde mit dem Biomasse-Heizwerk, dessen Bau im Juli an der Miesbacher Straße in Weyarn begonnen hat. Es soll zur Versorgung einiger Häuser im Ortskern, der Gemeinde und der Klosteranger-Neubauten dienen. Die Fertigstellung ist für Oktober geplant.
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