Die Firma Identität und Image hatte vor 2 Wochen das Handbuch zur Entwicklung Gmunds vorgestellt. Bei der Vorstellung ging es hauptsächlich um das innerörtliche Entwicklungskonzept der Gemeinde. Sprich was passiert ganz konkret mit dem Maximilian? Wie lässt sich das Ortszentrum wiederbeleben?
Oder allgemein: wohin will man sich in touristischer aber auch wirtschaftlicher Hinsicht entwickeln. Und wie soll das Verkehrsproblem angegangen werden ohne dabei die Zukunftsthemen wie Energie und Umwelt nicht zu vergessen.
Nachlesen lässt sich das alles in dem 65 Seiten starken Handbuch oder auch in unserem ersten Artikel zu dem Thema.
Was das Handbuch allerdings auch interessant macht, ist die sehr umfassende Analyse der Bevölkerungssituation Gmunds. In der Form und in dem Umfang sicherlich einmalig zeigt es dabei interessante Informationen wie beispielsweise die Bevölkerungsentwicklung von 1970 bis 2025. Die aktuelle und zukünftige Alterstruktur, durchschnittliche Haushaltsgröße aber auch Kaufkraft sowie die Steuereinnahmen Gmunds. Und das alles in Relation gesetzt zu Rottach-Egern. Die Auswahl fiel auf Rottach, da die Einwohnerzahl der von Gmund am nächsten kommt.
Die Datenanalyse fand laut Handbuch im Herbst 2009 statt und konnte als neueste verfügbare Quelle auf die Gemeindedaten des Statistischen Landesamtes von 2008 mit den Zahlen von 2007 zurückgreifen. Was aber nicht weiter schlimm ist, da sich die Zahlen laut Verwaltung nicht signifikant geändert haben.
Die Bevölkerungsdichte 2007 hat gegenüber 1970 in Gmund im Vergleich zu Rottach-Egern und dem Landkreis deutlicher zugenommen, bleibt aber weit hinter den oberbayerischen Werten. Dies leitet sich vermutlich daraus ab, dass in Gmund im Vergleich zu Rottach-Egern durchschnittlich mehr Personen in einem Haushalt leben.
Ein Blick auf die Altersstruktur verdeutlicht den demographischen Wandel der Bevölkerung mit einer künftig starken Zunahme des Anteils der „alten“ Bevölkerung und einer Abnahme der Basis der „Jungen“. Derzeit ist die Gruppe der 30- bis unter 50-jährigen überall am stärksten vertreten. Es folgen die über 65-, bzw. die 50- bis unter 65-jährigen.
Bei der Gemeinde Gmund kommt hinzu, dass sie als Altersruhesitz sehr beliebt ist. Darum ist für sie eine Vorbereitung auf die künftigen Ansprüche ihrer Einwohner unerlässlich. Ist einerseits mit einem stärkeren Zuzug älterer Gruppen zu rechnen, sollten jüngere Zielgruppen bewusst unterstützt werden um eine Auslastung der bestehenden Infrastruktur zu gewährleisten und einen guten Generationen-Mix zu kreieren.
Die Gruppe der über 80-Jährigen wird sich drastisch vergrößern, während sich die Gruppe der potentiellen Eltern reduziert.
Die Gefahr der „Schrumpfung“, verursacht durch diesen demographischen Wandel, ist also in der Gemeinde Gmund durchaus eine entscheidende Herausforderung.
Aufgabe wird es sein, Abwanderungstendenzen entgegenzuwirken. Dies kann durch ein erhöhtes Angebot an Arbeitsplätzen sowohl im produzierenden Bereich, als auch im tertiären Sektor geschehen. Die Bereitstellung von erschwinglichem Wohnraum bzw. Bauland für junge Familien ist eine weitere Stellschraube. Damit einhergehen muss die Verbesserung der weichen Standortfaktoren und der entsprechenden Infrastrukturangebote.
Wenn dieses Faktoren beachtet werden, klappt es auch mit der leicht-positiven Tendenz, mit der die Gemeinde bis 2025 plant.
Einwohnerzahl in 5 Jahresschritten bis 2025
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Arbeitsort ist in Rottach-Egern höher als in Gmund. Der Grund hierfür liegt an der Vielzahl der Beschäftigten im Tourismus in Rottach-Egern.
Bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten am Wohnort verhält es sich umgekehrt. Hier übertrifft Gmund Rottach-Egern zahlenmäßig, da hier der Anteil der Einwohner im arbeitsfähigen Alter höher ist.
Teilt man die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen auf, so fällt in Gmund der große Anteil der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe auf. Das mag daran liegen, dass der Ort Zentrum für die Herstellung von Banknoten und Sicherheitspapier, sowie für multifunktionale Chipkarten für den bargeldlosen Zahlungsverkehr und Feinst- und Büttenpapier ist.
Die drei Firmen Papierfabrik Louisenthal, Electronic Payment Cards und Büttenpapierfabrik Gmund beschäftigen insgesamt rund 900 Arbeitnehmer. Rottach-Egern dagegen verzeichnet größtenteils Arbeitskräfte im Handel, Gastgewerbe und Verkehr, während im Landkreis Miesbach und in Oberbayern der Dienstleistungssektor am stärksten besetzt ist. Für Gmund ergibt sich daraus die Chance, bei Erhalt der Stärke im produzierenden Bereich den Dienstleistungsbereich im Tourismus stärker auszubauen. Hier ergäbe sich, wie auch die Kennziffern dazu aussagen, ein deutliches Entwicklungspotenzial.
Die hohe Arbeitsplatzdichte in Rottach-Egern zeigt wieder den hohen Stellenwert des dortigen Tourismus. Die Arbeitsplatzdichte in Gmund ist zwar geringer als in Rottach-Egern, auf Landkreisebene jedoch immer noch überdurchschnittlich. Die Zahl der Arbeitsplätze pro 1000 Einwohner ist in Oberbayern am höchsten, da hier die hohe Arbeitsplatzdichte der Metropolregion München hinzukommt.
Die Gemeinde Gmund hat ganz im Gegensatz zu Rottach-Egern nur einen geringen Anteil an Gästebetten und Übernachtungen im Landkreis Miesbach. Touristisches Potenzial ist in Gmund zwar vor allem naturräumlich vorhanden, wird aber aufgrund fehlender adäquater Übernachtungsmöglichkeiten viel zu wenig ausgenutzt. Hier gilt es, in Zukunft anzusetzen, um die wirtschaftliche Situation im Ort zu stabilisieren und auf mehrere Standbeine zu stellen.
Ein Nachteil für den Tourismus in Gmund ist sicherlich auch dessen „Durchfahrtscharakter“. Die Gemeinde ist das Eingangstor des Tegernseer Tals und damit verkehrlich ein stark überlastetes Nadelöhr. Die Bundesstraßen zerschneiden den Ort und wirken dadurch zusätzlich trennend. Es wäre daher empfehlenswert, den Verkehr im Ort neu zu ordnen und damit dessen (touristische) Attraktivität zu erhöhen.
Hinsichtlich der Kaufkraft ist Gmund Rottach-Egern klar unterlegen, da das Einkommenniveau dort niedriger und die Haushaltsgröße größer ist. Der örtliche Einzelhandel hätte hier ein Potenzial vor der Ladentüre, das es stärker zu binden gilt. Nicht einbezogen ist die zusätzliche Kaufkraft durch Besucher und Touristen.
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