“Es gibt keine Notfallpläne”

von Laura Lorefice

Heute Morgen auf der Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim: Zwei Züge des Meridian stoßen frontal aufeinander. Bislang spricht man von neun Toten und 150 Verletzten, 50 davon schwer. Wir haben mit Bahn-Experte Heino Seeger, Geschäftsführer der Tegernsee Bahn und früherer BOB-Chef unter anderem über mögliche Ursachen der Katastrophe gesprochen.

Heino Seeger äußert sich heute exklusiv auf der Tegernseer Stimme zum Zugunglück
Heino Seeger äußert sich heute exklusiv auf der Holzkirchner Stimme zum Zugunglück.

Gegen 06.48 Uhr heute Morgen sind zwei Züge des Meridian auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim, auf der Höhe Bad Aibling, frontal zusammengestoßen. “Für so einen Zusammenstoß gibt es als mögliche Ursache nur zwei Möglichkeiten: Entweder technisches oder menschliches Versagen”, so Seeger. Genau für so einen Fall gebe es Signale, die vor einer Kollision zweier Züge schützen solle. An allen Bahnhöfen seien Fahrdienstleiter beschäftigt, die einen Überblick über alle freien Strecken und Weichen haben.

Grundsätzlich seien eingleisige Strecken kein Risiko. Wenn eine Strecke frei ist, wird ein Signal gesetzt. Dabei spreche man von einem Zugmeldeverfahren. “Die Fahrdienstleiter müssen natürlich miteinander sprechen. Da fragt Fahrdienstleiter A ob er den Zug ablassen kann und wartet auf Bestätigung von Fahrdienstleiter B”, erklärt der Experte. Um Missverständnisse zu vermeiden, gebe es sogar einen bestimmten Wortlaut, den die Fahrdienstleiter verwenden.

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“Nur ein stehender Zug, ist ein sicherer Zug”

Die Signale seien so miteinander verstrickt, dass immer nur ein Signal geschaltet werden könne. Zwei Signale gleichzeitig schalten gehe nicht, ergänzt Seeger. Außerdem gebe es eine Rückfall-Ebene und ein spezielles Verfahren, das in Kraft trete, falls ein Signal eine Störung habe. Der Geschäftsführer der Tegernsee Bahn erinnert an das tragische Zugunglück von 1975 auf der Strecke von Warngau nach Schaftlach, bei dem ebenfalls zwei Züge frontal zusammengestoßen sind.

Damals hatten sich die Fahrdienstleiter beim Schalten der Signale missverstanden.

Auf die Frage, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine solche Katastrophe zu vermeiden, meint Seeger: “Ich würde in erster Linie in richtige Ausbildung und Qualität investieren. Das ist ja bei jedem Verkehrssystem so, bei dem Wagen oder Maschinen bewegt werden. Dazu kann ich sagen, dass die Bayerische Oberlandbahn BOB genau das tut. Die BOB bildet sicher und gut aus.”

Natürlich müsse die Technik voll funktionsfähig sein und in Stand gehalten werden. Der Lokführer müsse bei ersten Problemen so schnell wie möglich die Schnellbremse ziehen, denn “nur ein stehender Zug, ist ein sicherer Zug”. Einen Notfallplan gebe es für so etwas nicht. “Man geht ja nicht von einer Katastrophe dieser Größenordnung aus”, so Seeger.

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