Dreimal die Woche findet man sie in der Saison am Sonnenbichl. Zur Zeit fahren sie noch zu den österreichischen Gletschern zum Training. Da geht viel Zeit drauf. Doch die Gymnasiasten bekommen Unterstützung.
“Die grundlegende Zielsetzung der Partnerschulen des Wintersports (PZW) besteht in einer organisatorischen Harmonisierung der konkurrierenden Ansprüche von Schule und Hochleistungssport.” So heißt es etwas hölzern auf der Website des Bayerischen Skiverbandes zu dem vor zehn Jahren eingeführten Programm.
Das Tegernseer Gymnasium war von Anfang an mit dabei. Im Klartext heißt das, dass Jungen und Mädchen vom Unterricht beziehungsweise von Klassenarbeiten befreit werden, wenn dies ihre sportliche Betätigung erfordert.
Sind Wettkämpfe, wird man von Tests befreit
“Wenn am Wochenende Rennen anstehen, dann müssen wir am Montag die Tests nicht mitschreiben”, erklärt Antonia. “Oder wir schreiben mit, und wenn es eine schlechte Note wird, dann zählt sie nicht”, ergänzt Fabienne. Nach Bedarf kann man Nachführunterricht mit den Hauptfachlehrern vereinbaren.
Wie man das macht, sei relativ flexibel – man schließt sich einfach kurz. Die beiden Elfjährigen und die 10-jährigen Marlies und Mursal finden es gut, dass das Tegernseer Gymnasium “Partner des Wintersports” ist.
Vor ein paar Jahren fing alles damit an, dass sie bei der Talentsichtung des BSV auffielen. Schule und Eltern bekamen Bescheid, dass sie von nun an für das PZW anerkannt sind und von den Freistellungen profitieren können. Von da an verliefen die wochenendlichen Wettkämpfe entspannter. Die Kinder mussten nicht mehr daran denken, dass sie am Sonntagabend auch noch lernen müssen für eine am Montag anstehende Klassenarbeit.
Training und Wettkämpfe sind ohnehin schon zeitraubend genug für die Mädchen und Jungen. Dreimal die Woche im Winter am Hang trainieren, dazu die Trockenübungen am Mittwochabend. Wenn das Training in der Kreuther Turnhalle um 19 Uhr endet, haben die Kinder schon eineinhalb Stunden Bewegung hinter sich. Es scheint ihnen zu gefallen.
Der Trainer findet’s gut
“Wir machen hauptsächlich Spiele”, berichtet Trainer Wolfgang Strobl, der sich den Mittwoch mit seinem Kollegen Gerhard Knorn teilt. Er steht voll hinter dem Förderprogramm. “Das sind genau die, die förderungswürdig sind”, ist er sich sicher. Noch einmal wirbelt er einen roten Sack mit einer irren Geschwindigkeit im Kreis unter den Kindern hindurch.
Für diese ist es eine Leichtigkeit, über das Hindernis drüberzuhüpfen. “Hexenkessel” heißt das letzte Spiel beim Trockentraining in der Halle. Doch auch im Sommer wird hart trainiert, wie Marinus erzählt. Dabei konzentriert man sich aufs Laufen, Radfahren und sonstiges Ausdauertraining, meistens draußen in der Natur. Auch Halbmarathons laufen die Kinder mit.
Von dieser Förderung profitieren Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 8. Noch haben die drei Mädchen relativ wenige Fehltage. “Ungefähr vier pro Winter”, schätzen sie. Doch wenn sie älter sind als zwölf Jahre, werden sie die “U12” verlassen und können sich fürs “Tal-Team” qualifizieren. Das bedeutet, dass die Anreise für Wettkämpfe auch mal länger dauert. Eventuell sitzen die Jugendlichen dann freitags schon im Bus, anstatt die Schulbank zu drücken.
PZW-Kids-Status wird überprüft
Eigentlich ganz gut, wenn man mal nicht in die Schule muss, wird so mancher denken. Doch trotzdem werden im Sport Leistungen eingefordert. Jedes Jahr müssen sich die Mädchen und Jungen mit dem sogenannten PZW-Kids-Status einer Prüfung nach leistungssportlichen Kriterien unterziehen.
Herausragende Nachwuchssportler haben ab der Jahrgangsstufe 9 die Möglichkeit, je nach Sportart an eine der beiden bayerischen Sport-Eliteschulen zu wechseln. Viktoria Rebensburg hat es vorgemacht. Und wer weiß, vielleicht landet wieder einmal eine große Nachwuchshoffnung aus dem Tal auf den Sportschulen in Berchtesgaden oder in Oberstdorf.
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