Kronenmonitoring im Landkreis Miesbach:
EU-Quarantäne-Schädling im heimischen Holz: Der Asiatische Laubholzbockkäfer

Hübsch und harmlos sieht er aus: Seine Hauptspeise ist Holz. Doch wenn er speist und sich vermehrt, vernichtet er. Deswegen klettern kundige Menschen jedes Jahr in die Baumkronen, auf der Suche nach seinen verheerenden Spuren.

So sieht er aus: der Asiatische Laubholzbockkäfer. Foto: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.

Die Globalisierung macht es möglich

Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB, lateinisch: Anoplophora glabripennis), bedroht vor allem heimische Laubbäume: Ulmen, Ahorn, Pappeln, Eschen, Weiden oder Birken. 1992 ist er das erste Mal in Mitteleuropa gesichtet worden, in Bayern kennt man ihn seit 2014. In Miesbach ist er längst heimisch. Der ALB gehört zu den gefährlichsten Laubholzschädlingen, die bisher nach Mitteleuropa eingeschleppt wurden. Dies hat auch die EU erkannt. Seit 2019 gibt sie eine Liste mit über zwanzig Schädlingen heraus, die es EU-weit zu bekämpfen gilt. Dazu gehört auch unser Käfer: Er ist ein EU-Quarantäne-Schädling. 

EU-Quarantäne-Schädling

Als Quarantäne-Schädlinge bezeichnet man Organismen, die Pflanzen potenziell schädigen können, meistens in einem bestimmten Areal. Dies bedeutet, dass die Schädlinge nicht nur die Vegetation direkt zerstören, sondern sein Unwesen hat auch negative Auswirkungen auf die gesamte biologische Vielfalt des befallenen Gebietes.

Wie sieht der Käfer aus und wie kam er zu uns?

Der Asiatische Laubholzbockkäfer ist ein großer, auffälliger Käfer mit schwarzem Körper und weißen Flecken. Die hellen Tupfer sind über das ganze Tier verteilt und sein Körper ist, ohne Fühler, bis zu vier Zentimeter lang. Ursprünglich ist er in Ostasien, vor allem in China, Korea, Taiwan beheimatet. Von dort wurde der Käfer nach Nordamerika und nach Europa eingeschleppt. Hauptsächlich geschieht dies durch den internationalen Handel mit Holz und Holzprodukten. Er versteckt sich sehr gerne in Holzverschlägen und -paletten, aber auch zwischen Granit- und Natursteinen. In den letzten Jahrzehnten breitete er sich weltweit aus. 

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Vermehrung des Käfers

Er ernährt sich von Holz. Durch das Anlegen von Eiablagen in den Bäumen verursacht er große Schäden. Die Larven schlüpfen nach etwa zwei Wochen und fressen sich in Gängen durch die Gehölze. Erst nach zwei Jahren, verlassen die Jungkäfer ihre Puppenwiege und gehen zum Reifungsfraß über, bis sie geschlechtsreif sind: Dann befallen sie die Bäume von außen. Der Käfer überlebt den Winter normalerweise nicht, wohl aber seine Larven.

Sie verpuppen sich im Stamminneren, wo es wärmer ist und im Frühjahr schlüpfen die Käfer. Je kühler das Klima ist, desto länger dauert die Entwicklung des Käfers, sprich der Klimawandel begünstigt seine Vermehrung. Dies bestätigt uns auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen.

Hat er einen Doppelgänger? 

Die Käfer können mit einheimischen, auch unter Naturschutz stehenden Bockkäferarten sowie mit Larven anderer Käfer- und Schmetterlingsarten verwechselt werden. Der sehr ähnliche Handwerkerbockkäfer liebt aber vor allem Nadelhölzer, erklärt uns der Forstingenieur, Martin Fäth, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen.

Sehen sich verdammt ähnlich, die beiden Käfer-Kollegen: hier der Handwerkerbockkäfer. Foto: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Welche Schäden bzw. Indizien sind an den Bäumen zu finden?

Indizien für einen Befall sind das Auffinden lebender Käfer zwischen Mai und Oktober. Sie bohren gerne kreisrunde Löcher (ca. 1 Zentimeter Durchmesser) in das Holz der Bäume. Die Larve legt einen bis zu 20 Zentimeter langen, hakenförmigen Larvengang an und nach der Verpuppung bohren sich die Käfer durch ein etwa zehn Millimeter dickes, kreisrundes Ausbohrloch aus. Die Käfer legen die nächste Brut normalerweise in unmittelbarer Nähe des Ausflugs ab, solange dieser noch intakt ist. Bei starkem Befall kann es sein, dass teils Äste oder die Krone bereits kaputt sind. Oft findet man auch Bohrmehl unterhalb der Löcher. Zum Aufspüren der Käfer werden auch Spürhunde eingesetzt. Aber ist der Befall wirklich so ein Problem? “Ja, das Holz ist nicht mehr stabil, daher erhöht sich natürlich die Windbruchgefahr”, so der Forstingenieur und weiter: Das “Holz ist total zerlöchert, völlig kaputt also an sich zu nichts mehr zu gebrauchen.”

Hier war er schon fleißig, der Käfer. Bohrlöcher an einem Laubbaum. Foto: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.

Kronenmonitoring durch Fachleute

Einmal jährlich werden Waldbereiche mit dem Fernglas abgesucht. Das erledigen die sogenannten Baumkletterer, die Bäume nach den Spuren des Käfers absuchen. Dies ist eine wichtige Präventionsmaßnahme und nennt sich Kronenmonitoring: von Mitte November bis in den Dezember 2023 ist es nötig.

Hierbei erklettern speziell ausgebildete Baumkletterer, mit modernster Baumklettertechnik ausgewählte Bäume ohne Steigeisen. Schließlich sollen die Bäume nicht beschädigt werden. Das Monitoring der Baumkronen ist Aufgabe des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen. Nur dadurch ist es möglich, eine Befall rechtzeitig zu erkennen. Infizierte Bäume fällt man und vernichtet diese sogleich, um die Ausbreitung des Käfers zu stoppen. Die Maßnahmen sind grundsätzlich sehr erfolgreich und greifen gut, laut dem forstwirtschaftlichen Fachmann. Vor allem ist er so leicht zu bekämpfen, da er sehr flugfaul ist und nur 100 Meter weit fliegt.

Falls ihr bei eurem Spaziergang in den nächsten Wochen Bäume mit farbigen Papierbändern und aufgesprühten Zahlen am Baumstamm in Miesbach seht, dann wisst ihr den Hintergrund. Bitte diese Markierungen nicht entfernen. Weitere Infos sind hier zu finden.

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