Exkurs: Der Verband im Verbund – wie läuft das mit der Mittelschule / Hauptschule?

Langfristig sollen aus den Hauptschulen Mittelschulen werden. Das Ziel dieser Umgestaltung ist mehr praxisorientierter Unterricht und insgesamt (auch durch den M-Zug) eine Aufwertung des Abschlusses. Einen Kommentar zum bisherigen Verlauf der Hauptschule/Mittelschul-Problematik im Tegernseer Tal haben wir in diesem Artikel beschrieben.

Das Ziel im gesamten Tegernseer Tal muss im Interesse der Schüler die Mittelschule sein, so von Preysing. Der Weg dahin aber wird von einigen unterschiedlich gesehen. Und wenn jetzt einer dieser Wege verbaut ist, hat sich von Preysing eine Alternativlösung mit Waakirchen im Verband zusammen mit der Hauptschule Rottach im Verbund ausgedacht. Was es mit dem Verbund und dem Verband auf sich hat, wurde im Nachgang der Präsentation von Peter Huber ausführlich erklärt. Hier ein kleiner Exkurs:

Ein Schulverband ist ein Zusammenschluss von Gemeinden die auf ein Gebäude / eine Schule zugreifen. Beim Schulverbund geht es dagegen eher um inhaltliche Themen. Ein Verbund verschiedener Gemeinden kann z.B. gemeinsam versuchen die Kritierien einer Mittelschule zu erfüllen.

Der Beschluss aus Gmund ist auf alle Fälle eindeutig und einstimmig: Es wird der skizzierte Verbund / Verband angestrebt. Eine Alternativlösung mit Holzkirchen oder Miesbach im Verbund wird aufgrund der langen Fahrwege für die Schüler nicht in betracht gezogen.

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Und jetzt noch die Frage: Was genau ist eigentlich eine Mittelschule?
Weil die Gemeinden im Tal sich ja bekanntlich mehrheitlich gegen eine Mittelschule am Standort Finsterwald ausgesprochen haben, wird jetzt versucht den Status Mittelschule über einen Schulverbund zwischen der Hauptschule in Rottach und der Hauptschule in Waakirchen zu erreichen. Wir haben über die Entwicklung bereits mehrfach berichtet. Damit aber auch wirklich jeder weiß, um was es dabei überhaupt geht, haben wir uns das Konzept der Bayerischen Mittelschule mal genauer angeschaut.

Die Mittelschule ist eigentlich keine neue Schulform, sondern eher eine überarbeitete Hauptschule, die sich in manchen Punkten etwas näher an der Realschule orientiert und von Start weg eine relativ starke Ausrichtung auf einen nahtlosen Übergang ins Berufsleben als Ziel hat. Auf der Info-Homepage www.mittelschule.bayern.de steht dazu folgendes zur Ausrichtung der Mittelschulen:

  • Berufsorientierung ist das besondere Merkmal der Mittelschule.

  • Ab Schuljahr 2009/10 stufenweise Umgestaltung des Handlungsfeldes Arbeit-Wirtschaft-Technik in berufsorientierende Zweige (Technik, Wirtschaft, Soziales)
  • Praxisorientierter Unterrichtsansatz (z.B. Betriebsbesichtigungen, -praktika, Übungsfirmen)
  • Ausbau der systematischen Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern:

o Intensive Zusammenarbeit Mittelschule – Berufsschule

o Lokale Vernetzung Mittelschule – Wirtschaft (Einsatz von SCHULEWIRTSCHAFTExperten)

o Fortsetzung der erweiterten vertieften Berufsorientierung in Kooperation mit den Arbeitsagenturen

o Aufbau von Kooperationen mit Realschulen oder Wirtschaftsschulen als weitere Möglichkeit zum Erreichen des mittleren Schulabschlusses

Ein weiterer spezieller Punkt ist der Versuch in der Mittelschule die individuelle Leistungsfähigkeit der einzelnen Schüler gezielt zu fördern. So wird zum Beispiel am an der Hauptschule üblichen Klassenlehrerprinzip festgehalten, damit die Schüler eine pädagogisch wertvolle Bezugsperson haben. Außerdem gibt es die Möglichkeit auf der Mittelschule einen Abschluss auf dem Niveau der Real- bzw. Wirtschaftsschule zu machen und Ganztagesangebote wahrzunehmen.

Auch das hier im Tal gewünschte Prinzip der Schulverbünde ist im Konzept der Mittelschule ausdrücklich vorgesehen und gewünscht. So soll versucht werden, kleinere Hauptschulen zu erhalten und zukunftsfähig zu machen. Über die Voraussetzungen zu Schulverbünden steht auf der Homepage folgendes:

  • Unter dem Dach des Schulverbundes können auch Schulen, die die bisherigen Kriterien für ihre Eigenständigkeit nicht mehr erfüllen (z.B. durchgängige Jahrgangsklassen) bestehen bleiben.
  • Schulen, die die wesentlichen Bildungsangebote der Mittelschule nicht allein bereitstellen, können in Zukunft als eigenständige Schulen in eigenverantworteten Schulverbünden zusammenarbeiten.
  • Es sollen so viele Schulstandorte wie möglich, so lange wie möglich erhalten bleiben.
  • Es gibt keine rechtlich zwingende Mindestschülerzahl als Genehmigungsvoraussetzung.

Ein Schulverbund wird anschließend als ein “Gebilde” gesehen. Das heißt, dass zum Beispiel ein Verbund aus der Schule in Rottach und Waakirchen ein Komplettbudget bekommt. Beide Schulen zusammen bekommen also ein gemeinsames Budget an Lehrstunden, Geld, Verwaltungsangestellte usw. Wie der Verbund das intern aufteilt ist anschließend egal. Es könnte also viel Unterricht in Rottach und wenig in Waakirchen gehalten werden – oder auch andersrum. Außerdem behält jede Schule ihren eigenen Schulleiter. Die Schulleiter müssen sich nur untereinander koordinieren.

Alles in allem sind die Ideen der Mittelschule nicht schlecht aber auch keineswegs revolutionär. Die Sichtweise des Staates ist bei dem neuen Konzept aber durchaus verständlich: Man will möglichst viele kleine Schulen halten und die Schüler auf einen möglichst reibungslosen Eintritt ins Berufsleben vorbereiten. Das alles durch die Organisation in Verbünden mit möglichst geringen Kosten, was den Verwaltungsaufwand betrifft. Ganz neu ist das Ganze also nicht.

Mehr Info findet man in folgenden Dokumenten oder Homepages:

Broschüre: “Die Bayerische Mittelschule” (PDF)

Präsentation: “Die Bayerische Mittelschule” (PDF)

Homepage: http://www.mittelschule.bayern.de

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