Feiern ohne Feuern?

Die Feuerwerksgegner werden offenbar immer mehr – auch im Tegernseer Tal. Was ist der Grund dafür? Sind Feuerwerke so kritisch zu sehen und wie notwendig ist ein Umdenken? Insbesondere im Tegernseer Tal sollte man sich diese Fragen stellen, findet die Schutzgemeinschaft.

Silvester ohne Feuerwerk? Pro und Kontra. / Quelle: Archivbild

Immer öfter wird zum freiwilligen Feuerwerksverzicht aufgerufen. So auch von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT). Mit der Initiative „Feiern ohne Feuern“ möchten sie seit fünf Jahren der Knallerei entgegenwirken. Ein Erfolg der SGT ist sichtbar. Beispielsweise wurde ein Böllerverbot im gesamten Suttengebiet erreicht.

Warum gelten Feuerwerke als kritisch?

In einem Newsletter listet die SGT Gründe auf, wieso man auf Feuerwerke verzichten sollte. Dazu zähle beispielsweise die hohe Belastung für Umwelt, Mensch und Tier. Denn durch das Schießen werden schädliche Stoffe wie Ruß, Kohlenwasserstoffe oder Schwefel frei. Die Feinstaubbelastung gilt als enorm.

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„In der Silvesternacht gelangen so viele Schadstoffe in die Luft wie durch den gesamten Straßenverkehr in fast zwei Monaten“, wird in dem Rundschreiben erklärt. Darunter leiden insbesondere Asthmatiker und Allergiker. Nicht zu vergessen sei außerdem die große Menge an Müll, die nach der Silvesternacht auf den Straßen und Wiesen liegen bleibt.

Besonders am Tegernsee sei ein Verzicht auf Feuerwerke notwendig, findet die SGT. Denn das Wasser trage den Schall besonders gut weiter und erhöhe somit die Lärmbelastung. Besonders Tiere leiden unter dem Stress, dem sie durch die Knallerei ausgesetzt werden. Die SGT beschreibt:

In der Silvesternacht irren Vögel umher bis zu lebensbedrohlicher Erschöpfung.

Die Rottacher Tierschützerin Johanna Ecker-Schotte setzt sich schon seit dem Jahr 2013 mit Feuerwerken auseinander. „Das letzte Jahr Silvester empfand ich als das knall- und schießintensivste Jahr, das ich erlebt habe“, erzählte sie. Obwohl es immer mehr Feuerwerksgegner gibt – oder gerade deshalb – erwartet Ecker-Schotte, dass in diesem Jahr „mit Sicherheit einige aus Trotz knallen“. Weiter betonte sie im Gespräch: „Wir leben hier in einem so sensiblen Gebiet. Tier-Rudel werden auseinandergesprengt. Die Landwirte machen teilweise laute Musik in den Ställen an, damit die Tiere vom Feuerwerk nichts hören. Für alte Menschen hört es sich außerdem an wie im Krieg.“

Wieso gibt es Feuerwerke?

Wieso braucht man noch Feuerwerke, wenn sie solch extreme Auswirkungen auf Umwelt und Tiere haben? Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal habe sich mit dieser Frage auch schon an die Politik in Berlin gewendet, denn das Sprengstoffgesetz sei Bundesebene. Doch dort wirkte es auf die SGT, als würde man mit dieser Nachfrage auf ein Tabu-Thema stoßen.

„Man will den Leuten den Spaß nicht verderben und die Industrie der Pyrotechniker nicht schädigen. Außerdem beruft man sich auf altes Traditionsverhalten.“ Man sieht offenbar von seiten der Politik wenig Handlungsbedarf.

“Wer aus Gründen der Feinstaubbelastung jetzt auch noch das Silvesterfeuerwerk verbieten will, hat jedes Gefühl für eine sinnvolle Schwerpunktsetzung verloren”, erklärt Philipp Amthor, Innenpolitiker der CDU, in der WELT. „Jeder kann zu Silvester auf Feuerwerk verzichten, aber er braucht dafür doch nicht den Staat, um ihm das zu verbieten”, findet er.

Händler verzichten teils auf Verkauf

Klar ist, dass Feuerwerke hohe Umsatzträger sind. „Finanziell ist es für Hotels am Tegernsee natürlich eine große Geschichte“, heißt es von Seiten der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. Feuerwerke seien ein leicht zu transportierendes Standardmittel. Und auch für den Handel sind Böller lukrativ. Laut der WELT wurde im letzten Jahr durch den Verkauf von Raketen und Böllern ein Gewinn in Höhe von 133 Millionen Euro gemacht.

Trotzdem verzichten immer mehr Händler auf diese Umsätze zur Silvesterzeit und nehmen keine Feuerwerkskörper ins Sortiment. Damit soll erreicht werden, dass immer weniger Privatleute Raketen kaufen. Uwe Krüger vom Kölner Institut für Handelsforschung kommentiert diese mögliche Entwicklung gegenüber der WELT aber als eher weniger ernst zu nehmend. „Solange die großen Discounterketten nicht mitziehen, wird sich wenig tun.

Die Erfahrung zeigt: Je stärker die Kunden eingeschränkt werden, desto eher wandern sie ins Internet ab. Und da gibt es auch gefährliche Waren.“ Er warnte davor, dass so nur die Wahrscheinlichkeit größer werde, dass stattdessen zu Böllern ohne Sicherheitsabzeichen gegriffen wird.

Die Lasershow auf dem Winterseefest in Rottach. Diese Alternative gibt es seit letztem Jahr auch in Kreuth / Quelle: TTT

Dabei gibt es viele Alternativen, die nicht nur umweltfreundlicher und leiser, sondern auch schön anzusehen sind. Von stillen Feuerwerken, Barockfeuerwerken oder Lasershows bis hin zu Wasserspielen. Das Spektrum ist weit gefächert. „Farblich unterlegte Wasserfontänen wären natürlich ein Traum. Und das ist hier am Tegernsee ja auch eigentlich optimal machbar“, meinte Ecker-Schotte hoffnungsvoll.

Den freiwilligen Verzicht von Kreuth im letzten Jahr fand die Tierschützerin genial. Sie ist überzeugt davon, dass es keine gesetzlichen Vorlagen geben muss. „Die Freiwilligkeit muss gegeben sein. Wir wollen nichts erzwingen, der Einzelne sollte langsam umdenken.“

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