Die Welt zu Gast am Schliersee: Das Programm des 16. Schlierseer Kulturherbst ist geprägt von internationalen Einflüssen. Ob nun Japan oder Norwegen, Südtirol oder Spanien oder europäische Weltpolitik die auf bayerischen Humor trifft – es könnte vom 10. bis 30. Oktober nicht bunter zugehen am Schliersee.
„Uns war es nie wichtig nur große Namen oder Bühnensprenger im Programm zu haben“, sagt Johannes Wegmann, Vorsitzender des Schlierseer Touristik Vereins bei der Vorstellung des diesjährigen Programms. Qualitativ hochwertige kulturelle Beiträge seien seit nunmehr 16 Jahren der Anspruch des Organisationsteams des Schlierseeer Kulturherbstes. Die sind auch in diesem Jahr wieder zahlreich in den 18 Veranstaltungen an acht verschiedenen Orten vertreten. Schnell sein lohnt sich also, der Ticketvorverkauf startet heute.
Tracht trifft Kimono
Die Eröffnung des Schlierseer Kulturherbstes am 10. Oktober wird zum ersten Mal in dem 600 Jahre alten Heimatmuseum stattfinden. „S´guade Gwand“ wird dort auf zwei verschiedene Weisen und aus zwei verschiedenen Ländern präsentiert. Die Schlierseer Fotografin Katharina Ausfelder begleitet seit Jahren mit ihrer Kamera die Brauchtumsfeste in der Gemeinde. „Sie darf hinter die Kulissen blicken, fängt kurze Augenblicke zwischen den Trachtlern ein und macht davon hinreißende Fotos“, erklärt Johannes Wegmann.
Die Schlierseer Tracht trifft auf Kimonos aus Japan in einer besonderen Ausstellung beim Schlierseer Kulturherbst. / Foto: Katharina Ausfelder
Ihre Bilder werden an den Wänden des alten Teils des Heimatmuseums die Tracht aus dem Oberland repräsentieren. Aus ihrer großen Sammlung stellt Mae Rose Rossteuscher aus Schliersee 18 Kimonos zur Verfügung, welche die Tracht aus Japan zeigen. Was zunächst wie ein Gegensatz wirkt, enthält bei genauerem Hinsehen viele Gemeinsamkeiten, denn auch in Japan tragen etwa Männer und Frauen sowie Verheiratete und Unverheiratete unterschiedliche Arten des Kimonos.
Kulturherbst mit Musik, Politik und Humor
Ähnlich bunt wie ein Kimono geht es im Programm des Kulturherbstes weiter: Es folgt eine Big Band Night mit „The Munich Uptown Jazz Orchestra“ im Schlierseer Bauerntheater (11. Oktober) und ein Festkonzert von Chor und Orchester der Innphilharmonie Rosenheim unter der Leitung von Andreas Penninger mit dem Titel „All Morgen ist ganz frisch und neu“ in der St.-Sixtus-Kirche (13. Oktober). Ebenfalls am Sonntag, 13. Oktober, kommen die großen, weltpolitischen Themen im Bauerntheater auf den Tisch. Wer jetzt entnervt die Augen rollt sollte schnell weiterlesen, denn es ist ja Kulturherbst und wer darf da nicht fehlen? Natürlich, Gerhard Polt.
Wenn der Gefragte den Fragenden fragt: Markus Ederer und Gerhard Polt. / Foto: Schlierseer Kulturherbst
Der setzt sich beim Schlierseer Gespräch „Humor kennt keinen Untergang“ nämlich mit Markus Ederer, ehemaliger Botschafter und Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, an einen Tisch und führt mit ihm ein hintersinniges und gleichzeitig humorvolles Gespräch über Krisen und Katastrophen und was der Humor in diesen turbulenten Zeiten in der Weltpolitik zu retten vermag.
Fester Bestandteil des Schlierseer Kulturherbstes ist auch Dirigent Timm Tzschaschel. Das Orchester des Kulturherbstes präsentiert am 26. Oktober das „Sinfonische Festkonzert“ gemeinsam mit Tessa Catchpole (Klavier) und Hermina Szabó (Violine) und Werken von Mozart, Strauß und Bruckner.
Das Bauerntheater bebt
Wir bleiben im Schlierseer Bauerntheater: Dort gibt es am 15. Oktober zum letzten Mal die Möglichkeit, die Kabarettistin und Schauspielerin Monika Gruber in ihrer Gastrolle in der Komödie „Der ewige Spitzbua“ zu sehen. Ein Ansturm auf diese Karten ist gewiss, „weshalb nur vier pro Person verkauft werden“, erklärt Johannes Wegmann.
Die Band „Radio Europa“ tritt ebenfalls auf. / Foto: Schlierseer Kulturherbst
Als „Radio Europa“ machten sich fünf Instrumentalisten vor über zwölf Jahren auf die Suche nach „Secret Sounds & Hidden Treasures“, welche sie nun in ihrem gleichnamigen Konzert am 17. Oktober präsentieren. Den musikalischen Abschluss des Kulturherbst im Bauerntheater macht die moderne A-capella Musik von „Colourblind“ am 30. Oktober. Die sechsköpfige Band aus München, mit Andreas Tittert aus Neuhaus als Lokalmatador, singt eigene Arrangements verschiedener Genres in unterschiedlichen Stilen, Klangfarben und Sprachen.
Alpine Verbundenheit beim Kulturherbst
Besonders am Herzen liegt Johannes Wegmann die kulturelle Verbindung im alpinen Raum, wie er selbst sagt. Von der anderen Seite der Alpen reist etwa das Kabarett-Duo Karin Verdorfer und Thomas Hochkofler aus Südtirol an. Sie präsentieren am 19. Oktober ihr Programm „Ninderscht isch nicht“ in Landessprache. „Grüße aus Südtirol“ senden sechs führende Architekturbüros in einer ganz besonderen Ausstellung nach Schliersee.
Die Ausstellung „Grüße aus Südtirol“ verspricht architektonische und künstlerische Aha-Momente. / Foto: Gustav Willeit
Am 18. Oktober wird in der Vitalwelt die Architekturausstellung von eigens entworfenen Schränken, welche ihre jeweiligen Visionen von Südtirols Landschaft und Kultur in zeitgenössischen Architektur- und Kunstprojekten beinhalten. Die Ausstellung des AIT-ArchitekturSalon in Kooperation mit dem Südtiroler Künstlerbund „tut der Diskussion um Architektur in Schliersee gut“, wie Johannes Wegmann findet.
Aus Salzburg kommen das „Radauer Ensemble“, die „Aigner Turmbläser“ und der „Lindmair Dreigesang“ an den See gereist, um gemeinsam am 25. Oktober in der St.-Sixtus-Kirche ihr Konzert „Doch dann ändert si d´ Farb“ zu gestalten.
Kraus, Rühmkorf und die Geschwister Well
Gut tut auch das große Kulturnetzwerk der Familie Polt dem Schlierseer Kulturherbst. So kommt etwa Werner Steinmassl, „ein Skurillist“ wie Tini Polt sagt, mit einer szenischen Lesung ausgewählter Texte aus Karl Kraus´ Werk „Die letzten Tage der Menschheit“ am 16. Oktober nach Schliersee. Oder die drei Männer aus dem Norden des Landes – Jan Philipp Reemtsma, Bernd Rauschenbach und Stephan Opitz – welche einen Querschnitt aus dem lyrischen Werk von Peter Rühmkorf am 29. Oktober im Heimatmuseum lesen.
Werner Steinmassl liest und musiziert aus und zu Karl Kraus´ Werk. / Foto: Schlierseer Kulturherbst
Auch das Konzert des „Trio Well Cojocaru“ geht auf die Poltschen Verbindungen in die Kulturszene zurück. Die Kinder von Michael Well, Maria und Matthias Well, kommen zusammen mit Vladislav Cojocaru am 27. Oktober ins Pfarrheim Neuhaus. Dass Tini Polt in der Vorstandschaft des „Forum Humor und komische Kunst e.V.“ sitzt, ist auch der Grund, warum dessen „Humorparcours“ im Schlierseer Kurpark stehen wird. Quasi als Ausläufer des Humorfestivals am Starnberger See, wird der Parcours mit etwa 30 verschiedenen Cartoons die Besucher begeistern.
Von Spitzbergen bis Spanien
Die kulturelle Weltreise des Kulturherbst geht mit der Buchpremiere „Mein Spitzbergen“ von Birgit Lutz am 22. Oktober weiter. Sie präsentiert im Heimatmuseum ihre Fotos, Videos und Erzählungen von ihrer Expedition zu grandiosen Landschaften, spannenden Tierbegegnungen und Forschungen.
Die Schlierseer Autorin Birgit Lutz stellt ihr neues Buch „Mein Spitzbergen“ vor. / Foto: Birgit Lutz
Von eisiger Kälte ins heiße Spanien geht es am 24. Oktober mit dem Gipsy-Musik Trio „Gipsy Luna“. Philippe Loli, Marco Michaeli und Jean-Marc Scheit präsentieren die Verbindung zwischen den Gitarren Südfrankreichs und traditioneller Rumba und Flamenco in der Christuskirche Schliersee. Weitaus weniger Platz ist in der St.-Georg-Kapelle auf dem Weinberg in Schliersee. „Nur 70 Leute passen da rein“, erklärt Johannes Wegmann. Diese dürfen am 20. Oktober der Vokal- und Instrumentalmusik der Renaissance und des Frühbarocks, gestaltet von sechs Musikern lauschen.
Der Kinderkulturherbst
Ein besonderer und ebenso wichtiger Programmpunkt in Schliersee ist auch in diesem Jahr der „Kinderkulturherbst“ am 13. Oktober. Von 10 bis 17 Uhr tauchen die jungen Besucher im Markus Wasmeier Freilichtmuseum in die Spielwelten von Oma und Opa ab. Historische Kinderspiele wie Skibrettl-Lauf, Seilhüpfen und Wandwerfen laden zum Austoben ein.
Historische Spiele beim Kinderkulturherbst im Freilichtmuseum. / Foto: Kilian Blees
„Und wer alle Spiele gemacht hat, erhält eine Überraschungstüte mit tollem Inhalt zum Schluss“, erklärt Tini Polt. Diese werden vom Verein Josefstaler Elefant gesponsert. Außerdem ist Kasperls Spuikastl mit lustigen Theaterspielen zu Gast und die Kinder bis 16 Jahre haben an diesem Tag freien Eintritt ins Museum.
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Die Ausstellungen „S´ guade Gwand“ und „Grüße aus Südtirol“ sowie der „Humorparcours“ sind bis 30. November 2024 zu sehen. Der Ticketvorverkauf für alle Veranstaltungen des Schlierseer Kulturherbstes beginnt am heutigen Mittwoch, 7. August, um 9 Uhr. Karten sind in der Gäste-Information Schliersee in der Vitalwelt (Telefon: 08026/60650) sowie in allen München-Ticket-Vorverkaufsstellen und unter www.muenchenticket.de erhältlich. Das ausführliche Programm des 16. Schlierseer Kulturherbstes gibt es hier online sowie an verschiedenen Auslegestellen im Landkreis als Druckversion.
Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Online-Magazin KulturVision am 07.08.2024 | Ein Beitrag von Selina Benda.
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