KulturVision
Flamingos am Schliersee

Dem Schlierseer Kurpark, der zugegeben sehr schön ist, aber zuweilen etwas brav daherkommt, wurde vom „Forum Humor und Komische Kunst“ eine Prise Leben eingehaucht: Der humorige Anstrich tut ihm ausgesprochen gut.

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Humor-Parcours im Kurpark Schliersee. / Foto: mi

Wer kürzlich am Schliersee so merkwürdigen Geschöpfen wie Blechblähern oder Damen mit Abstandshauben begegnet ist, wer dort Flamingos erspäht oder vegane Katzen entdeckt hat, der mag sich nicht schlecht gewundert haben: Seit dem 19. August treiben solcherlei Tiere und Gestalten, gemeinsam mit allerlei anderen bunten Urlaubsgesellen, ihr Unwesen im dortigen Kurpark.

Mit dreißig Cartoonisten unterwegs im Urlaub

Humor-Parcours
Tini Polt mit den Huabaoim-Musikanten Sebastian Röpfl (Akkordeon) und Peter Herrnberger jun. (Gitarre). / Foto: mi

Aufklärung über die spaßigen Besucher gab Tini Polt, Vorstandsmitglied im “Forum Humor und Komische Kunst”, bei der Eröffnung des “Humor-Parcours Schliersee”. Sie persönlich habe, so sagte sie auf der Bühne des Musikpavillons, diese Open Air Ausstellung eingeschleppt, und sie hätte nicht schlecht gestaunt, wie schnell, unbürokratisch und geradezu mit Freude die Gemeinde mitgezogen habe. Die, so fügte Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer hinzu, hätte zwar gar nicht so genau gewusst, worauf sie sich da einlasse, sei aber hocherfreut über das Ergebnis: Dreißig Cartoons zum Thema Urlaub, mit spitzer Feder gezeichnet von dreiundzwanzig hochkarätigen Cartoonisten, hängen nun — im feinen Goldrahmen gerahmt — entlang der Spazierwege im Kurpark. Egal, ob man mit dem Auto oder mit dem Flieger in die Ferne reist oder die Urlaubskarte vom Balkon aus nach Rimini schickt – die Cartoonisten (über die man sich übrigens per unter dem Bild angebrachten QR-Code informieren kann) haben allesamt eine höchst amüsante Sicht auf die schönste Zeit des Jahres.

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Humor-Parcours
Endlich Urlaub. Von Markus Grolik. / Foto: mi

Geprobt habe man das Ganze schon einige Male mit ähnlichen Ausstellungen am Starnberger See und am Ammersee, erzählt Tini Polt, und nun hoffe sie, dass der Humor auch am Schliersee gut ankommt. Wenn der Tourist etwa bei schlechtem Wetter im Hotel verzweifele, könne er doch gleich auf dem Parcours wandeln und damit seine Laune verbessern.

Humor-Parcours
Sonnenkanone. Von Ruedi Widmer. / Foto: mi

Forum Humor geht Open Air

Der Gedanke, eine humoristische Outdoor-Ausstellung zu veranstalten, entstand in Corona-Zeiten und stammt aus der Ideenkiste des „Forum Humor und Komische Kunst“, das 2021 (als Nachfolgeverein des Fördervereins Komische Pinakothek) unter Federführung von Gerhard Polt gegründet wurde. „Spazieren gehen durfte man ja“, sagt das Vorstandsmitglied Sibylle Reiter, „warum also nicht eine Ausstellung machen, die im Freien stattfindet?“

Gesagt, getan – der erste „Humor-Parcours“ fand in Bernried statt und wurde wegen des großen Erfolgs in den zwei Folgejahren mit weiteren Künstlern und neuen Cartoons neu aufgelegt. Inzwischen scheint das Humorfestival bereits eine feste Institution zu sein: In Inning am Ammersee läuft es heuer seit Mai mit etlichen Veranstaltungen bis in den November hinein, rund um das Schloß Blutenburg gibt es in Zusammenarbeit mit der internationalen Jugendbibliothek bis zum 3. November einen Humor-Parcours für Kinder.

München, Starnberger See, Ammersee? Höchste Zeit, dass der Humor-Parcours an den Schliersee kommt, schließlich ist das der Wohnsitz von Gerhard Polt, dem Inspirator der Initiative.

Auftakt mit Helmfried von Lüttichau

Für den Auftakt in Schliersee hatte sich Tini Polt dann aber noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Sie hatte den an den Schliersee gezogenen Schauspieler Helmfried von Lüttichau gefragt, ob er vielleicht einen Rundgang mit allen interessierten Gästen machen und die Cartoons vorstellen könne. Der Schauspieler sagte zu, interessierte Gäste gab es reichlich und der Rundgang unter der musikalischen Begleitung der Huabaoim-Musikanten Sebastian Röpfl (am Akkordeon) und Peter Herrnberger jun. (an der Gitarre) wurde zu einer Herausforderung für die Lachmuskulatur.


Helmfried von Lüttichau mit Huabaoim-Musikanten und Flamingos (von Josef Blaumeiser). / Foto: mi

Vor jedem Cartoon musste man quasi drei Mal lachen: Einmal über das Cartoon selbst, zum zweiten Mal über die unglaublich witzige Interpretation des Cartoons durch von Lüttichau, der sich in unterschiedlichen Dialekten von Cartoon zu Cartoon kalauerte, und zum dritten Mal über den Tusch, der auf die Bitte Lüttichaus hin von den Huabaoim-Buben gespielt wurde, um auf einen erfolgten Witz hinzuweisen. Als der Schauspieler auf einem Bein stehend demonstriert, wie man sich am besten unter Flamingos aufhält, ohne dieselben zu verscheuchen (bitte nur mit Buch, nicht mit Handy und daddelnd!), dann ist das unglaublich komisch.

Bei Sonne und Regen

Inzwischen muss man den „Humor-Parcours“ ohne Helmfried von Lüttichau abschreiten.


Besucher im Park. / Foto: mi

Das ist zwar bedauerlich, aber es funktioniert auch ohne ihn. Und das, liebe Tini Polt, nicht nur bei Regen, sondern auch bei Sonne: Die Menschen stehen vor den Cartoons — und lachen. Jetzt fehlt nur noch ein bisschen Musik im Park — Sonnenkanonen braucht’s ja gar nicht bei diesem Sommerwetter.


Cannabis-Eis von Klaus Puth. / Foto: mi

Ob die örtlichen Eiscafés bereits mit der Produktion von Cannabis-Eis begonnen haben, ist zu diesem Zeitpunkt unklar. Wir lassen uns überraschen.

Humor-Parcours Schliersee, veranstaltet vom Forum Humor und Komische Kunst, noch bis 3. November im Kurpark Schliersee. Wer interessiert ist an weiteren Veranstaltungen vom „Forum Humor und Komische Kunst“, findet sämtliche Informationen auf www.forum-humor.de. Die nächste Ausstellung beginnt am 31. August im Buchheim Museum und widmet sich Karl Valentin und dessen Musik.

Hinweis: Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Online-Magazin KulturVision am 25.08.2024 | Ein Beitrag von Hannah Miska.

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