Fliegende Bierflaschen und ein Würgegriff

Fliegende Bierflaschen im Container und ein Angriff. Eine handfeste Auseinandersetzung ereignete sich in einem privaten Jugendtreff in Waakirchen. Doch hat einer der jungen Männer dem anderen wirklich die Zähne ausgeschlagen?

Am Abend im Container wurde viel Bier getrunken

Ein Container in Waakirchen. Eine Gruppe junger Leute. Fliegende Bierflaschen und eine handfeste Auseinandersetzung. Nach einem feuchtfröhlichen Abend im November 2019 durften sich zwei Angeklagte gestern vor dem Amtsgericht in Miesbach wiedersehen. Bei einem Teil der Geschichte waren sich die drei Zeugen und die beiden Angeklagten einig. Sie alle waren an besagtem Abend im Container zu einer kleinen Privatparty.

Anton (Name von der Redaktion geändert) war mit dem Rest seiner Freunde schon eine Weile dort. Es wurde Bier getrunken und geratscht. Gegen 20 Uhr kam ein Bekannter zusammen mit seinem Freund Florian (Name von der Redaktion geändert) vorbei. Die beiden gesellten sich zu der Truppe. Irgendwann verließ der Bekannte die Feier wieder. Nur Florian blieb sitzen.

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Die erste Flasche fliegt

Gegen 22.30 Uhr kippte die Stimmung. Anton (17) und Florian (23) fingen an, sich zu beschimpfen. Worum es genau ging, daran wollte sich währen der Verhandlung niemand mehr so recht erinnern. Anton und zwei weitere aus der Gruppe forderten Florian dann mehrfach auf, den Container doch bitte zu verlassen. Doch der schien es jetzt, so die Aussage von Anton, erst richtig lustig zu finden.

Die erste Bierflasche flog. Anton zielte genau zwischen Florian und einen anderen Jungen, der auch auf dem Sofa saß. Getroffen wurde niemand. Laut der Aussage von Anton und seinen drei Freunden, die auch die Zeugen am gestrigen Verhandlungstag waren, soll Florian dann aufgestanden sein. Er stürzte sich auf Anton und packte ihn am Hals. Laut Anklage würgte er ihn sogar. Florian gab die Tat zu. Richtig fest will er aber nicht gedrückt haben.

Um sich zu befreien schnappte Anton sich dann erneut eine Bierflasche und zog sie seinem Angreifer über den Kopf. Kurz danach ließ er von ihm ab – mit einer kleinen Platzwunde am Kopf. „Ich wollte nur, dass er die Hände von meinem Hals wegnimmt“, rechtfertigte Anton seine Handlung.

Gab es eine dritte Bierflasche?

Soweit stimmte die Geschichte der fünf Jugendliche mehr oder weniger überein. Florian berichtete jedoch von einer dritten Bierflasche. Die soll Anton ihm nach dem ersten Wurf gegen den Mund geschmissen haben. „Die Flasche flog und hat meine Zähne getroffen“, so Florian. Dabei wurden seiner Aussage nach zwei Zähne so stark angeschlagen, dass einer komplett und einer halb entfernt werden mussten.

Von diesem Vorfall wusste jedoch nur noch Florian etwas. Alle anderen waren sich einig: Es sind nur zwei Flaschen zum Einsatz gekommen. Zähne seien dabei jedoch nicht verletzt worden. „Ich habe ihn nicht mit der Flasche am Zahn getroffen. Ich weiß, dass seine Zähne auch schon vorher nicht ganz in Ordnung waren“, sagte Anton vor dem Richter.

„Es kann dahingestellt werden, ob die Zeugen die Wahrheit gesagt haben. Ich tendiere aber dazu“, erklärte Richter Klaus-Jürgen Schmid am Ende der Verhandlung seine Entscheidung. Anton wurde freigesprochen. Florian muss, nachdem sich Verteidigung und Staatsanwaltschaft darauf geeinigt hatten, 700 Euro an den weißen Ring Zahlen. Auf seiner Zahnarztrechnung in Höhe von 1400 Euro bleibt er wohl erstmal sitzen. Schmid meint jedoch, die Verletzungen am Zahn könnten auch auf dem Heimweg entstanden sein. Letztlich wisse man es einfach nicht. Nachweisen, dass eine dritte Flasche die Zähne verletzt hat, könne man aber in jedem Fall nicht. „Wir gehen zu Ihren Gunsten davon aus, dass Sie die zweite Flasche nicht geworfen haben“, erklärt Schmid abschließend an Anton gewandt.

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