Lang hat es gedauert, jetzt ist es soweit: Heute kommen die ersten Flüchtlinge nach Holzkirchen. Zwei Männer aus dem Senegal ziehen in die Container-Siedlung an der Erich-Kästner-Straße. Weitere Personen aus Eritrea und Somalia sollen am Freitag folgen.
Zwei Männer stehen vor den Containern. Sie tragen Jeans, schwarze Käppis, wirken cool. Nach einer langwierigen Standortsuche, immer wieder erneuten Verzögerungen und schließlich noch einem Masern-bedingten Aufnahmestopp, ziehen die beiden aus dem Senegal stammenden Asylbewerber nun in die Marktgemeinde.
Die beiden wohnen bereits seit Monaten in Fischbachau, haben sich sozusagen im Landkreis bereits ‚eingelebt’. Daher sollen sie den Integrationsprozess der noch folgenden Flüchtlinge unterstützen und vermitteln. Roland Klebe vom Helferkreis Asyl hilft bei dem Umzug. Die Container sind alle gleich, alle spartanisch eingerichtet: Ein Tisch, ein Kühlschrank, ein Bett mit blauer Matratze.
“Die Unterkunft ist neuer als die in Fischbachau”, sagt Klebe. In Fischbachau lebten die Senegalesen in einem “etwas heruntergekommenen” alten gasthof, hier, immerhin, in einer neuen Containeranlage.
Weitere 29 Flüchtlinge werden am Freitag erwartet. Laut Information des Landratsamtes Miesbach handelt es sich hierbei voraussichtlich um Familien, schwangere Frauen und Einzelpersonen aus Somalia und Eritrea. Insgesamt sollen letztlich 44 Asylbewerber in Holzkirchen leben.
Ursprünglicher Artikel vom 03. September mit der Überschrift: Flüchtlinge für September angekündigt
Der ungebrochene Zustrom von Asylbewerbern nach Bayern stellt den Landkreis Miesbach nach wie vor vor große Herausforderungen. Es fehlt an geeigneten Unterbringungen. Einige Fälle von Masern in Erstaufnahmeeinrichtungen im Raum München erschweren nun die Situation: Es wurde ein vorübergehender Aufnahmestopp verhängt. Dennoch steht – nach langen Verzögerungen – endlich fest, wann die Flüchtlinge nach Holzkirchen kommen sollen.
Die gute Nachricht zuerst: Nach langem Hin und Her soll nun endgültig feststehen, wann die Asylbewerber nach Holzkirchen kommen. Wie Gerhard Brandl vom Landratsamt Miesbach bestätigt, kommen ab Mitte September 40 Flüchtlinge in die Marktgemeinde. Bis zu 50 könnten in die fast fertiggestellte Containersiedlung in der Erich-Kästner-Straße einziehen. Mitte September, das ist, im Hinblick auf die derzeitige Situation, wahrlich gutes Timing – vorher ginge ohnehin nichts.
Denn aufgrund einiger Fälle von Masern in Erstaufnahmeeinrichtungen im Raum München wurde jetzt ein vorübergehender Aufnahmestopp verhängt. Die Menschen, die in der Holzkirchner Einrichtung untergebracht werden sollen, kommen nämlich nicht direkt dorthin, sondern werden aus Erstaufnahmeeinrichtungen nach einer Art „Verteilerschlüssel“ auf die Kommunen aufgegliedert.
Dieser Ablauf ist momentan wegen einiger Krankheitsfälle unterbrochen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind in der Münchner Bayernkaserne vier Menschen an Masern erkrankt. Daher werden bis auf Weiteres keine Flüchtlinge mehr aufgenommen und so auch nicht an die Unterstandorte im Landkreis Miesbach weitergeleitet. Stattdessen müssen andere Bundesländer in die Bresche springen.
Inkubationszeit muss abgewartet werden
Auf die Frage, wie lange dieser Zustand beibehalten wird, antwortet Florian Schlämmer, Pressesprecher der Regierung Oberbayern: „Das hängt davon ab, ob es weitere Masern-Diagnosen gibt. Ab der Entdeckung eines solchen Falls muss eine Inkubationszeit von 18 Tagen eingehalten werden.“ Angeordnet hat diese Maßnahme das Gesundheitsamt der Stadt München. Mit Stand von heute gilt die Frist noch bis mindestens 11. September. Werden keine neuen Krankheitsfälle festgestellt, könnten wieder Asylbewerber aufgenommen werden, erklärt Schlämmer:
An dem Aufnahme- und Abgangsstopp hängt momentan alles, auch die Verteilung an die nachgeordneten Aufnahmestellen.
Das Landratsamt Miesbach werde im Falle der Aufhebung des Stopps sofort von den höheren Stellen informiert, versichert Schlämmer. Aufgrund der vollen Auffanglager bestehe ein großer Druck, die Menschen weiterzuverteilen, um neue aufnehmen zu können.
Containerlösung als Vorbild?
Wie viele Asylbewerber innerhalb der nächsten Wochen tatsächlich an den Landkreis Miesbach weiterverteilt werden, konnte Regierungssprecher Schlämmer nicht beziffern. Es gelte nun erst einmal abzuwarten, ob in den Erstaufnahmeeinrichtungen weitere Krankheitsfälle auftreten. Geht die Verteilung weiter, könnten die Neuankömmlinge immerhin in Holzkirchen fürs Erste ein neues Zuhause finden.
Im Tegernseer Tal muss derweil die Suche nach geeigneten Wohnraum weitergehen. Dabei könnte die Holzkirchner Containerlösung auch ein Vorbild sein. Dort rechtfertigen die Verantwortlichen ihr Handeln bislang damit, dass es am Tegernsee schlicht keinen geeigneten Wohnraum für die Asylsuchenden gibt.
Einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen, wird also Thema bleiben. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der Druck auf die Talgemeinden weiter steigen wird, mehr Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.
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