Flüchtlinge wollen nicht in Miesbach bleiben

Heute Nachmittag wurde dem Landratsamt in Miesbach ein Bus mit weiteren Flüchtlingen aus München angekündigt. Innerhalb kurzer Zeit wurden Freiwillige Helfer, der Sicherheitsdienst und die Ausländerbehörde informiert. Was aber geschah, als der Bus eintraf, ließ alle vor Ort versammelten Helfer staunend und verstört zurück.

Polizei und Sicherheitskräfte sowie Mitarbeiter des Landratsamts stehen vor dem Bus mit den 57 Flüchtlingen.

Zum wiederholten Mal sollte ein Bus mit Kreigsflüchtlingen an der Sporthalle im Windfeld in Miesbach in Empfang genommen werden. Der Anruf mit der Benachrichtigung erreichte den ‘Krisenstab Ukraine’ gegen 14:00 Uhr. Sofort liefen die bereits vertrauten Maßnahmen an. Mitarbeiter der Aufnahmebehörde bereiteten die Unterlagen vor, Freiwillige Helfer machten sich auf den Weg. Alles schien so zu laufen, wie die Male zuvor – doch weit gefehlt.

Als der weiße Reisebus vor der Sporthalle der Berufsschule anhielt und alle gespannt auf die Türen blickten, kam die Ernüchterung. Eine Mitarbeiterin des Landratsamtes beschreibt die Szene folgendermaßen:

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Die Menschen im Bus haben richtig laut Randale gemacht. Es hieß auch, dass die Busfahrerin, eine junge Frau, tätlich angegriffen wurde. Die Personen wollten in keinem Fall den Bus verlassen.

Das Geschehen ging so weit, dass die Polizei anrücken und für Ordnung sorgen musste. “Im Bus sitzen 57 Sinti und Roma, denen nach eigener Aussage,” so die Sprecherin weiter, ein 3-Sterne-Hotel zugesagt worden sei. Als sie erkannten, dass sie in eine Turnhalle ziehen sollten, eskalierte die Situation.

Landrat Olaf von Löwis vor Ort in Beratung mit einer Mitarbeiterin seiner Behörde.

Weiter erzählt die Sprecherin, dass die Menschen im Bus aus einer Unterkunft in München kommen und schon den gesamten Tag unterwegs seien. Auch an anderen Orten in Südbayern haben sich die Geflüchteten geweigert, auszusteigen. Das bestätigt auch der eilig hinzugerufene Leiter des Miesbacher Krisenstabes, Landrat Olaf von Löwis (CSU). “Ich habe gehört, dass der Bus heute schon am Chiemsee war.” 

Eine weitere Eskalation der Lage konnte verhindert werden, als man den Menschen im Bus versicherte, dass sie wieder nach München in ihre Unterkunft an der Messe zurückfahren dürften, wie die Landratsamtsprecherin erzählte:

In dem Moment, als sie die Zusicherung bekamen, dass sie zurück nach München gebracht werden, brach lauter Jubel aus. Wir haben hier doch keine Hotelunterkünfte. Ich versteh es nicht.

Das taten auch alle anderen Helfer, die gekommen waren, um die Menschen im Landkreis willkommen zu heißen, nicht. Kopfschütteln, leichte Verstörtheit und große Verwunderung machte sich breit. Aber auch Sorge um die Busfahrerin. Sollte man sie wirklich mit den 57 zum Teil scheinbar doch gewaltbereiten Menschen allein zurückfahren lassen?

Der Landrat spricht im Bus mit der jungen Fahrerin, die zuvor tätlich angegriffen worden sein soll – dabei aber augenscheinlich unverletzt blieb.

An der Stelle schaltete sich der Landrat aktiv in das Geschehen ein, ging in den Bus und sprach mit der jungen Frau. Als er wieder herauskam, sagte er:

Die Busfahrerin hat eine Begleitung durch die Polizei abgelehnt. Sie meinte, sie kenne das und hätte alles in Griff. Da kann ich nichts machen.

Also fuhr der Bus kurze Zeit später wieder los in Richtung München. Einige Polizeiwagen folgten ihm. Welchen Hintergrund die Aktion hatte, konnte man uns aktuell noch nicht erklären. Die Landratsamtsprecherin ergänzte nur, dass die Zuweisung und Ankündigung, anders als die letzten Male, diesmal durch die Stadt München und nicht über den Freistaat erfolgte. Nun wird es erst einmal darum gehen, diese unschöne und sicherlich unangenehme Erfahrung für alle Beteiligten aufzuklären.

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