„Was Besseres kann dem Tal nicht passieren“

Die Tegernseer Hotelfachschule gibt es nicht mehr. Damit möchte sich Leo Poeplau nicht abfinden. Der ehemalige Speiser-Schüler und erfahrene Hotelier will das Erbe Speisers wieder auferstehen lassen.

Sein Ziel: die Gründung einer neuen Hofa. Poeplau sucht Mitglieder und Investoren und betont: „Jetzt soll es richtig losgehen.“

Kochen, Servieren, Drinks mixen, Personalführung, Marketing und weiteres lernten die Hotelfachschüler damals
Kochen, Servieren, Drinks mixen, Personalführung, Marketing und weiteres lernten die Hotelfachschüler damals.

Die damalige Hotelfachschule D. Speiser galt laut Poeplau als die bekannteste Europas. Hotelfachschüler kamen aus aller Welt an den Tegernsee, um sich das Grundwissen für den späteren Beruf in der Hotellerie und Gastronomie anzueignen.

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Jährlich besuchten rund 500 Hotelfachabsolventen die Schule. Schüler im Alter von 16 bis 30 Jahren lernten hier vom Kochen, Tischeindecken, Servieren, Drinks mixen bis zu Personalführung, Marketing und Fremdsprachen alles, was man in Hotelfachberufen braucht.

Hotelfachschule – gestern und heute

Mit im „Gepäck“ hatten viele Schüler ihre Familien. Was dem Tegernseer Tal den positiven Nebeneffekt eines Wirtschaftsaufschwungs bescherte. Laut Hans-Leo Poeplau, dem Präsidenten der Fördervereinigung, war das Hoch beträchtlich:

Jährliche Umsatzzahlen von 8 Millionen und mehr wurden alleine durch die Verwandtschaft der Hofa-Schüler erbracht.

Mit einer neuen Hotelfachschule möchte Poeplau wieder Bekanntheitsgrad, junges Leben und Umsatz ins Tal bringen. „Der Frust wegen zu wenig Gästezahlen wächst in den Gemeinden.“ So wendet er sich in einem offenen Brief an alle Tal-Bürgermeister und erklärt: „Es wird wieder eine neue Hotelfach- und Tourismus-Akademie Tegernseer Tal geben.“

Eilig hat er es allerdings nicht, das Ziel zu erreichen. Wünschen würde er sich zwar, dass das Vorhaben im Jahr 2016 abgeschlossen werde. Grundsätzlich habe man aber keinen Zeitdruck. Er spricht dabei für sich sowie auch die weiteren Mitglieder des Fördervereins. 60 an der Zahl – 25 davon hiesige Hoteliers und Restaurantbesitzer – zählt der Förderverein momentan. Eine Zahl, die laut Poeplau deutlich steigerungsfähig ist.

Das Seehotel gehört schon zu den Mitgliedern. Hans-Leo Poeplau möchte jetzt richtig loslegen mit der Unterstützer-Suche
Das Seehotel gehört zu den Mitgliedern. Leo Poeplau möchte richtig loslegen mit der Unterstützer-Suche.

„Wir sind massiv auf der Suche nach Investoren und haben diesbezüglich verschiedene Kontakte geknüpft“, erklärt Poeplau. Sei ein passendes Grundstück gefunden, könne man bauen und die Schule einrichten. Dann soll es losgehen mit dem Schulbetrieb. Geeignete Dozenten hat er bereits in der Hinterhand, so der Präsident. Kontakte seien – bedingt durch seine jahrelange Tätigkeit als Hotelier – genügend vorhanden. Poeplau hatte 1967/68 selbst die Hofa besucht und später mit seiner Familie unter anderem die Hotels „Seeblick“ und „Hohenwaldeck“ gepachtet.

Ihm persönlich schwebt räumlich ein ähnliches Gebäude vor wie die damalige Tegernseer Hofa, die in der Perronstraße stand. Einst hatten die Schüler in Tegernsee Theorie gelernt. In der Wiesseer Dependance gab es dann Praxisunterricht. „Bis zu 300 Essen haben die Schüler an Gäste ausgegeben“, so beschreibt Poeplau den Synergieeffekt.

Eine Schule mit Schulungshotel. So stellt sich der Präsident die künftige Akademie vor. Vom Hausfrauenlehrgang über Weinseminare bis hin zum Studium mit einem oder zwei Semestern Länge oder den Drei-Jahresklassen reichen die Angebote für Interessenten.

Das sagt die Personalmanagerin

Personalmanagerin Eva Raschke vom Hotel „Das Tegernsee“ hört zum ersten Mal von den Plänen einer neuen Hofa. Grundsätzlich könnte sie sich vorstellen, dass eine derartige Akademie den Hotels im Tal nutzen könnte.

Der Name Tegernsee wäre in der Hotelwelt der Arbeitnehmer wieder mehr präsent.

Absolventen der Schule könnten potenzielle Nachwuchstalente sein. Allerdings müsste die Schule unbedingt auch so aufgebaut sein, dass die Schüler dort wohnen könnten. Laut Raschke ist die Wohnungsnot im Tal vor allem groß, wenn es um bezahlbaren Wohnraum geht.

Als beste Grundlage zum Erlernen des Hotelfachs sieht Raschke in erster Linie immer noch die klassische Hotelfachausbildung – sowohl für den Betrieb als auch für den Auszubildenden selbst. Direkt von der Akademie in Führungspositionen zu rutschen, das sieht die Personalmanagerin nicht. Sollte die Hotelfachschule es schaffen, den Studierenden zu vermitteln, dass sie sich nach dem Studium zunächst als Trainees oder Praktikanten an der Basis etablieren müssen, dann könne man sie als Befürworter bezeichnen.

Die Finanzierung

Neben den Hoteliers, die Mitglieder im Förderverein sind, befürwortet auch Georg Overs von der TTT eine solche Schule grundsätzlich und erklärt: „Der Gründung einer Hotelfachschule steht die TTT positiv gegenüber.“

Allerdings seien in den letzten Jahren weitere Akademie-Angebote in Oberbayern entstanden, so zum Beispiel in Bad Reichenhall. Dies, so Overs, würde den Start einer privatwirtschaftlich geführten Schule im Tal nicht unbedingt erleichtern.

Einen starken Abschlussjahrgang wie den von 1987 wünscht sich Poeplau für die nächste Zukunft
Einen starken Abschlussjahrgang wie den von 1987 wünscht sich Poeplau für die nächste Zukunft.

Poeplau hatte indes auch Kontakt zu den Rathäusern rund um den See aufgenommen. Grundsätzlich könnte er sich in jedem Ort am See die Schule vorstellen. Besonders eignen würde sich jedoch Bad Wiessee, denn hier seien große bauliche Ortsveränderungen vorgesehen und die neue Hofa könnte in Verbindung mit einem Vier-Sterne- und Schulungshotel entstehen. Von diesem Wunsch hätte er auch Bürgermeister Peter Höß informiert:

Was Besseres könnte Bad Wiessee und dem Tal nicht passieren.

Poeplau zumindest glaubt an seine Idee einer Hotelfach-Akademie am Tegernsee. Und er vertraut darauf, dass sich in nächster Zeit zahlreiche Mitglieder und Investoren zum Förderverein hinzugesellen und die Idee mittragen.

Ist die Hofa eines Tages verwirklicht, so sieht Poeplau seine eigene Aufgabe darin, in einem Aufsichtsrat darüber zu wachen, dass „das Schiff am Laufen“ bleibt. „Ich möchte die restliche Zeit meines Lebens der Motor des Unternehmens sein.“

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