Wie ist es eigentlich im Tegernseer Tal um die ehrenamtliche Tätigkeit bestellt?
Was genau bewegt die guten Geister der Vereine dazu unentgeltlich und mit großem Einsatz ihre “Arbeit” zu verrichten?
Was alles wird dank dieses Einsatzes möglich gemacht?
Und wie bewerten die Gemeinden dieses vielfältige Engagement?
In den fünf Talgemeinden alleine gibt es über 200 Vereine mit unzähligen ehrenamtlichen Helfern. Die freiwillige Tätigkeit reicht von einfachen Aufgaben, wie der Unterstützung bei der Organisation von Veranstaltungen bis hin zu Einsätzen ausgebildeter Rettungshelfer, die zu jeder Tages- und Nachtzeit im Dienst sind – wenn es dieser erfordert.
Rottach-Egern: Die Freiwilligen von der Feuerwehr
Es ist uns wichtig die aktiven Helfer in einem speziellen eigenem Rahmen zu Ehren. Heuer sind es 4 Personen. (Rottach`s Bürgermeister Franz Hafner)
In Rottach-Egern ist es Tradition, dass jedes Jahr Anfang Dezember die Helfer, die ihre langjährige aktive Tätigkeit beenden, mit einer Bürgermedaille ausgezeichnet werden.
Um die 80 Ehrenamtlichen leisten bei der Freiwilligen Feuerwehr Rottach-Egern ihren Dienst. Einschließlich der Jugendlichen. “Zur Feuerwehr gehen vor allem diejenigen, die anderen Helfen wollen. Und natürlich gerne schrauben und basteln,” sagt Josef Stadler, erster Kommandant.
Mit 14 Jahren kann man der Freiwilligen Feuerwehr beitreten. Und Stadler betont, dass es meistens bereits in jungen Jahren passiert. Entweder ist der Vater dort und der Sohn hat sein Interesse “geerbt”, oder man wird durch die Gruppendynamik im Freundeskreis oder in der Schule auf die Idee gebracht beizutreten.
Meist kommen sie dann in Gruppen und melden sich an. Alle 2 Jahre rühren wir die Werbetrommel an den Schulen oder schreiben die Jugendlichen gezielt an. Aber nur die Jungs. Irgendwie sind wir hier doch noch vom alten Schlag. Aber wenn ein Madl beitreten will, würden wir sie auch aufnehmen.
Dann folgt die Ausbildung. Und ein mancher geht danach auch schnell wieder, wenn es heißt ins Berufsleben einzusteigen oder ein Studium zu beginnen. Dann verschiebt sich der Fokus. Zumindest für ein paar Jahre. Doch letzten Endes kommen viele auch wieder zurück. Und dann auch wieder zurück zur Freiwilligen Feuerwehr Rottach-Egern, so Kommandant Stadler.
Die meisten bei der Feuerwehr arbeiten in Handwerksberufen oder in der Landwirtschaft. Meistens auch mit verständnisvollen Arbeitgebern, die die plötzlichen Einsätze mittragen. Nur die sich häufenden Fehlalarme im letzten Jahr zehren laut Stadler an den Nerven. Da ist dann die Motivation sehr wichtig. Aber auch nicht einfach.
Das ist ein schwieriges Thema. Letzten Endes muss sich jeder selber motivieren.
Der Zusammenhalt, der ist wichtig und der ist vor allem da. Jeder muß sich auf jeden verlassen können. Und das tun sie auch. Dieses Gefühl, dieser Zusammenhalt und das Wissen anderen Menschen zu helfen, wenn ihnen sonst niemand helfen kann, macht wohl die Motivation aus, noch nachts um 02:00 Uhr aus dem Bett zu springen um zu Hilfe zu eilen.
Freiwillige in Gmund: Ohne sie hätte es der Dorfladen noch schwerer
Auf jeden Fall wird’s heuer was für die Freiwilligen geben. Nur wann und was genau ist noch nicht klar. (Georg von Preysing, Gmunder Bürgermeister)
Im Gmunder Dorfladen gibt ebenfalls ein paar gute Seelen, ohne die der Laden so nicht existent wäre.
Die Ehrenamtlichen kommen und helfen beim Auffüllen der Regale, beim Umsortieren oder Umstellen, an der Kasse oder beim Verkauf. Dabei stehen die Erfahrenen mit Rat und Tat zur Seite. Aber ohne diese Hilfe wäre die schiere Masse an Arbeit nicht lösbar.
Die Helfer kommen, wenn sie es Einrichten können. So oft und regelmäßig wie möglich, damit man sie auch einplanen kann. Der Beweggrund hier ist ganz einfach, wie uns Geschäftsführerin Claudia Hofmann erklärt: “Gmund braucht diesen Laden und wir sollten alle dafür sorgen, dass er bleibt!”
Laut Hans, einem der Ehrenamtlichen, geht es aber auch um etwas anderes, menschlicheres: Der Dorfladen und dessen Mitarbeiter lägen den Helfern natürlich am Herzen. Der Teamgedanke sei jedoch entscheidend. Und es mache einfach Spaß zu helfen und am Entstehen eines solchen Projektes dabei zu sein. Auch wenn es viel Arbeit und Einsatz in der “Freizeit” bedeute.
Kreuth und Wiessee: Unterschiedlicher Rahmen für die Ehrungen
So unterschiedlich die Motivation der Freiwilligen, so unterschiedlich auch die Handhabe der Gemeinden im Jahr der Freiwilligen Arbeit.
In Kreuth beispielsweise gibt es keine regelmäßigen Ehrungen, sondern wirklich nur besondere Anlässe und auch nur auf Vorschlag, die die Gemeinde dazu bewegen, bestimmte Helfer hervorzuheben, wie Bürgermeister Bierschneider betont:
Ehrungen gibt es schon hin und wieder. Dies erfolgt dann auf Vorschlag aus den Reihen der Gemeinderäte oder auf Vorschlag der Vereinsvorsitzenden. Derzeit liegen aber keine Vorschläge vor.
Und auch in Wiessee hat man für das Jahr des Ehrenamtes – neben den jährlichen Würdigungen für verdiente Bürger der Gemeinde – laut Geschäftsleiter Herrmann nichts spezielles vor:
Ehrenamtliche Helfer im speziellen sollen dann ab dem nächsten Jahr ebenfalls ausgezeichnet werden.
Tegernsee: Der Volleyballclub Tegernseer Tal e.V. – ein Beispiel von vielen
Auch Vereine wie der VCTT bestehen aus vielen fleißigen ehrenamtlichen Helfern, die einen Verein erst zu dem machen, was er ist.
Thomas Barnstorf, erster Vorstand erklärt, wie der Verein 1999 aus der Überlegung einiger sportinteressierter Freizeitsportler mit viel Engagement, Arbeit und Spass gegründet wurde. Vor allem, wie die Mitglieder es nach und nach geschafft haben, große Veranstaltungen wie das alljährliche Beachvolleyball-Turnier an den Tegernsee zu bringen. Ein Aufwand, der in Stunden nicht zu ermessen ist, ohne den es so etwas aber bei uns nicht geben würde.
Laut Barnstorf hat Engagement einen selbstverstärkenden Effekt. Erst wenn andere sehen, wie begeistert man sich für eine Sache einsetzt, überträgt sich auch diese Begeisterung. “Dann helfen plötzlich alle mit, ein starker Zusammenhalt entsteht und es geht was voran. Diesem Gefühl kann man sich einerseits nur schwerlich entziehen. Andererseits aber auch nur schwer den Außenstehenden vermitteln.”
Wir als Gesellschaft brauchen ehrenamtliche Arbeit. Ohne die “Horden” von Freiwilligen würde es vieles nicht geben. Ob es der Dorfladen ist, die Freiwillige Feuerwehr oder eine der unzähligen Sportveranstaltungen im Tal.
In diesem Sinne ein großes Dankeschön für die vielen, die ihre Freizeit nutzen um gemeinschaftlich etwas auf die Beine zu stellen, von dem alle profitieren.
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