Nicht nur die Einwände gegen die umstrittene Frischzellen-Klinik in der Perronstraße behandelt der Tegernseer Stadtrat in seiner nächsten Sitzung – auch das in Bohnenform geplante Luxushotel auf dem ehemaligen Krankenhausgelände wird Thema sein.
Es ist das Mammut-Projekt von Investor Klaus Dieter Burkhart (61), Chef des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie mit Sitz in Bad Tölz. Für die zwei mehrstöckigen Klinikbauten auf dem 1,5 Hektar großen Areal entlang der Perronstraße hatte sich zunächst auch der Wiesseer Arzt Martin Marianowicz stark gemacht. Es selbst hatte eigentlich vor, eine Akutklinik für Schmerztherapie und Psychosomatik dort anzubieten. Doch im April gab er überraschend bekannt:
Ich habe meine Mitarbeit bei dem Projekt Tegernsee-Süd beendet und mich zurückgezogen.
Es hätte unüberbrückbare Differenzen hinsichtlich der medizinischen und betriebswirtschaftlichen Vorstellungen gegeben. Zwei Klinikgebäude, ein Sanatorium, zwei Betreiber. So stellt sich Klaus Dieter Burkhart die Zukunft seines Grundstücks in der Perronstraße vor. Bisher hatte er seine Praxisräume im Hotel Egerner Höfe in Rottach-Egern.
Doch nicht nur die Gemeinde Rottach äußerte Bedenken gegen das Mammut-Projekt – auch die Schutzgemeinschaft und die Interessengemeinschaft zweifeln. „Unglaublich massiv und sehr bedauerlich“, urteilte beispielsweise der Rottacher Gemeinderat. Im Fokus der Kritik stehen sowohl die Baumasse als auch eine Versiegelung des Grundstücks auf einer Fläche von bis zu 70 Prozent.
Wie berichtet, hatte die Interessengemeinschaft der Stadt Tegernsee eine 13-seitige Stellungnahme vorgelegt. Dabei standen fünf Kritik-Punkte im Mittelpunkt:
• Die unzureichende Zahl an Parkplätzen habe eine chaotische Situation in der Nachbarschaft zur Folge
• Das Verkehrskonzept sei fehlerbehaftet, rechtswidrig und unschlüssig
• Das Bauvolumen, die Gestaltung und die Anordnung der Bauten seien nicht mit dem Ortsbild vereinbar
• Die Zukunft der Frischzellentherapie sei höchst ungewiss
• Außerdem stehe ein neuer Betreiber nach dem Ausstieg von Marianovicz noch nicht fest
In der Zwischenzeit hatte die Stadt Tegernsee den Bebauungsplan weiter vorangetrieben und sämtliche Stellungnahmen ausgewertet und abgewogen. Wann das Projekt wieder öffentlich behandelt werde, sei noch unklar, teilte Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) Ende September mit. „Die Abwägungen müssen rechtssicher sein, sonst würde das ganze Verfahren wieder neu beginnen“, so der Rathaus-Chef.
Stadtratssitzung am 7. November
Am Dienstag, 7. November ist es nun soweit. Die eingegangenen Äußerungen der Träger öffentlicher Belange liegen dem Tegernseer Stadtrat auf dem Tisch. Ebenfalls diskutiert werden soll der Antrag der Gilchinger Firma Planquadrat für das in Bohnenform geplante und 70 Millionen Euro teure Luxushotel in der Hochfeldstraße.
Ein drittes, unterirdisches Garagengeschoss auf dem ehemaligen Krankenhausgelände, mehr Stauraum und Abstandsflächen, die Errichtung eines Cafés auf dem Flachdach des Hotels, die Fällung eines 100 Jahre alten Lindenbaums – diese Änderungen sah der Bauantrag im Mai dieses Jahres vor, den die Gilchinger Firma Planquadrat T2 GmbH gestern dem Tegernseer Stadtrat vorlegte. Diese wurden alle einstimmig genehmigt. Jetzt liegt dem Stadtrat erneuter Tekturantrag vor.
Desweiteren entscheidet der Stadtrat über die Neufassung der Werbeanlagensatzung. Bei dem Änderungsvorschlag geht es um Vereinfachungen und Klarstellungen, insbesondere um kleine Werbeanlagen wie Beachflags und Anhängerwerbung besser in den Griff zu bekommen. Zuletzt stellte die Firma Planquadrat drei riesige genehmigungspflichtige Werbetafeln auf dem Grundstück in der Perronstraße auf. Diese werden bis Ende März 2018 ausnahmsweise geduldet, müssen dann aber entfernt werden.
Beginn der Sitzung, die am 7. November im Sitzungssaal des Tegernseer Rathauses stattfindet, ist um 18.30 Uhr.
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