Fünf Meter bis zur Haltestelle

Für die neue Realschule in Gmund soll auch ein neuer Haltepunkt der BOB entstehen, so zumindest der Plan von Gemeinde und Tegernsee Bahn. Die Anwohner der nahen Bernöckersiedlung sind jedoch gar nicht begeistert.

Sie fürchten mehr Lärm und neugierige Blick in den Garten. Eine Anwohnerin schildert jetzt ihre Situation. Unterdessen ist möglicherweise ein Kompromiss in Sicht.

Nur fünf Meter sind es vom Gartentor bis zu den BOB-Gleisen

Fünf Meter bis zur Haltestelle ‒ das klingt erst mal positiv. Doch wenn man mit einem Bahn-Haltepunkt am eigenen Gartenzaun konfrontiert wird, sieht man das ganz anders. Daher haben Anlieger der Bernöckersiedlung in Gmund über 60 Unterschriften gegen die geplante Haltestelle „Finsterwald“ gesammelt und sie bei Bürgermeister von Preysing abgegeben.  

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„Gegen den Zug haben wir ja gar nichts“, meint die Anwohnerin aus Haus Nummer 8. Bei einem neuen Haltepunkt kämen allerdings noch neue Probleme hinzu: Hunderte Menschen, die über den Gartenzaun spähen oder nachts Lärm machen könnten. Außerdem das grelle Neonlicht der Lampen am Haltepunkt.

„Ein Bahnhalt ist stets so hell erleuchtet, dass es bis ins Schlafzimmer abstrahlen könnte“, befürchtet sie. Daher wünscht sich die Anwohnerin, dass der geplante Haltepunkt möglichst weit weg von ihrem Gartentor sein wird. Gerade mal fünf Meter trennen den kleinen Gartenbereich derzeit von den erhöhten Eisenbahnschienen. Die BOB fährt sozusagen direkt hinter dem Grundstück vorbei.

Fahrten während der Nacht

Vom Zug aus fällt ein Blick auf die angrenzenden Häuser leicht. „Daran haben wir uns längst gewöhnt“, sagt die Anwohnerin. In den Fünfzigerjahren war das Haus gebaut worden. Sie selbst zog aber erst vor dreißig Jahren hierher.

Besonders belastend seien die Nachtstunden, erzählt sie. Morgens um viertel nach fünf geht es los mit dem Bahnverkehr. Die letzte BOB passiert das Haus dann um kurz nach ein Uhr nachts. Wenn jetzt auch noch ein Haltepunkt direkt vor der Tür entsteht, könnte das die Nachtruhe zusätzlich beeinträchtigen, so die Sorgen der Anwohner.

Wenn dann die Nachtschwärmer aussteigen, dann haben ihre Autos auf einmal zehn Türen.

Die Gemeinde will die Bedenken der Anlieger derweil ernst nehmen und hatte sich kürzlich mit Landratsamt und Bahn-Verantwortlichen ‒ darunter auch Heino Seeger ‒ zum Vor-Ort-Termin in Finsterwald getroffen, um sich über die Lage bewusst zu werden. Die Anwohner waren allerdings nicht dazugebeten worden.

„Wir wussten von dem Termin gar nichts, haben ihn aus den Medien erfahren“, bemerkt die Anwohnerin. Sie findet es undemokratisch, dass solche Termine unter Ausschluss der Betroffenen stattfinden. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister habe bisher auch nicht stattgefunden.

Bereits jetzt fährt die BOB direkt an den Häusern vorbei

Dafür soll es voraussichtlich im Januar eine Informationsveranstaltung geben, um die Befürchtungen der Anwohner zu zerstreuen. Laut Heino Seeger steht allerdings noch kein fixer Termin dafür fest. Derzeit sei man dabei, die Planungen voranzutreiben. „Wir müssen Baurecht schaffen und Planungsleistungen akquirieren“, so der Geschäftsführer der Tegernsee-Bahn.

Man müsse planen, wie lang der Bahnsteig werden wird, wo die Bahnsteigkanten entstehen sollen und was das Ganze kosten soll. Bis zu 120 Meter lang könnte die Haltestelle werden. Auch für Kfz-Parkplätze und Fahrradstellplätze muss in ausreichender Anzahl gesorgt werden. Möglicherweise schon zum Start der Realschule im März könnte so der neue Bahnsteig eröffnet und in den BOB-Fahrplan integriert werden.

Kompromiss in Sicht

Die Anwohner lehnen vor allem den Wunsch der Bahn-Verantwortlichen ab, dass die Haltestelle ständig angefahren werden soll. Wäre es nur ein Bedarfshalt für Schüler geworden, hätte man sich durchaus damit anfreunden können, findet die Anwohnerin. „Nur für die Schule allein rentiert sich der ganze Aufwand jedoch nicht“, argumentieren die Bahn-Verantwortlichen.

Ein Kompromiss könnte nun sein, die Haltestelle nicht direkt vor den angrenzenden Häusern zu bauen. Über den Standort hat man nämlich noch nicht endgültig entschieden. Die Gemeinde soll derzeit in Verbindung mit dem Bauern sein, dem das angrenzende Grundstück „Am Haag“ gehört. Ein Bestätigung aus dem Rathaus war dazu allerdings nicht zu bekommen.

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