Gastkolumne – Gabi berichtet vom “Kampf gegen die Läuse”

Vor Kurzem war ich mit zwei Freundinnen in einer nicht wirklich erwähnenswerten amerikanischen Komödie im Kino.

Bei der Heimfahrt im Auto beschlossen wir, den Film hätten wir uns sparen können, wenn da nicht die eine Szene gewesen wäre, in der sich die Hauptdarstellerin – Typ erfolgreiche Geschäftsfrau, Supermutter und Superehefrau – bei einer Besprechung immer wieder verzweifelt am Kopf kratzte.

Kurz zuvor hatte sie von der Nanny die SMS erhalten: „Die Kinder haben Läuse!“

Die Kopflaus (lat.: Pediculus humanus capitis). Foto: Wikipedia.
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Jetzt, Jahre später, konnten wir darüber herzhaft lachen, aber ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ein winzig kleines Tier – natürlich im unüberschaubaren Plural – die Kopflaus (lat.: Pediculus humanus capitis) – uns das Leben zur Hölle machte.

Ich vergesse nie, wie meine Tochter mit einem gelben Zettel aus dem Kindergarten kam, der uns Eltern darauf hinwies: „In der Gruppe gibt es Läuse, bitte untersuchen Sie Ihr Kind.“

Dieser Zettel wurden während der Kindergarten- und Grundschulzeit zu unserem festen Begleiter und verfolgte uns sogar noch in der fünften Klasse am Gymnasium.

Aus meiner Kindheit kannte ich keine Läuse, ich hatte nie welche und es wurde nur ab und an gemunkelt, wenn jemand seinem Kind die Haare streichholzkurz schneiden ließ.

„Die kriegt man nur, wenn man dreckig ist“

„Die kriegt man nur, wenn man dreckig ist“, pflegte meine Großmutter zu sagen. „Und natürlich damals im Krieg“, aber das waren bekanntlich andere Zeiten.

Nun denn, meine Tochter hatte langes, sehr langes, dickes, welliges Haar, dem ich mich nun mit einem kleinen schmal gezinkten Nissenkamm näherte. Eben so, wie es auf dem Schreiben des Gesundheitsamtes beschrieben war. Zentimeter um Zentimeter kämpfte ich mich, unter dem lauten Gebrüll meines Kindes, durch die Mähne. Und fand – nichts. Klar, dachte ich mir, warum sollen wir auch Läuse haben.

Nur zwei Tage später beobachtete ich meine Tochter, wie sie sich wieder und wieder kratze und auch mich überfiel ein Juckreiz. „Das ist alles Einbildung“, sagte eine Freundin und sie sollte nicht Recht behalten. Eine weitere Kopfkontrolle offenbarte die Katastrophe; millimeterkleine, äußerst agile Tierchen huschten über das Haupt.

Ich war verzweifelt. Rannte in die Apotheke und fragte leise und verschämt nach einem Lausmittel, wirksam sollte es sein. „Goldgeist forte“ wurde mir empfohlen und ich bekam gleichzeitig den Hinweis, es könnten ja auch noch andere Familienmitglieder befallen sein. Ich nahm gleich die Familienpackung.

Der restliche Nachmittag gestaltete sich zu einem Alptraum: Ich zog alle Betten und Sofakissen ab, Sohn, Mann, Tochter und ich selbst wurden mit dem scharf riechenden, höllisch stinkenden Extrakt behandelt, tausende von Haarsträhnen wurden durchkämmt, die Kuscheltiere wandert in Plastiktüten verpackt in die Gefriertruhe. Am Abend war ich total erledigt, aber glücklich, diesen kleinen Viechern hatte ich den Garaus bereitet.

Für dieses Mal, denn nur wenige Wochen später brachte mein Sohn einen gelben Zettel aus der Grundschule mit und die gleiche Prozedur ging von Vorne los.

Bei der Laus gilt für mich keinen Artenschutz

Ich weiß nicht mehr, wie viele Flaschen von „Goldgeist forte“ ich in den folgenden Jahren verbraucht habe, irgendwann wurden diese kleinen Biester auf alle Fälle resistent und ein neues Mittel wurde unter vorgehaltener Hand gepriesen. Das eine verklebt, das andere erstickt, egal wie, die Läuse mussten getötet werden – hier gilt für mich kein Artenschutz.

In der Anfang-Laus-Phase getraute man sich kaum öffentlich darüber zu reden, doch schon bald gestaltete das Laus-Thema ganze Nachmittagstreffen und gute Tipps wurden ausgetauscht. Und da die kleinen Bestien auch vor Grenzen nicht zurückschrecken bekam ich hilfreiche Ratschläge auch von Freunden aus der Schweiz und aus dem Elsaß. Letztlich blieb kaum einer verschont und gemeinsam ließ es sich besser ertragen.

„Seid ihr lausfrei?“ wurde so zur gängigen Floskel bevor sich Kinder zum Übernachten verabredeten.

Und dann auf einmal war es vorbei. Es kamen keine Zettel mehr, es gab keine Juckanfälle und vor allem es gab keine kleinen Tiere mehr. Wie oft wir wirklich Läuse hatten, ich weiß es nicht, einmal auf alle Fälle traf es meinen Sohn, einmal mich und etliche Male meine Tochter. Mein Mann blieb verschont, „du riechst wahrscheinlich nicht gut“, versuchte es ihm meine Tochter zu erklären.

Und während ich das alles schreibe, fängt es an, mich fürchterlich zu jucken – aber diesmal ist es ganz bestimmt nur Einbildung.

Anmerkung der Redaktion:
Der vorliegende Artikel wurde im Original vom Heddesheimblog veröffentlicht, das ebenfalls bei Istlokal, dem Netzwerk lokaler Online-Journalisten aktiv ist.
Unter istlokal.de sind bislang rund 50 lokaljournalistische Angebote in einer Arbeitsgemeinschaft organisiert. Die Lokaljournalisten tauschen über weite Strecken hinweg Themen und Erfahrungen aus, die woanders vor Ort ebenfalls wichtig sind. Dabei nutzen sie das “weltweite Netz” heißt, um vor Ort kompetent, interessant, aktuell und hintergründig zu informieren.

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